
Ford Focus ST 2.0 EcoBoost Traveller - im Test | 03.09.2015
Fahrverhalten, Verbrauch & Preis
Text und Fotos: Johannes Toth
Den Focus liefert Ford als Volumensmodell mit unzähligen Motorisierungen aus. Das Spitzenmodell ST gibt es in zwei Motor-Spezifikationen, wobei es neuerdings auch ein Diesel sein darf.
Der 2-Liter TDCi Turbo-Selbstzünder schwingt 185 PS via 400 Nm auf die Straße und steht mit dem Sprint auf Hundert in 8,1 Sekunden sowie einem Normverbrauch von 4,2 l Diesel in der Liste.
Wir hatten das Vergnügen mit dem 2,0 EcoBoost Turbo Benziner, der 250 PS und 345 Nm Drehmoment aufweist. Um den Traveller – also das Modell mit Kombi-Heck – käuflich zu erwerben, sind zumindest 35.500 Euro mitzubringen.
Unser Testmodell war formidabel ausgestattet mit Assistenz-Paket, ST-Paket 2, Navi-Paket Ford SYNC 2, dem Key-Free System und einigem mehr. Der Preis klettert dann unterm Strich auf 43.300 Euro.
Für dieses Geld bekommen wir aber einen echten Sportler im Kompaktwagen-Dress. Die 6,5 Sekunden auf Hundert vergehen in diesem Auto gefühlt viel schneller. Die magische Höchstgeschwindigkeit von 250km/h wird nur um zwei km/h unterschritten.
Die sechs handgeschalteten Gänge lassen sich exakt und knackig verwalten. Vollgas-Beschleunigung geradeaus führt zwar nicht zu hilflos durchdrehenden Rädern, aber der ST zerrt gewaltig an den Vorderrädern und scheint allen Rillen nachzulaufen, die er findet. Aber wer sagt, dass wir immer nur geradeaus beschleunigen müssen. In Kurven macht´s sowieso mehr Spaß.
Und dort liegt die Stärke des Focus ST. Via Torque Vectoring Control - das entlastete innere Rad wird kontrolliert gebremst, weshalb die Leistung sich auf das gripreiche äußere Rad konzentrieren kann - wird die Spurstabilität in engen Kurven signifikant verbessert und das Herausbeschleunigen zum Vergnügen.
Das funktioniert nicht nur am Papier, sondern auch in echt, zum Beispiel auf engen Kärntner Bergstraßen. Der Sportford lässt sich exakt durch enge Kurven zirkeln, ohne zu untersteuern, fein rausbeschleunigen und bietet dabei richtigen Spaßfaktor mit kernigem Motorsound.
Ebenso gereichen uns übersichtliche Autobahnauffahrten, natürlich vorwiegend in Deutschland, zur Freude. Mit dem Zweier am Gas hängend durch die Kurve, weit im oberen Drehzahlbereich den Dreier rein, nochmal schön ausdrehen – hoppla, schon 160.
Da gewinnt ein Evergreen von Entertainer Heinz Erhardt gleich eine neue Bedeutung: „Fährt der alte Lord fort, fährt er nur im Ford fort.“ Wir verstehen und beneiden ihn, denn vermutlich steht ein Focus ST in seiner Garage.
Im täglichen Leben fällt das schlüssellose Zutritts- und Startsystem sehr angenehm auf und ist seine 385 Zusatz-Euro allemal wert. Die Flaschenhalter in der Mittelkonsole sind stufenlos größenverstellbar und klemmen unterschiedlichste Behältnisse. Weil nichts ist mühsamer, als freifliegende Gegenstände bei forscher Kurvenfahrt.
Wenn die Schwiegermutter wirklich mal was Größeres zu transportieren hat und das schnell, können natürlich die Fondlehnen umgelegt werden. Da die Vordersitze dazu allerdings nach vorne gerückt werden müssen, sind die Platzverhältnisse für Fahrer und Beifahrer dann leider etwas enger.
Betreffend Durst wäre noch zu sagen, daß die Techniker im Vergleich zum Vorgängermodell den Normverbrauch um sechs Prozent reduzieren konnten. Am Papier steht jetzt ein Normverbrauch von 6,8 Liter. Weil bei diesem Motorsound keiner freiwillig bei 1.500 Umdrehungen raufschaltet, mussten wir im Test gute zwei Liter addieren.
Plus
+ sehr agiles und knackiges Fahrverhalten
+ hängt ordentlich am Gas
+ dank Sportfahrwerk und neuer Lenkungsabstimmung wunderbar agil
+ ESP in drei Stufen einstellbar
+ Flaschenhalter vielfach verstellbar
Minus
- zerrt bei starker Beschleunigung am Lenkrad und folgt Spurrillen
- Ambientebeleuchtung im Wageninneren nur vorne
- großer Wendekreis
Resümee
Wer ein relativ dezentes Auto mit ordentlichem Nutzwert bei trotzdem hohem Spaßfaktor sucht, wird mit dem Ford Focus ST garantiert glücklich. Das ganze Auto ist insgesamt knackig konzipiert und bereitet jeden Tag Freude. Einziger Wermutstropfen ist bestenfalls der Preis – aber auch nur dann, wenn man es besonders nett haben will und tief in der Extra-Kiste wühlt.