Lancia im Film | 22.08.2006
Von Turin nach Cinecittá
Lancia ist Hauptsponsor des 63. Internationalen Filmfestivals in Venedig und feiert in der Lagunenstadt den hundertsten Geburtstag: Am 29. November 1906 rollte das erste Auto der Marke aus den Werkshallen in Turin.
Die Verbindung zwischen Lancia und dem Kino geht bereits auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Schon in frühen Turiner Stummfilmen half der eine oder andere Lancia den großen weiblichen und männlichen Stars zu einem großen Auftritt.
Im Kino der dreißiger Jahre und insbesondere im Genre der so genannten „telefoni bianchi“ begleiteten Lancia-Automobile die Träume des Publikums über die Schwelle der „tausend Lire im Monat“: Ein weißes Telefon war damals ein Statussymbol und Zeichen für materiellen Wohlstand (die einfachen Standard-Apparate für Normalsterbliche waren schwarz).
Auch der Schriftsteller Ernest Hemingway und die größten Leinwand-Diven ihrer Zeit, Greta Garbo und Marlene Dietrich vertrauten auf die Qualität und den Luxus, den ihnen Lancia bieten konnte, zum Beispiel mit dem Modell Dilambda mit Achtzylinder-Motor. In den fünfziger und sechziger Jahren zegten sich Stars wie Gary Grant, Marcello Mastroianni und Brigitte Bardot gern im Lancia und einige Filmregisseure setzten bei ihren Werken häufig auf die unterstützende Wirkung attraktiver Autos. In dem bekannten Film „Il piccolo mondo di Don Camillo“ von 1952 befördert ein herrschaftlicher Lancia Astura aus den dreißiger Jahren den zum Bischof aufgestiegenen Don Camillo, verkörpert natürlich von Fernandel, zu den Auseinandersetzungen mit seinem alten Widersacher Peppone.
Im Sommer 1956 drehte Roger Vadim, Star am französischen Regisseurhimmel, mit „Und ewig lockt das Weib“ (Originaltitel: „Et Dieu… créa la femme“) einen großen Leinwandklassiker, mit dem seiner damaligen Gattin, der wirklich sehr lockenden Brigitte Bardot, der internationale Durchbruch gelang. Für Cineasten ist dieser Film vor der Kulisse der Cote d'Azur, in dem Curd Jürgens und Jean-Louis Trintignant Widersacher verkörpern, einer von Vadims besten Filmen; Automobilenthusiasten erfreuen sich an den zahlreichen Szenen mit dem Design-Klassiker Aurelia B 24 Spider von Pininfarina. 1958 unterstreicht ein Aurelia B10 in „Diebe haben´s schwer“ (Original: „I soliti Ignoti“) den Stil der Zeit.
Dino Risi, einer der großen Filmregisseure Italiens, kreierte 1962 mit seinem Werk „Il sorpasso“ (gewohnt plumper deutscher Titel: „Verliebt in scharfe Kurven“) ein neues Genre, das später als „Road Movie“ zahlreiche Nachahmer finden sollte. In dieser klassischen Komödie, die die Sitten und das Leben des italienischen Wirtschaftswunders der fünfziger Jahre persifliert, brillieren Catherine Spaak, Vittorio Gassmann und Jean-Louis Trintignant als liebenswerte Vertreter des dolce far niente. Ihr automobiler Begleiter auf einer zweitägigen Autofahrt entlang der tyrrhenischen Küste von Rom nach Livorno über die Via Aurelia ist – treffend! - ein Aurelia B 24 Convertibile.
Mit diesem Werk gewann Risi 1963 in New York den Critics Circle Award für den besten ausländischen Film – vielleicht auch wegen der zahlreichen und überaus dynamischen Fahrszenen mit dem eleganten Lancia. Von der innovativen Technik (erster V6-Leichtmetallmotor mit 112 PS aus 2,5 Liter Hubraum, Transaxle-Bauweise, Einzelradaufhängung rundum) war auf der Leinwand nicht viel zu sehen.
1966 entschied sich Claude Lelouch für ein sportliches Flavia Coupè als Hauptdarsteller-Auto in „Un homme et une femme” („Ein Mann und eine Frau“), und zwar in der Rennversion. Wiederum sitzt Jean-Louis Trintignant am Steuer; er spielt einen Rennfahrer.
Das lag bei ihm gewissermaßen in der Familie: Sein Onkel Maurice Trintignant war der erste französische Sieger eines Grand Prix (Monaco 1955) und gewann 1954 die 24 Stunden von Le Mans. Später fuhr er einen Lancia D50 in der Formel 1. Zurück zu Mann und Frau: Die Wahl des Lancia Thema in der weniger erfolgreichen Fortsetzung von 1986 „Un homme et une femme: vingt ans déjà“ („Ein Mann und eine Frau - Zwanzig Jahre später“) war ebenfalls stimmig.
Auch in eher eklektischen Produktionen, ist Lancia vertreten wie beispielsweise dem blutdurchtränkten “Profondo Rosso” („Farbe des Todes“) von Dario Argento aus dem Jahr 1975 – hier mit dem damals avantgardistischen Fulvia Coupè. Gegenpol dazu: In der Walt-Disney-Produktion „Herbie goes to Monte Carlo“ von 1977 verliebt sich der deutsch-amerikanische Held unsterblich in ein Lancia Montecarlo Coupé (und ewig lockt das Weib!). Ein Delta wiederum bekommt 1981 in „Pour la peau d’un flic“ (verdeutscht: „Rette deine Haut, Killer“) einiges an rabiater Fahrweise von Alain Delon zugemutet. Damals war der Delta gerade zum „Auto des Jahres“ gewählt worden.
Von der Leinwand zum Plasma-Screen, jüngstes Beispiel der Lancia-Präsenz: Im für die Reifenmarke Pirelli gedrehten Kurzfilm „The Call“ von Antoine Fuqua treffen zwei Charakterköpfe aufeinander. Das aktuelle Lancia-Flaggschiff Thesis bringt John Malkovich als Exorzist lautlos zu seiner Verabredung mit dem Bösen.