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Cabrio-Geburtstage: Hoch sollen sie leben!

Die Jubilare Ford Mustang und Mazda MX-5 bereichern seit Jahrzehnten unsere Straßen mit ihrer Offenheit. Gemeinsam haben sie 95 Jahre auf dem Buckel – ihre Ansätze sind jedoch grundverschieden.

Mag. Severin Karl

Gegensätzlicher könnten sie kaum sein: Wenn wir Ford Mustang und Mazda MX-5 gemeinsam zum Fotoshooting bitten, dann nicht, weil sie so vergleichbar sind. Nein, es handelt sich um eine Geburtstagsfeier der besonderen Art: Immerhin wird der US-Amerikaner heuer 60 Jahre alt und der Japaner hat auch schon 35 Jahr auf dem – wenn das Dach offen ist: nicht vorhandenen – Buckel. Den Blick in die Geschichtsbücher sparen wir uns heute aber und steigen lieber gleich ein. Die Wahl fällt entsprechend schwer und wird eher durch den eigenen Charakter bestimmt. Einmal „Schere, Stein, Papier“ später fahren wir los.

Blubbernd-brachial: Ford Mustang

Kandidat Nummer eins ist der Ford Mustang geworden. Bei uns als GT in einem schreienden Rot, das mit den schwarzen Akzenten wie ein Ausrufezeichen auf den Asphaltbändern des Weinviertels wirkt: Schau! Mich! An! Der Startknopf erweckt den weiterentwickelten V8 zum Leben, dessen lautstarke Artikulation aus über fünf Litern Hubraum ein weiteres Ausrufezeichen hinzufügt: Hör! Mir! Zu! Kann man leiser schalten, wofür man in mehrere Untermenüs eintauchen muss. Wer seine Nachbarn schätzt, kann einen Zeitplan einstellen, in dem die Klappen zu bleiben. Im passenden Umfeld gibt es jedoch noch Modi zur weiteren Soundverschärfung. Blubbernd cruisen oder brachial Meter machen beherrscht der Mustang beides. Dabei wirkt er stets ein wenig kopflastig, trotz zehn Gängen wartet die Automatik immer wieder mit Rucken auf, vor allem, wenn das Tempo rasch gewechselt wird. Drin sitz man bequem, blickt auf eine Doppelbildschirm-Landschaft und kann hinten noch zwei sehr kleine Fahrgäste mitnehmen – vier Erwachsene wollen so nicht gemeinsam auf Tour gehen. Nicht zuletzt, da der Kofferraum cabriotypisch schlecht nutzbar ist, auch wenn 332 Liter auf dem Papier vielversprechend klingen.

Laserscharf: Mazda MX-5

Umstieg in den Mazda MX-5: Alles viel enger geschnitten hier, aber auf die Art, dass man mit dem Auto verstärkt eine Einheit bildet, sich eingebunden fühlt. Irre, wie man plötzlich das Gefühl hat, laserscharf die Kurven zu carven. Das asymmetrische Sperrdifferential an der Hinterachse hilft beim stärkeren Motor im Portfolio serienmäßig mit. Bevor man derart freudig über die Landstraßen wedelt, weckt man niemanden auf: Der Start des Zweiliter-Vierzylinders verläuft recht unspektakulär. Auch optisch bleibt man dezent unterwegs, die vierte Generation (ND) belebt immerhin seit 2015 unser Straßenbild und die minimal nachgeschärfte Leuchtenoptik vorn und hinten merken nur Hardcore-Fans. Das beige Stoffverdeck des Sondermodells Kazari und die neue Metallic-Lackierung Aero Grey stechen schon eher heraus. Als fixer Zweisitzer stellt sich hier nie die Frage, wer aller mitkommt. Schon eher, was: 130 Liter Kofferraumvolumen stellen selbst asketische Paare beim Packen vor Probleme.

Ein Fest der Kontraste

Im Vergleich zum Vorjahr (Zeitraum: Jänner bis inkl. Juni) ist das Cabriosegment in Österreich relativ stabil (-0,88 Prozent), während der Gesamtmarkt um 6,65 Prozent anstieg. Der knapp 95.000 Euro teure Mustang ist gerade noch in den Top 10 zu finden. Der in der Basis 34.250 Euro teure MX-5 steht auf einem sicheren Platz 4 (wie 2023). Grundsätzlich sind Cabrios noch nischiger unterwegs als früher, als es noch richtige Trends gab. Losgetreten etwa vom MX-5 Anfang der 1990er oder von den Festdachcabrios Anfang der 2000er. Unsere Geburtstagskinder zeigen schön, welche Bandbreite dennoch auf dem Markt zu finden ist. Der 3,92 Meter lange, knapp über eine Tonne schwere Mazda, spricht eine gänzlich andere Klientel an als der 4,81 Meter lange, 1,8 Tonnen schwere Ford. Nicht zuletzt durch die Preisgestaltung von knapp 43.000 Euro bei unserem Kazari im Vergleich zu 94.343 Euro beim GT Convertible. 184 PS beim Japaner treffen auf 446 PS beim Ami, der Verbrauch wird mit 6,9 Liter (WLTP) beim handgeschalteten MX-5 angegeben, wobei man locker drunter bleiben kann, während der Automatik-Mustang 12,4 Liter (WLTP) schluckt, die auch locker überboten werden. Analoge Armaturen, Infotainmentdisplay ohne Berührfunktion und mechanische Handbremse finden sich im grauen Fahrzeug, während das rote Pferdchen mit 12,4 Zoll großen Digi-Instrumenten, 13,2-Zoll-Touchscreen – beides mit zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten und Spielereien – sowie E-Handbremse samt großem Handgriff aufwartet. Ein Fest der Kontraste, wie es schöner nicht sein könnte. Noch einmal Schere, Stein, Papier und wir fahren weiter!

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