Oldtimermuseum Heldenberg | 02.06.2009
Konstrukteur und Kosmopolit: Hans Ledwinka
Der Lebensweg eines der berühmtesten Automobilkonstrukteure der Welt wird im Koller Oldtimermuseum mit Exponaten nachgezeichnet.
Hans Ledwinka wurde am 14.2.1878 als Sohn des Kantinenbetreibers der Klosterneuburger Pionierkaserne geboren. Sein Vater Anton stammte aus dem nahe Jihlava/Iglau gelegenen Brtnice/Pirnitz, dem Geburtsort eines weiteren weltberühmten Österreichers, des Architekten und Designers Josef Hoffmann.
Aus der mit 8 Kindern gesegneten Ehe ist Johann/Hans Ledwinka der gemeinhin bekannteste Spross. 1892 beginnt er eine Schlosserlehre bei seinem Onkel und wird 1895 "freigesprochen". Unmittelbar danach begibt er sich zwecks Vertiefung seiner Kenntnisse "auf die Walz".
1897 heuert er in Koprivnice/Nesselsdorf in Mähren bei der damals bereits in der gesamten Monarchie bekannten Nesseldorfer Wagenbau-Gesellschaft an. Und fortan lassen ihn die „Selbstbeweger“ nicht mehr los: bereits 1905 steigt er zum Chefkonstrukteur auf, knapp vor dem Beginn des 1. Weltkrieges entwickelt er die Vierradbremse zur Serienreife.
Von 1917 bis 1921 erfolgte eine Unterbrechung, Ledwinka ging zur "Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft", den späteren Steyr-Werken. Daraus resultieren einige gemeinsame Konstruktionsmerkmale bei Produkten der beiden Fabriken. Ende 1921 dann der große Wurf: der Tatra 11, ein Kleinwagen nach dem bis heute bewährten und verwendeten Konstruktionsprinzip mit Zentralrohrrahmen mit Pendelachsen.
Ähnlichkeiten mit Ferdinand Porsches Volkswagen sind nicht zufällig: Beide Familien waren befreundet und man fuhr jahrelang gemeinsam auf Ski-Winterurlaub, an den langen Winterabenden wurde natürlich fachgesimpelt.
Ab 1938/39 war die Produktion, wie im gesamten Deutschen Reich, von Berlin zentral gesteuert und Ledwinka als Fabriksdirektor war gezwungen, das Werk "am Laufen" zu halten. Im Mai 1945 erfolgte die Befreiung der Tschechoslowakei und der Chefkonstrukteur wurde im Gericht der Bezirksstadt interniert, später als Kollaborateur verurteilt.
Als sich 1953 der Gesundheitszustand verschlechterte, durfte er nach Österreich zu seinem Sohn Dr. Ing. Erich Ledwinka ausreisen, dem ebenfalls bekannten Chefkonstrukteur von Puch 500, Haflinger, Pinzgauer und des bis heute produzierten Puch G.
Mangels Arbeitsangeboten übersiedelte Hans Ledwinka dann nach Bayern, wo er 1967 verstarb. Den berühmten Stromlinienwagen Tatra T 87 bekam er in diesen Jahren von Wankelmotor-Erfinder Felix Wankel als Geschenk.
Die Ausstellung zu Hans Ledwinkas Leben und Werk ist noch bis Ende September 2009 von Dienstag bis Sonntag von 9-18 Uhr geöffnet.