Ausfahrt: BMW X2 M35i xDrive und Mercedes-AMG GT 63 4Matic+ | 19.10.2024
Einfach mal „Blau“ machen – mit PS-starken Allradmodellen
Diese beiden Kraftprotze, das Kompakt-SUV BMW X2 M35i xDrive und der Sportwagen Mercedes-AMG GT 63 4Matic+, ermöglichen auf ganz unterschiedlich Weise, allradgetrieben abzuschalten.
Mag. Severin Karl
Stern & AMG, Propellor & M: Jedes Markenlogo und die entsprechende Bezeichnung der jeweiligen Sportabteilung sorgt bei den Fans für Tagträume – wenn denn das richtige Modell bereit steht. Entscheidungsschwach, wie wir sind, haben wir wahllos zugegriffen und hatten dabei nur drei Vorgaben: Leistung satt, Allrad und eine tiefblaue Lackierung. Denn heute wollen wir einfach einmal blau machen!
Happige Aufpreise für die Farben
Das ungleiche Duo für diese Ausfahrt hört auf die Namen BMW X2 M35i und Mercedes-AMG GT 63 4Matic+. Bei den PS-Angaben muss keiner der beiden den Klassenvergleich scheuen: Ein sportlich geschnittenes SUV mit 4,57 Meter Länge und 300 PS macht ebenso den Mund wässrig wie ein 1,35 Meter hoher Sportwagen mit nahezu der doppelten Leistung (595 PS). Kurz die Farbfrage abgehakt. BMW bringt Individual Frozen Portimao Blue metallic an den Start und verlangt knapp 2750 Euro dafür. Bei Mercedes-AMG blicken wir auf Manufaktur Spektralblau Magno, das den Kaufpreis gleich um rund 9700 Euro nach oben treibt. Man sieht: In dieser Liga muss man nicht groß über Extras nachdenken. Umso lustiger, dass das Rollo fürs Glasdach (es heißt zwar Panoramadach, aber so klein, wie es ist, wollen wir es nicht so nennen) manuell zu bewegen ist. Aber zurück zur Lackierung: Bei der BMW-Farbe schwingt immer ein Hauch von Lila mit, subjektiv gefällt uns der Mercedes-Ton besser.
Auch Traumautos haben Schwächen
Wir dürfen gleich Entwarnung geben: Auch wenn die beiden Fahrzeuge nach abgehobenen Traumwagen klingen und mit über 80 000 Euro für das SUV und über 300 000 Euro für den Sportwagen emfindlich ins Geld gehen, auch sie haben Schwächen, es ist nicht alles Gold, was blau schimmert. Setzen wir uns in den BMW, der schöne Alcantara-Elemente quer über das Armaturenbrett und eine rote 12-Uhr-Markierung am Lenkrad aufweist. Viele weitere Elemente im Cockpit versprühen dann allerdings weniger tolles Flair im Vergleich zu anderen BMW-Modellen. Auch ein gewisses Van-Feeling lässt sich nicht abschütteln. Die große Enttäuschung setzt beim ersten Überholmanöver auf der Landstraße ein, wo an den Rädern gezerrt und um Grip gekämpft wird. Noch einmal ein Blick in das Datenblatt: Haben wir tatsächlich den Allradler bekommen? Ja, hm.
Auch der Mercedes-AMG ist nicht frei von Tadel, wobei diese Punkte von den meisten aktuellen Mercedes-Modellen bekannt sind. Die Touchfelder am Lenkrad lassen sich einfach nicht punktgenau bedienen – in einem Auto für diese Summe möchte man sich bei Tempomateinstellungen eigentlich nicht ärgern.
Mit dem Wissen um die kleinen Macken bewegt man die beiden Blaumänner unbeschwerter über die Landstraßen und staunt, dass der Sportwagen dem SUV trotz doppelter Power nur 2,2 Sekunden auf 100 km/h abnimmt – er ist halt 200 Kilogramm schwerer! Die Verbräuche bewegen sich ab 8,4 Liter beim X2 (knapp über dem WLTP-Wert) und ab 13,5 Liter beim GT (knapp unter WLTP). Weit mehr ist natürlich immer drin, wenn man einen Tag lang richtig blau macht.
Datenvergleich BMW / Mercedes
Zylinder: 4 in Reihe / V8
Leistung: 300 PS / 585 PS
Drehmoment: 400 Nm / 800 Nm
0–100 km/h: 5,4 S. / 3,2 S.
Spitzentempo: 250 km/h / 315 km/h
Testwagenpreis: 83.413 Euro / 304.283 Euro