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Rock'n'Roll auf Rädern

1957 war vielleicht das definitive Jahr der 1950er - in Amerika lieferte Chevrolet dazu das definitive Auto, heute ein gesuchtes Sammlerstück.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: Werk

Jedes Jahrzehnt hat "sein" Jahr. 1968 markiert den Höhepunkt dessen, was wir uns unter dem "Summer of Love" vorstellen, ab 1969 gings steil bergab. Die Siebziger tun sich schwer mit den Highlights, dafür liefert die Flatterkragen-Ära aber ein erstaunlich zähes Rückzugsgefecht. Die letzte echte Glockenhose wurde am 31.12.1983 feierlich verbrannt, denn 1984 war sicher DAS Jahr seiner Dekade.

Und vorher? 1939 und 1945 waren begreiflicherweise recht wichtig, und 1955 hatte zumindest lokale Bedeutung. 1957 war hierzulande die Geburtstunde der Austrian Airlines und eines Erfrischungsgetränkes namens Almdudler. Peter-Kraus-Fans und Ted-Herold-Fans taten sich gegenseitig körperliche Gewalt an, Simmering-Kapfenberg war Brutalität, man fuhr hauptsächlich Motorroller, weil man sich (noch) kein Auto leisten konnte.

Nach globalen Maßstäben war bei uns also, wie fast immer, eher wenig los. Wer heute an "die Fünfziger" als allgemeinen Begriff denkt, hat zumeist eine amerikanische oder doch amerikanisierte Vista im Kopf: Neon, Jukebox, Pettycoat, und Autos. Nicht den Puch 500, oh nein: Die klassischen Ami-Schlitten - vor allem einen.

Die 1911 vom Schweizer Rennfahrer Louis Chevrolet gegründete Marke, seit 1917 Teil des General-Motors-Konzerns, tat sich Mitte der 1950er schwer gegen den ewigen Hauptkonkurrenten um die Nummer 1 am Markt, Ford. Am Styling haperte es, da hatten Henry und seine Mannschaft die Nase von – der Ausrutscher mit dem Edsel lag noch in der Zukunft. Für den Jahrgang 1955 kübelte Chevrolet deshalb sein bisheriges Modell mit den angesetzten hinteren Kotflügeln und katapultierte sich mit voller Wucht in die Fifties.

Die drei Ausstattungslinien hießen 150, 210 und - heute das meistgesuchte Modell - Bel Air. Es war auch das Jahr des ersten V8-Motors bei der GM-Basismarke, 4.323 cm³ groß, 164 SAE-PS stark und „Turbo Fire“ genannt. Weil Ford auch nicht schlief und mit Fairlane & Co. attraktive Konkurrenz in den Schaufenstern parkte, legte Chevy dann zwei Jahre später das entscheidende Schäuferl nach.

Im Oktober 1956 bereits rollten die ersten Autos mit dem überarbeiteten Styling für 1957 auf den Markt. Es gab eine Limousine, ein Hardtop-Coupé und ein Cabriolet, daneben als „Nischenmodell“ einen ähnlich gestylten Kombi namens Nomad. Gemein war ihnen die Eleganz. Ja, damals konnten amerikanische Autos noch elegant sein.

Die neuen Chevies gaben sich, verglichen mit den Chrom-Rüstungen bei Buick und Cadillacs Heckflossen-Exzessen, beinahe minimalistisch. Dafür zählten innere Werte, das PS-Rennen zwischen den Großen Drei in Detroit kam langsam in Schwung. Der stärkste Motor hatte jetzt 4,6 Liter Hubraum und leistete als Benzineinspritzer "Ramjet" bereits seine 287 PS nach SAE-Norm. Basis war immer noch der 3,8l-Sechszylinder "Blue Flame" mit 138 PS, mit dessen Fahrleistungen das Chassis ungleich besser zurecht kam.

1958 war schon vieles anders, mit Doppelscheinwerfern und rundum gewachsenen Dimensionen. Motorisch kam der 5,7 Liter große "Turbo Thrust" hinzu, und damit hatte es sich auch bereits wieder. Mit dem Jahrgang 1959 wurde eine neue Generation vorgestellt und der Bel Air als Spitzenmodell vom, auf seine Weise nicht minder berühmten, Impala abgelöst.

Ab da wuchsen die US-Autos bis Mitte der 1970er ins Monolithische, der Ölschock und die Konkurrenz aus Übersee richteten in der Folge in Detroit einigen Schaden an. Zu dieser Zeit waren die '57er-Chevies bereits gesuchte Sammlerstücke.

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