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Fahrverhalten, Verbrauch & Preis

Einmal Platz genommen, entschädigt das Ambiente für die Akrobatik beim Einsteigen. Der Innenraum ist großzügig mit Leder bezogen. Auch die Verarbeitung stimmt, speziell an den sauberen Nähten, den komplexen Formen und Anschlüssen zu sehen.

Weil es keinen eigenen R-Tacho gibt, gehört der RCZ R zum exklusiven Kreis jener Sportwagen, deren angeschriebene Spitze tatsächlich erreicht werden kann. Multifunktionslenkrad gibt es keines, dafür die noch weniger sinnvollen, peugeot-typischen Satelliten unter den Lenkstockhebeln.

Platz hat man vorne ausreichend, vor allem in der Breite. Nur wirklich Großen fällt der Dachhimmel auf den Kopf. Die richtige Sitzposition finden alle Größen, weil sich Sitze und Lenkrad ausgiebig einstellen lassen. Mittelgroßen FahrerInnen kann es aber passieren, dass ein Teil des Tachos das Lenkrad verdeckt. Die Rundumsicht ist erwartungsgemäß nicht perfekt. In Kurven und Kreisverkehren stört die Breite der A-Säulen.

Hinten endet der Spaß, bevor er angefangen hat. Nur Kinder stoßen nicht mit ihrem Hinterkopf an die Heckscheibe und können die Füße unterbringen. Gerade im R würden wir gerne die Option ziehen, auf die Rückbank aus Gewichtsgründen zu verzichten. Immerhin lässt sich der Fond sehr gut als Gepäckraum nutzen, umgeklappt erst recht.

Gestartet wird per Zündschlüssel. Wohlig brummt der Motor bei Standgas. Membranen im Ansaugtrakt leiten den Klang verstärkt in den Innenraum. Der Sound macht süchtig, so wird das Gaspedal zum Musikinstrument.

Etwas oder viel zu schnell ist man wohl öfters unterwegs. Der kleine 1,6-Liter-Turbo hat Dampf in allen Schaltgassen. Von einem Turboloch ist nichts zu bemerken. Schub und Drehfreude springen tief aus dem Drehzahlkeller. Das größte Drehmoment von 330 Nm liegt zwischen 1.900 und 5.500 Touren an. Einmal am Gas, zeigt Herr R bis ganz hinauf keine Ermüdungserscheinung.

Das kurze Sechs-Gang-Getriebe ist ideal für kurvige Bergstraßen. Außerdem bereitet das Schalten enormes Vergnügen. Und falls nicht: Leistung gibt es auch in schaltfaulen Momenten ausreichend.

Gleichfalls erfreut die geglückte Fahrwerks-Abstimmung, obwohl die Federn deutlich härter und einen Zentimeter kürzer sind als bei der zivilen Version. Wer seinen RCZ hauptsächlich im Alltag bewegt und nur selten auf Kurvenjagd geht, wird die 200 PS-Version in fast allen Belangen als harmonischer empfinden.

Die 70 Extra-PS sind auch in der Lenkung bemerkbar. Wer auf messerscharfes Kurvenwetzen Wert legt, lupft das Gas und grinst wie der Kühlergrill. Dank Differenzialsperre erstaunen Traktion und Bodenhaftung.

Der R hat einen klaren Charakter. Ohne Fahrdynamikschalter, Fahrwerks-Verstellung oder Auspuffsoundtasten. Er verzichtet auf die Illusion in jede Alltagssituation passen zu müssen. Das ist heutzutage rar geworden und macht ihn nur begehrenswerter.

Dieses Gesamtkunstwerk aus Handling, Einlenkverhalten und Bremsen, an Motorcharakter und Sound, es ist authentisch und provoziert den Fahrer. Der R will gefordert werden und bittet darum, zeigen zu dürfen, was in ihm steckt. Noch mehr: er macht süchtig.

Nur im Nassen stoßen die satten 235er-Reifen doch allzu bald an ihre Grenze. Wird es wirklich nass, stören durchdrehende Räder und ungewohnt früh auftretendes Aquaplaning.

Überraschend der Verbrauch: Um die acht Liter sind bei stürmischer Fahrweise kaum zu glauben, weniger ist bei gelassener Gangart jederzeit drin. Werksseitig gibt Peugeot faire 6,3 Liter an.

In der Preisliste findet man den R bei 44.700 Euro. Lediglich Navi, Optik- und Sound-Optionen bleiben offen. Wenn man nicht gerade das hübsche Weiß als Standardfarbe mag stehen für 459 Euro die Metallictöne Schwarz, Grau oder Rot zur Wahl.

Plus
+ kraftvoller, drehmomentstarker Motor
+ hartes, aber neutral abgestimmtes Fahrwerk
+ sehr wirksame Bremsen
+ knackiges Schaltgetriebe
+ braver Verbrauch
+ Handbremse mit Hebel

Minus
- schlechte Rundumsicht
- Fondbank dient nur Ablage-Zwecken
- Traktion und Handling bei Nässe

Resümee
Peugeot hat beim RCZ R alles richtig gemacht. Ein radikaler Sportwagen. Trotz Vorderradantrieb ein Geheimtipp. Selbst, wenn man die Fahrleistungen auskostet, bleibt der Verbrauch im Rahmen. Was ihm fehlt, ist einzig der Warnaufkleber: „Vorsicht – Suchtpotenzial“.

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