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Ritt auf der Kanonenkugel

Götterdämmerung: Der neueste Akt in der automobilen Oper von McLaren heißt 570GT - ein sogenanntes Einstiegsmodell mit 570 PS.

Klaus Brieter/mid

Auf unserer Testfahrt mit dem McLaren 570GT haben wir es nicht leicht: Wo immer wir auch anhalten, fragen uns die Zaungäste Löcher in den Bauch.

Und auch das: An einer Ampel hebt ein kreuzender Radfahrer anerkennend den Daumen und nickt uns freundlich zu. Mit seinem weißen Haar und dem Pferdeschwanz sieht er aus, wie ein alt gewordener Cowboy. Er hätte uns diese Referenz wohl auch dann erwiesen, wenn er hoch zu Ross unseren Weg gequert hätte.

Wir wollen zum erwidernden Gruß schon stolz die Flügeltüren anheben und das Aussteigen simulieren, aber dann springt die Ampel wieder auf Grün und wir müssen weiter.

Weiter. Raus aus der Stadt, die nicht unbedingt das Element des McLaren ist. Obwohl er demütig bei jedem Anhalten dank der Start-Stopp-Automatik den Motor abschaltet.

Mit der Stadt im Rücken geht es auf die Autobahn. Hier zeigt der schnittige Zweisitzer, wie ein 3,8-Liter-V8 mit Doppelturbo und 419 kW/570 PS mit 1.350 kg Leergewicht plus zwei Insassen zu Werke geht: In 3,4 Sekunden geht es auf 100 km/h, nach 9,8 Sekunden fällt die 200 km/h-Marke. Maximal soll sogar Tempo 328 möglich sein. Ein Ritt auf der Kanonenkugel.

Hinter den Schulterblättern brabbelt, trompetet und röhrt das Triebwerk. Trotzdem wird das Konzert aus acht Töpfen und zwei Endrohren nicht nervtötend. Denn der 570GT ist sozusagen die domestizierte Version des neuen McLaren-Trios aus 540C, 570S und 570GT. Er will mehr der Reisewagen für die längere Strecke sein als der Sprinter für den Ausritt vor dem Schlafengehen. Und deswegen ist er besser gedämmt als seine zornigeren Brüder, die mehr Härte zeigen. Und er hat statt 150 Liter Kofferraum sogar 370 Liter. Welch ein Luxus!

Obwohl McLaren eine relativ kleine Sportwagenschmiede im südenglischen Woking mit hohem Anteil an Handarbeit ist, überrascht die gute Verarbeitungsqualität. Aber vielleicht ist es ja genau das, was zum akkuraten Ergebnis führt: Manufaktur statt Massenfertigung.

Nicht perfekt und daher etwas gewöhnungsbedürftig zeigt sich dagegen die Anordnung der Schalter rund um das Lenkrad. Eine klare Gruppierung der Funktionen könnte die Sucharbeit deutlich reduzieren.

Sonst passt alles. Das Lenkrad lässt sich in der Höhe und auch in der Tiefe einstellen und der Kübelsitz mit optimaler Seitenführung kann in Höhe und Neigung variiert werden.

Für hohe Stabilität der Fahrgastzelle sorgt eine steife Monocoque-Wanne aus Carbon, in der Sitze und Cockpit integriert sind. An dieser Stelle profitiert McLaren von seiner Erfahrung in der Formel 1.

Wie schon angedeutet, gibt sich der 570GT in seiner Gesamtabstimmung harmonischer als der 540C (die Zahl steht hier für die etwas geringere PS-Leistung) und der 570S.

In seinen beiden Brüdern fühlt sich der Fahrer wie ein integraler Bestandteil des Fahrwerks, das spürbar härter in die Wirbelsäule und in die Hände schlägt. Besonders bei hohem Autobahntempo ist ständiges Korrigieren mit dem Lenkrad angesagt, wenn die Sprinter auf Kurs bleiben sollen. Nicht so beim geschmeidigeren 570GT.

In allen Versionen kann der Fahrer über zwei kleine Drehschalter auf der Mittelkonsole in drei Stufen individuell nachjustieren, wie spontan die Lenkung, das 7-Gang-DSG-Getriebe und das Fahrwerk zu Werke gehen sollen.

Den größten Fahrspaß vermittelt der 570GT jedoch auf kurvenreichen Landstraßen. Jede Biegung wird mit so hoher Präzision und Trittfestigkeit umrundet, als wären die Laufflächen der Räder extra mit Klebstoff beschichtet worden.

Der neu ins Programm genommenen "Gran Turismo" von McLaren ist mit seinen Brüdern der "5er-Reihe" die Funktion des Einsteigermodells zugedacht. Natürlich nicht als Discounter. Beim 570GT hebt sich das Portal des Händlers erst, wenn 195.350 Euro überwiesen sind - im boliden-freundlichen Deutschland. In Österreich muss man aufgrund der enormen Steuerbelastung rund 100.000 Euro für den Fiskus aufschlagen.

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