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40 Jahre Volkswagen K 70

Die VW-Überraschung

Der VW K 70 feierte Ende des Jahres 2010 seinen 40. Geburtstag. Motorline blickt zurück auf ein Auto, das seiner Zeit weit voraus war.

mid/wa

Unter den Klassikern von VW führt der K 70 ein regelrechtes Schattendasein - dabei setzte der Fronttriebler neue Maßstäbe bei den Wolfsburgern. Als erstes Serienmodell mit einem Reihenmotor und Wasserkühlung markierte er 1970 den Beginn des großen Umbruchs bei Volkswagen.

Entwickelt wurde der Viertürer jedoch von NSU, wodurch der K 70 einen Einblick in eine faszinierende Umbruchzeit des bundesdeutschen Automobilbaus gewährt.

Entstanden war der K 70 in Neckarsulm: Im Traditionsunternehmen NSU hatte man den Wagen ab Mitte der 60er Jahre auf Kiel gelegt. Die Präsentation des fertigen Fahrzeugs sollte im März 1969 erfolgen.

Jedoch wurde die Markteinführung kurzfristig gestoppt - die Integration von NSU in die Auto Union und damit in den VW-Konzern ließ die Ampel für den K 70 auf dunkelstes Rot springen. In Wolfsburg hatte man Angst, der K 70 würde dem noch frischen VW 411 Konkurrenz machen oder gar dem Audi 100.

Dass diese Furcht nicht ganz unbegründet war, liegt an der modernen Technik der sauber durchgestalteten NSU-Idee. Mit seinem langen Radstand, dem modernen Fahrwerk und nicht zuletzt wegen seines riesigen Kofferraums, der rund 600 Liter fasste. Da konnte der auf dem Käfer-Prinzip basierende 411 nicht mithalten.

Andererseits bot der K 70 die Möglichkeit, ein fertig entwickeltes Automobil in die Verkaufsräume zu rollen. Letztlich also wurde die Entscheidung revidiert und der NSU-Wagen nach geringfügigen Veränderungen als VW K 70 vorgestellt.

Damit begann die Geschichte des kantigen VW eben ein Jahr später, im Herbst 1970 - und zwar im neu errichteten Werk Salzgitter. Verworfen wurde hingegen die ebenfalls fertig entwickelte Kombivariante. Folglich gab sich der K 70 ausschließlich als viertürige Limousine mit ungeahntem Platzangebot die Ehre.

Große Fensterflächen boten eine hervorragende Rundumsicht, wie sie modernen Autos längst wieder abhanden gekommen ist, während die gut sichtbaren Kanten der Karosserie und die recht hohe Sitzposition das Einparken erleichterten. Zudem stahl die Heizung jedem der luftgekühlten Familiengenossen eindeutig die Schau.

Für den Antrieb war ein wassergekühlter Reihenvierer mit 1,6 Litern Hubraum und 55 kW/75 PS verantwortlich. Ab Mai 1973 gab es im K 70 LS auch einen aufgebohrten 1,8-Liter-Motor, der muntere 74 kW/100 PS leistete. Allerdings konnte das nach Superbenzin verlangende Aggregat rasch zum Trinker werden, wenn der Doppelvergaser aus dem Hause Solex nicht korrekt eingestellt war.

Dann waren rasch 15 Liter Kraftstoff fällig, während sich gut gewartete Autos auch mit weniger als 12 Litern flott bewegen ließen. Man darf nicht vergessen, dass der Käfer sich eben erst zu seinem 37 kW/50 PS-Leistungszenit aufgeschwungen hatte, und der Großteil der damaligen mobilen Gesellschaft von dreistelligen PS-Zahlen nur träumen konnte.

Die Geschichte des K 70 endete im Februar 1975 nach exakt 211 127 Einheiten. Damit entpuppte sich der Viertürer durchaus als Erfolg – zumal die Entwicklungskosten von anderer Stelle getragen worden waren. Allerdings war dies auch der Grund für das fast gänzliche Fehlen von Bauteilen, die sich der K 70 mit anderen Fahrzeugen der Marke teilte. Das sorgte für eine gewisse Sonderstellung des K 70.

Das Fehlen von Gleichteilen zu anderen VW-Modellen macht sich bis heute bemerkbar: Die Restauration eines Fahrzeugs kann mitunter eine Herausforderung darstellen, zumal die salzigen Straßen der 70er und 80er Jahre wahre Breschen in den Bestand schlugen.

Dennoch spiegelt sich dies nicht im Anschaffungspreis wider, werden doch ordentlich erhaltene Fahrzeuge heutzutage schon ab 3 000 Euro gehandelt. Damit bietet der K 70 eine gute Möglichkeit, auch mit kleinem Budget ein besonderes Auto fahren zu können. Ein Auto nämlich, das so niemand von Volkswagen erwartet hätte.

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