Ford Mustang Mach 1 im Test | 06.06.2023
Nicht überall, wo Mach draufsteht, ist E drin
Mach-E, Mach 1, mach mal langsam! Also eigentlich: sehr schnell. Hier kommt der flotteste Benziner-Mustang am Markt mit V8 statt Elektromotor und herrlichen Retroelementen.
Mag. Severin Karl
Ah, du fährst elektrisch, meint der Freund, der das Detailfoto mit dem Schriftzug Mach 1 vom Heck des orangen Ford Mustang zugeschickt bekommt. Ui, voll daneben, nicht alles, wo Mach draufsteht, ist heutzutage ein Mach-E. Mach 1 bezieht sich vielmehr auf das Urmodell von 1969. Damals wie heute unter der langen Motorhaube mit dem schwarzen Kontraststreifen: ein über 5 Liter großer V8. Benziner, eh klar.
Was ist mit Eco+?
Ob die Fahrmodi Eco und Eco+ in diesem Brachialsportler auch Spaß machen? Schwer zu sagen, nachdem diese gar nicht erst einprogrammiert worden sind. Stattdessen sind Sport+, Rennstrecke oder gar Drag Strip Mode per Knopfdruck auszuwählen. Wer das Verhältnis mit den Nachbarn schonen will, sollte bald nach dem Start den Auspuffsound auf „Leise“ stellen (das merkt er sich leider nicht) und eventuell die Zwischengasfunktion deaktivieren (die bleibt deaktiviert). Der blubbernde Motor ist nicht das einzige, das die Vergangenheit beschwört. Deaktiviert man den Touchscreen (dieser ist zum Glück weit unten platziert) fühlt man sich vor allem nachts wie anno dazumal. Schön: Er schaltet sich nicht bei jedem Lenkradtasten-Befehl wieder an, das finden wir nicht oft. Natürlich gibt es Digi-Instrumente, aber in lässigem Oldschool-Look. Auch die Billardkugel als Schalthebel, die Toggle-Switches (Fahrmodi lassen sich leider nur in eine Richtung verändern) und der symmetrische Aufbau des Cockpits sowie die Recaro-Sitze gefallen. Wer an den Familienausflug denkt: Hinten kann man zwar gut sitzen, hat für den Kopf aber kaum Platz. 1,75 Meter ist wohl das Maximum für Fahrgäste.
Retro-Charme und Handarbeit
Der Aufpreis für den Mach 1 beträgt in der Mustang-Preisliste über 12.000 Euro: Dafür bekommt man 11 PS mehr, das adaptive MagneRide-Fahrwerk, Heckspoiler, dunkle Außenspiegelkappen, B&O-Sound und diverse weitere Details. Als Convertible ist der Top-Mustang nicht zu bestellen, sehr wohl aber mit 10-Gang-Automatik (3.000 Euro Aufpreis). Wir finden: Wenn wir schon derart gestrig – wertfrei! – unterwegs sein wollen, dann mit echter Handarbeit. Wer fleißig ist, kommt dann mit 8 Liter Verbrauch zurecht, 12 Liter und mehr sind leichter zu erreichen, wenn der V8 seine Arbeit ungezügelt verrichten darf. 12,4 Liter sind der WLTP-Wert. Unser Testwagen mit Recaro-Sitzen, speziellen 5-Speichen-Rädern im Y-Design, Alarmanlage und dem irren Cyber Orange Metallic kam auf 88.650 Euro. Einen V8 mit 460 PS bekommt man zu dem Preis nirgends. Drum ist der Mustang unter den Petrolheads so beliebt.
Retro-Charme, Mega-Sound und zwischen lässigem Cruisen und heißen Drifts breit gespreizter Charakter sprechen für den Mustang. Im extra auffälligen Mach 1 bekommt man den Sozialneid leider besonders deutlich zu spüren: Schneiden, nicht vorbeilassen oder überholen, nur um einen dann abrupt auszubremsen gehören zur Tagesordnung. Selbst wenn der Mustang Mach 1 ganz entspannt durch den Tag rollt. Schade ihr lieben Leute!