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Der Geruch des Erfolges

Eine der bekanntesten Traditionen des Motorsportes feiert einen runden Geburtstag, und sie ist beileibe noch nicht so alt, wie man glauben möchte.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: Ford

Wieso?

So wird Erfolg im Motorsport gebührend gefeiert: Mit einer Flasche Champagner. Sekt genügt auch - getrunken wird er sowieso nicht. Bei weitem das meiste davon landet in der Kleidung der umstehenden Personen.

Nach dem Ursprung einer Tradition zu suchen, ist oft mühsam. Kein Mensch weiß, wer wann wo warum den ersten Maibaum aufgestellt hat. (Falls Sie es doch wissen, schreiben Sie uns!) – Aber das mit der Champagnerdusche, das ist ganz genau dokumentiert.

Klar, es war in der Pulverdampfzeit, ein Bentley-Boy oder ein französischer Baron mit Staubmantel und Lederkappe ließ anno Schnee den Korken knallen...

Falsch.

Es war am 11. Juni 1967, kurz nach 16 Uhr; und der Urheber war Mr. Daniel S. Gurney aus Port Jefferson, New York, USA. Mitte Juni, natürlich: Es geht um Le Mans. Heute ist der „Grand Prix d’Endurance“, das älteste 24-Stunden-Rennen der Welt, nur ein Schatten seiner früheren Bedeutung. Die 1960er waren in gewisser Weise die goldene Ära, mit den Materialschlachten von Ford gegen Ferrari und später auch noch Porsche. Hier spielten Konzerne „va banque“.

Detroit gegen Maranello

Henry II. hatte das halbherzige Herumgenudel satt und dampfte bis an die Zähne bewaffnet in die Schlacht gegen den Commendatore. Ein Krieg der Zivilisationen, würde man heute sagen. Der Ford GT40 hatte mit für damalige Verhältnisse aberwitzigem Aufwand und zwei Jahren Anlaufzeit bereits 1966 gesiegt, im Jahr darauf gab es also das Rückspiel.

Ford hatte insgesamt sieben Werkswagen der Typen GT40 Mk.II und Mk.IV am Start, Ferrari drei 330 P4 - anerkanntermaßen die schönsten Rennautos ihrer Zeit, vielleicht sogar aller Zeiten. Zusätzlich fuhren fünf „werksnahe“ Ferrari verschiedener Typen mit. Porsche gab sich noch etwas bescheidener, man musste mit dem ersten Gesamtsieg bis 1970 warten.

Die Ford wurden bis zum Zusammenbruch gehetzt: Am Schluss war noch einer der herrlichen Mk.IV mit 7 Liter großem V8-Motor im Rennen, mit der Startnummer 1 und einer ungleichen Besatzung.

Dan Gurney, der 1,90 große Formel-1-Fahrer (man machte für ihn extra einen Gupf ins Dach des GT40, damit er Platz nehmen konnte) mit flachsblondem Surfer-Look, genannt „Eagle-Eye“; und der bullige Oval-Racer A.J. Foyt (im Bild mit smarter Sonnenbrille), texanischer Sturschädel par excellence - ihn nennt man am besten „Mr. Foyt“, zumindest wenn er zuhört.

Sehr erfreut

Damals fuhr man 24-Stunden-Rennen noch zu zweit, und das ungleiche Duo war am Sonntag um 4 Uhr nachmittags dort, wo es zählt: An der Spitze. Nach 5.232,9 Kilometern Distanz mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 218,04 km/h, einem neuen Rekord, war der Jubel um die Sieger ekstatisch zu nennen, sogar Henry Ford kam gratulieren. Freude, Hitze und Müdigkeit - ganz bei Sinnen war Dan Gurney wahrscheinlich auch ohne alkoholische Hilfe nicht mehr:

„Mir war schon alles egal“, erinnerte er sich später, „ich war gefangen in diesem Augenblick. Das war einer dieser einmaligen Momente, in denen einfach alles passt. Das sind Momente, die man nicht nacherzählen kann, aber ein so hart errungener Sieg verlangt nach etwas Besonderem…“ - Er schnappte sich also seine Magnum voll Moët & Chandon und ließ die Welt an seiner Freude teilhaben.

Die Flasche schenkte Gurney nachher, samt Autogramm, einem befreundeten Photographen; der brachte sie ihm 2001 zurück. Zumindest der Ursprung dieser Tradition ist also mit Indizien gesichert. Und wo steht der erste Maibaum?

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