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Made in Austria

Porsche in Österreich: Für die Familie eine erzwungene Rückkehr in die Heimat nach dem 2. Weltkrieg, und gleichzeitig der Beginn der Marke.

1948 erfüllte sich der Traum von Ferry Porsche. Der Traum von einem eigenen Sportwagen. Am 5. Juni 1948 wurde der erste Porsche mit der Konstruktionsnummer 356 beim Amt der Kärntner Landesregierung typisiert.

Wenige Tage später am 15. Juni 1948 wurde der Porsche-Sportwagen zum Verkehr zugelassen und trug das amtliche österreichische Kennzeichen K 45.286. Es war die Geburtstunde der Sportwagenmarke Porsche.

Flucht bei Kriegsende

Das Porsche-Konstruktionsbüro wurde in den letzten Kriegsjahren vom bombenbedrohten Stuttgart in das versteckte Kärntner Maltatal verlagert, wo es, als Sägewerk getarnt, die immer spärlicher werdenden Aufträge erledigte. Nach Ende des Weltkriegs bestand die Gefahr der Beschlagnahme als „deutsches Eigentum“.

Und so entschieden sich die Geschwister Louise Piëch und Ferry Porsche kurzerhand ein eigenes, österreichisches Unternehmen zu gründen, die Porsche Konstruktionen GesmbH in Gmünd, in der alles Vorhandene eingebracht wurde. Das Unternehmen wurden 1947 ins Handelsregister in Spittal an der Drau eingetragen und beschäftigte sich zunächst mit der Konstruktion von Mähmaschinen, Seilwinden und Traktoren.

In der Zwischenzeit war Prof. Ferdinand Porsche in französischer Kriegsgefangenschaft; dort entwarf er in Grundzügen den später so populären Renault 4CV, die „Cremeschnitte“.

Umweg Formel 1

Schon in dieser Zeit reifte bei Ferry Porsche die Idee, auf Basis der väterlichen Konstruktion, den KdF-Wagen (besser bekannt unter seinem „friedlichen“ Namen VW Käfer), einen Sportwagen zu bauen. Die erste Konstruktionszeichnung entstand noch im selben Jahr. Wirklich gebaut wurde dieser Sportwagen aber dann 1948.

Denn vorher musste noch ein großer wichtiger Auftrag des italienischen Industriellen Piero Dusio erledigt werden, der das Feuer der Ingenieure rund um die Herren Komenda, Rabe, Reimspieß und Mickl – alles langjährige, führende Mitarbeiter von Ferdinand Porsche und nun unter der Leitung von Ferry Porsche – neu entfachen ließ.

Nämlich einen Formel-1-Rennwagen zu konstruieren, den Cisitalia, ausgestattet mit Mittelmotor, Allradantrieb, 12-Zylinder-Boxermotor. Mit dem Erlös dieser Konstruktion kam Ferdinand Porsche, der in Frankreich interniert war, im August 1947 wieder frei.

Der Bau eines Sportwagens war in dieser Zeit nach dem Krieg, wo alles rundum zerstört war und für die meisten Menschen kaum Arbeit vorhanden war, nicht wirklich das Allerwichtigste. Aber in einer Familie Porsche, deren Thema immer das Automobil war, ein vielleicht doch naheliegender Gedanke.

Zumal auch die väterliche Konstruktion, der Volkswagen Käfer, in dieser Zeit tatsächlich in Produktion ging und Ferry Porsche im Zuge der Vertragsverhandlungen über die Lizenz vom Volkswagenwerk auch die Genehmigung bekam, Sportwagen auf Basis des Käfers zu bauen und gleichzeitig auch das O.K., diese Fahrzeuge über das VW-Vertriebsnetz zu verkaufen.

Geburtsort: Gmünd in Kärnten

Als ob der Cayman etwas Neues wäre: Der erste Porsche 356 war noch mit einem 1,1l großen Mittelmotor ausgestattet und war ein Roadster. Mit einer Motor-Leistung von 35 PS aus 1131 ccm erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h.

Der Wagen hatte einen Gitterrohrrahmen und eine von Erwin Komenda gezeichnete, strömungsgünstige Aluminiumkarosserie, sein Gewicht betrug nur 585 kg. Der Verbrauch war mit 7-8 l/100 km sensationell niedrig.

Als unmittelbar danach weitere Fahrzeuge, mit einer von Hand getriebenen Aluminiumkarosserie in Gmünd gebaut wurden („Gmünd-Porsche“), wurde die Coupé-Karosserie gewählt, deren unverwechselbare Form zum Sinnbild für Porsche Sportwagen wurde.

Serienautos mit Heckmotor

Der Motor befand sich jetzt im Heck, so wie beim Käfer, mit dem Unterschied, dass der Motor (35 PS) stärker, die Karosserie durch das Aluminium leichter (das Fahrzeug wog unter 600 kg) und durch die flache Form aerodynamisch perfekt ausgelegt und daher auch schnell (135 km/h) war. Im Jahr 1948 entstanden nur drei Porsche 356.

Der Grund waren fehlende Teile. Viele davon wurden aus herrenlosen Kübelwagen und Schwimmwagen der deutschen Wehrmacht entnommen. Einer der letzten Zeitzeugen dieser Tage, der heute 82jährige Hans Stopar, der damals als Mechaniker in Gmünd bei Porsche begonnen hatte, erinnert sich noch heute: „Mein erster Auftrag war, in den Tälern rundum nach Kübelwagen Ausschau zu halten, um von denen die dringend benötigten Fahrwerksteile zu besorgen.“

Zündkerzenschmuggel & Alpen-Test

Die Möglichkeiten, aus Deutschland Teile zu bekommen, waren in dieser Zeit wegen der Einschränkung des gesamten Handels nur erschwert möglich. Ferry Porsche berichtete einmal, dass er in der Hosentasche die Zündkerzen über die grüne Grenze am Dürrnberg bei Hallein nach Salzburg gebracht habe. Der Porsche 356 lernte in Kärnten und Salzburg das Laufen.

Der Katschberg, der Tauern, die Turrach, die Großglockner-Hochalpenstraße überall dort wurden die frühen Porsche-Sportwagen getestet, so wie einst auch der Volkswagen.

Kaum 14 Tage nach seiner Erstzulassung gewann der Porsche 356 sein erstes Rennen: Im Juli 1948 gewann Herbert Kaes, Cousin von Ferry Porsche und Louise Piëch mit der Nr.1 den Klassensieg bei einem Straßenrennen in Innsbruck.

Die Nr.10 aus der Gmündproduktion wurde als Vorführwagen von Dr. Anton Piëch eingesetzt. Dieses Fahrzeug sollte ein paar Jahre später (1951) erstmals Porsche-Motorsportgeschichte schreiben, denn dieses Gmünd-Coupé gewann das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, den ersten Klassensieg für die Marke Porsche.

Startschwierigkeiten

Ab 1949 ging es dann richtig los. Es wurden 23 weitere 356er gebaut. Die ersten Kunden-Fahrzeuge wurden über die Schweiz ausgeliefert – an Herrn von Senger, der auch als Finanzier für die Produktion zur Verfügung stand.

Der Zahlungsverkehr war damals eine große Hürde. Meist erfolgte die Bezahlung im Rahmen von sogenannten Kompensationsgeschäften über Drittländer. So wurden die VW-Teile über die Schweiz importiert.

Die Genehmigung der österreichischen Bundesregierung war mit der Auflage verknüpft, dass die 356er ausschließlich im Ausland verkauft werden durften, um zu Devisen zu kommen. Dies erklärt auch, warum ein Teil der 356er Produktion über Tatra an Kunden ausgeliefert wurde.

356er Cabrio-Produktion in Salzburg

52 Porsche 356 wurden in Gmünd gefertigt. Die ersten 356er Cabrio Modelle wurden in Salzburg bei Porsche in der Alpenstraße endgefertigt, wohin die Porsche Konstruktionen GmbH in der Zwischenzeit übersiedelt war und wo neben der Produktion auch der Vertrieb der Marke Volkswagen in Österreich aufgenommen wurde. Sechs Cabrios wurden von der Schweizer Firma Beutler karossiert.

Es gab bereits sehr prominente Kunden für die Salzburger 356er Cabrio. Ein Salzburger 356er Cabriolet wurde an Seine Exzellenz Mohamed Taher Pascha, Cairo, ein anderes an S.K.H. Prinz Abd El Moneim, Heliopolis, geliefert. Die letzten der insgesamt 15 in Salzburg gefertigten 356er Cabrios gingen übrigens an Scania Vabis nach Schweden.

Wäre die Geschichte anders gelaufen, würde vielleicht heute eine Porsche Fabrik in Salzburg stehen. Aber die Möglichkeiten einer industriellen Fertigung waren in Salzburg nie gegeben.

Wachstum

An dieser Stelle verzweigte sich das Unternehmen Porsche, das immer im gemeinsamen Besitz der beiden Geschwister Louise Piëch und Ferry Porsche blieb und bis heute noch als zwei voneinander getrennte Unternehmen im Porsche-Piëch Familienbesitz steht.

Es wurden zwei überaus erfolgreich Unternehmen: Die Porsche Holding in Salzburg wurde zum erfolgreichsten Automobil-Einzelhandelsunternehmen in Europa, die Porsche AG (alle stimmberechtigten Stammaktien im Familienbesitz) der erfolgreichste Automobilhersteller der Welt.

Und die in Stuttgart neugegründete Porsche Automobil Holding SE hält heute nicht nur 100% der Porsche AG, sondern auch 31% der Aktien des Volkswagen-Konzerns.

Industrielle Fertigung ab 1950 in Stuttgart

So suchte Ferry Porsche in Stuttgart nach Möglichkeiten und fand mit der Karosseriefirma Reutter einen Partner, in dessen Hallen die 356er Karossen gefertigt werden konnten. Allerdings war hier die Produktion nur in Stahlblech möglich. Einige Cabrios wurden in dieser Zeit auch bei der Firma Gläser produziert.

1950 wurde von der Familie Porsche und Piëch in Stuttgart eine neue Porsche-Gesellschaft gegründet und da beginnt auch die Geschichtsschreibung der Stuttgarter Porsche-Fabrik. Ferry Porsche plante damals ja nur eine Kleinserie aufzulegen - geworden sind es schließlich 8.000.

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