CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Legenden im Maßstab

Dan Gurney for President - Shelby Daytona Coupe

Blick ins Jahr 1964: Der brachiale V8-Sportwagen aus dem Hause von Carroll Shelby, und eine nicht alltägliche Präsidentschafts-Kampagne...

Alexander Trimmel

Hier geht's zu den Bildern

Sind auch Sie im Banne des soeben in die Endphase driftenden, nervenzerfetzenden Präsidentenwahlkampfs? Dann möchten wir Ihnen die Großmacht der amerikanischen Automobilmedien des Jahres 1964 näherbringen.

Denn die Mai-Ausgabe des „Car and Driver Magazines“ glänzte mit folgender Headline (Chefredakteur David E. Davis Jr.): GURNEY-FOR-PRESIDENT Campaign

Im folgenden Text der Initiative versuchte der Autor seinen Wahlvorschlag der Anhängerschaft etwa folgendermaßen schmackhaft zu machen:

„Enthusiasten, vereinigt Euch! Folgt uns mit der Unterstützung zur Kandidatur von Dan Gurney, getragen von einer Plattform grenzenlosesten automobilen Enthusiasmus'! Weder die Republikaner, noch die Demokraten haben irgendein Interesse an all den Dingen, Träumen oder Sehnsüchten eines mutigen und engagierten Autofahrers! Wir schicken sie zur Hölle! Wir gründen die dritte Partei! Eine neue lebendige amerikanische Politkraft, die die „Kriecher“ von den Highways verbannt und die wunderschönen kurvigen Land- und Bergstrassen nur den Piloten mit den erfrischenden fahrerischen Fähigkeiten und Leidenschaften vorbehält! Demzufolge sollten alle Autofahrer einen Kurs in Carroll Shelby’s Driving School in Riverside belegen, diejenigen, die den Kurs nicht schaffen, sind ab sofort auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen! Es lebe die Beschleunigung des Verkehrs!....“

Wer wäre aus amerikanischer Sicht der Dinge für solch einen Traum besser geeignet gewesen als Daniel Sexton Gurney?

Dan the Man

Am 13. April 1931 in Port Jefferson, New York geboren, gilt Dan Gurney bis dato als absolute amerikanische Rennsportikone, sowohl als ehemaliger Automobilrennfahrer, Konstrukteur (Eagle) als auch als Teambesitzer.

Von 1962 an entwickelte und fuhr er Carroll Shelbys furchterregend schnelle und ebenso schlecht liegende 427er Cobra in den USA, um mit dem Shelby Daytona Coupe in der europäischen Sportwagenmeisterschaft den arrivierten Ferraris und Porsches das Fürchten zu lehren.

In der Formel 1 konnte er als Werksfahrer von Porsche 1962 seinen ersten GP-Sieg erringen, um dann 1967 mit mit seiner Eigenentwicklung Eagle Weslake" ein Formel 1-Rennen zu gewinnen. “- dieses Kunststück schaffte später auch ein gewisser Sir Jack Brabham auf Brabham.

Gurneys Popularität in den USA galt als grenzenlos, sowohl in Stock-Car-Kreisen des Südostens, als auch bei den Sportwagenfans; ebenso wie bei den Indy-Fans als auch den amerikanischen GP-Aficionados - bewegte er doch Ferraris und Cobras wie ein Ausserirdischer. "He has become a legend in his own time"...

Die Bewegung

Die Präsidentschaftskampagne für Gurney erzielte ungeahnte Ausmaße, prangte doch auf all den schnellen Fords der „Gurney for President“-Sticker auf der Stosstange (oder im Motorraum).

Selbst Industriebosse, wie Henry Ford und Lee Iacocca präsentierten einen Gurney-Button auf ihren Maßanzügen!

Sogar auf seinen erfolgreichen Rennwagen, wie hier dem Cobra Daytona Coupe von 1964 strahlte der Aufkleber auf den hinteren Kotflügeln, was man am sehr detaillierten 1:18-Modell von Exoto deutlich erkennen kann.

Nochmals zurück zum österreichischen Präsidentschaftswahlkampf: Würden Sie einem der Kandidaten eine etwa gleichlautende Presse in einem Automobil-affinen österreichischen Medium zutrauen?

Heinz Fischer spielt gerne Fußball, Frau Rosenkranz mit ihren Kindern, Herrn Gehringers Vorlieben sind mir aufgrund der medialen Berichterstattung nicht klar, da bliebe aber noch, aufgrund sagenhafter Popularität:

„Niki Lauda for President“????????

Das Modell können Sie übrigens bei der Fa. AutoModelle in 1210 Wien, Grabmayrgasse 18, käuflich erwerben, den 1:1-Aufkleber von 1964 hingegen nur in der Vitrine bestaunen.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Den Wahnsinn im Gepäck

Helden auf Rädern: Honda City

Japan und ihre Kleinwagen – eine Liebesbeziehung, die sensationelle Blüten trieb. Honda dachte zum Beispiel beim City schon früh über Probleme nach, die erst jetzt bei uns angekommen sind.

Der Saft des frühen Blitzes

Helden auf Rädern: Opel Kadett Impuls

Viele Hersteller probierten schon vor einem halben Jahrhundert, normale Autos zu elektrifizieren. Opels Ansatz beim Kadett Impuls war dagegen schon einen Schritt weiter.

Ein Zwerg auf der Suche nach Identität? Streng genommen hatte der Rascal sogar viele, dazu mehrere Familiennamen und je nach Marke unterschiedliche Produktionsstandorte mit wilden Zuordnungen.

Die Opfer des Wunders

Helden auf Rädern: BMW Glas 3000 V8

Weil das Wirtschaftswunder schneller Wohlstand brachte, als es manche Firma recht war, griff Glas mit dem 3000 V8 gleich nach den Sternen. Dazu fehlte es dann aber doch an Strahlkraft.

Gutes Rezept, falscher Zeitpunkt

Helden auf Rädern: MG ZS 180

Als praktisch alles schon verloren war, lieferte MG Rover ein Paradebeispiel für cleveres Engineering. Vor allem, weil der ZS ursprünglich der Unsportlichste der Modellpalette war.

Kleiner Bruder, das Luder

Helden auf Rädern: Renault 6

Plattformübergreifende Entwicklungen waren schon in Mode, bevor sie wirklich in Mode kamen. Im Falle des Renault 6, brachte das Gleichteileprinzip aber fast mehr Nach- als Vorteile mit sich.