
Wintertourenfahrt 2005 | 24.01.2005
Halb Frühling, halb Winter, volle Herausforderung
Die diesjährige Ausgabe der Wintertourenfahrt war wohl die schwierigste der „Neuzeit“ und forderte Mensch und Material bis aufs Äußerste.
„Frühlingsfahrt?“ betitelten wir unsere Vorschau auf die 3. Wintertourenfahrt der Neuzeit – und am Start in Enzersfeld sah es so aus, als ob wir Recht behalten sollten. Es war zwar kühl, zwischendurch kam aber die Sonne heraus und selbst wenn man den Schnee der Länge nach abgemessen hätte, man wäre nicht auf viel mehr als ein paar Zentimeter gekommen…
Um 10:30 führte der Bürgermeister von Enzersfeld, Herr Schiel, das Feld durch das Startzelt an. Das Teilnehmerfeld war riesig, von den 71 genannten Fahrzeugen waren nur wenige nicht nach Niederösterreich gekommen.
Sofort nach dem Start mussten die Teilnehmer eine Gleichmäßigkeitsprüfung durch die Weinberge von Enzersfeld bewältigen. Strecke und Streckenlänge war den Teams bis unmittelbar vor dem Start unbekannt – eine enorme Herausforderung für die Beifahrer, die zu Beginn am Besten vier Hände gebraucht hätten. So war es kein Wunder, dass sich einige Teams schon kurz nach dem Beginn der Veranstaltung „verfranzt“ hatten…
Der Weg führte die Teams über kleinere und größere Straßen nach Senning, auf den Flugplatz. Bis auf einige nasse Abschnitte waren die Bedingungen wunderschön, zwischendurch kam sogar die Sonne zum Vorschein.
Auf dem Flugplatz von Senning, in der Nähe von Stockerau, war dann eine Beschleunigungs- und Zielbrems-Prüfung zu absolvieren. Von dort aus wurde laut Roadbook nach Klein-Wilfersdorf gefahren, wo im Feuerwehrhaus, im Rahmen einer Passierkontrolle, eine kleine Stärkung übergeben wurde.
Der mächtigste Teil der Rallye führte die Akteure über eine Strecke von 119 Kilometer, mit einem vorgegebenen Schnitt von 48 km/h, nach Albrechtsberg im Waldviertel. Schon auf dem Weg dorthin gab es exzellente Möglichkeiten, sich kolossal zu verfahren – von vielen Teams wurde diese Gelegenheit „eiskalt“ ausgenutzt, die abenteuerlichsten Wege wurden gewält…
Kurz vor diesem Zielort zeigte die Wintertourenfahrt dann erstmals ihre Zähne: Vor allem in schattigen Waldpassagen tauchten völlig vereiste bzw. schneeglatte Abschnitte auf, vorsichtige Fahrweise und eine ruhige Hand am Lenkrad waren gefragt.
Im Dorfgasthaus von Albrechtsberg war die Mittagspause angesetzt. Eine Pause, die dringend nötig war. Schon die Strecke, die die Teilnehmer bereits hinter sich hatten, war äußerst selektiv. Doch das, was darauf folgen sollte, war schlicht und ergreifend außergewöhnlich.
Es galt, rund um Albrechtsberg einen ca. 60 Kilometer langen Rundkurs zu absolvieren. Und der hatte es in sich. Gäbe es einen Preis für die am Meisten vereisten Straßenabschnitte Österreichs, die Gegend um Albrechtsberg wäre als überlegener Sieger hervorgegangen. Böse Zungen könnten außerdem behaupten, der Veranstalter hätte die Straßenmeistereien bestochen, dass auf den betroffenen Straßen nicht gestreut wird… Kurzum: Es war unglaublich schwierig zu fahren und der Autor dieser Zeilen war heilfroh, auf einen Allradantrieb vertrauen zu können. Eis- und Schnee-Passagen wechselten sich mit Schneeverwehungen ab, langsam brach auch die Dunkelheit über das Waldviertel herein.
Die Rückfahrt in das Weinviertel wurde dadurch nicht leichter. Über einsame Wald- und Wiesen-Wege, darunter ein besonders schwieriger Schotterabschnitt, der teilweise komplett vereist war, führte der Weg die Teilnehmer bis nach Hollabrunn.
Auf der dortigen Autocross Strecke war ein Geschicklichkeits-Slalom auf der Rennstrecke geplant gewesen, in Hollabrunn war der Winter allerdings zu schwach und so war die Schotterpiste keine Schotter- sondern eine Schlamm-Piste, tief und unpassierbar. Ein kleiner Slalom rettete die Wertung und machte den Teilnehmern auch Spaß.
Von dort ging es dann wieder nach Enzersfeld, wo vor den Gasthaus Scheiterer das Ziel aufgebaut war. 52 Teams erreichten dasselbe, einige mit über einer Stunde Verspätung. Auf den knapp 350 Kilometern hatte es unzählige kleinere Ausrutscher gegeben, die Gott sei dank alle ohne große Folgen blieben.
Im nächsten Jahr muss es einfach wieder eine Wintertourenfahrt geben, so viel steht für alle Fahrer und Beifahrer jetzt schon fest. Vielleicht klappt es dann ja auch einmal mit dem Wetter und die Straßen im Wein- und Waldviertel präsentieren sich durchgehend schneebedeckt?