CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Rückblick: 75 Jahre Opel Kadett

Im Alphabet noch vor dem "A"

1936 stellte Opel den ersten Kadett vor, der aus dem Stand die Marktführerschaft im Kleinwagensegment übernahm. Eine Hommage zum 75er.

mid/wa

Hier geht's zu den Bildern

Mit einem Opel Kadett kann jeder etwas anfangen: Der kompakte Rüsselsheimer prägte das Straßenbild seit den 60er Jahren, auch wenn er es gegen Käfer und Golf stets schwer gehabt hatte. Als Kadett A bis E machte der Opel die Massen mobil, und sicherte der Marke mit dem Blitz über Jahrzehnte hinweg einen führenden Platz im Segment der unteren Mittelklasse.

Binnen weniger Jahre wurden von dem Kadett mehr als fünf Millionen Einheiten verkauft. Doch die Geschichte des kleinen Rüsselsheimers begann nicht erst 1962, sondern schon 1936 - also vor 75 Jahren.

aus dem Stand gepunktet

Als Opel zwei Jahre nach dem Debüt des mondänen Olympia ein Einsteigermodell vorstellte, übernahm der Kadett quasi aus dem Stand die Marktführerschaft im Kleinwagensegment. Das vergleichsweise geringe Gewicht von 745 Kilogramm ist der selbsttragenden Bauform geschuldet.

Denn statt das Blechkleid auf ein schweres Chassis aufzusetzen, nahmen die Ingenieure die Karosserie selbst in die Pflicht. Das sparte Gewicht und Kosten, sorgte für eine bessere Agilität und einen geringeren Verbrauch: auch damals schon ein Argument - bei einem Spritpreis von rund 0,39 Reichsmark je Liter Normalbenzin.

Der 1936 vorgestellte Kadett rollte zwar zielsicher dem Kleinwagensegment voran, war aber dennoch ein sehr liebevoll gestalteter Wagen in der typischen Linienführung jener Zeit. In den ersten beiden Produktionsjahren prunkte der opulent verchromte Kühlergrill mit waagerechten Schlitzen, 1938 wurde das Design modernisiert.

Cabrio für 50 Mark

Hinter dem in den Wind ragenden Bug sorgten 23 Pferdestärken für verhaltenen, aber dennoch recht zeitgemäßen Vortrieb. Der 1.047 ccm große Reihenvierzylinder aus dem "P4" war damit für Tempo 96 gut - vier serienmäßige Trommelbremsen hielten die überschaubare Pferdeherde im Zaum. Aufpreispflichtig war hingegen das Open-Air-Vergnügen: Wer nicht nur den Basispreis von 2.100 Reichsmark locker machte, sondern noch 50 Mark obendrauf legte, bekam das schon damals sehr populäre Cabriolet.

Recht bald sorgten zudem neue Varianten für noch günstigere Preise. Nach 1938 ergänzte eine "Spezial-Limousine" - die es auch als Viertürer gab - das Programm, während die sehr spartanische "Normalversion" dank fehlender Stoßfänger und Radkappen nun für 1.795 Reichsmark an den Start gehen durfte.

Lange vor dem Käfer hatten die Rüsselsheimer somit einen "Volkswagen" im Programm, von dem bis Mai 1940 exakt 107.608 Exemplare gebaut wurden. Dann aber stoppte der Krieg sowohl die Produktion wie auch die Weiterentwicklung des Nachfolgers, von dem bereits erste Prototypen existierten. Rüstungsgüter waren den braunen Machthabern wichtiger als der kleine Kadett, der heute selbst in gutem Zustand für rund 10.000 Euro zu finden, aber in Sachen Ersatzteilversorgung nicht ganz unproblematisch ist.

Die Zeit heilt alle Wunden

Es dauerte bis 1962, ehe sich Opel wieder an einem Kadett versuchte: Dann erst erschien der Kadett A als Alternative zum Käfer. Leider verschwand der rostanfällige A-Kadett trotz seines soliden Triebwerks schon bald aus dem Verkehr - abgelöst wurde er bereits 1965 vom „B“ mit aufgefrischter Optik und potenteren Motoren. Die 70er waren dominiert vom C-Kadett, der zwischen 1973 und 1979 rund 1,6 Millionen Käufer fand.

Noch heute bei den Klassikerfreunden besonders beliebt: der 115 PS starke Kadett GT/E, der im direkten Konkurrenzkampf zum Golf GTI stand. Noch näher auf den Wolfsburger Pelz rücken konnte der mit Frontantrieb an den Start gehende D-Kadett - dem 1984 der bislang letzte Kadett folgte: der E-Kadett lief rund 3,8 Millionen Mal vom Band und findet sich noch heute im Straßenverkehr. Mit ihm endete 1991 ein großes Kapitel der Opel-Geschichte.

Alphabetisch geordnet prägten die Kadetten von A bis E die bundesrepublikanischen 60er, 70er, 80er und 90er Jahre. Die Wurzeln jedoch reichen noch wesentlich weiter zurück - bis zu jenem Opel Kadett, der in der Reihenfolge noch vor dem „A“ kommt. Er läuft sozusagen außer Konkurrenz: aber auch das macht den Rüsselsheimer Veteran so sympathisch.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Kleiner Bruder, das Luder

Helden auf Rädern: Renault 6

Plattformübergreifende Entwicklungen waren schon in Mode, bevor sie wirklich in Mode kamen. Im Falle des Renault 6, brachte das Gleichteileprinzip aber fast mehr Nach- als Vorteile mit sich.

Zweierlei Reibwerte

Helden auf Rädern: VW Öko-Polo

Viele technische Neuerungen sind älter als sie scheinen. Oft ist die Zeit aber einfach noch nicht reif dafür, weswegen ambitionierte Technik oftmals in der Schublade verschwindet. Der Öko-Polo zeigt aber, dass ein wenig Abwarten auch Vorteile haben kann.

Gleich, aber nicht

Helden auf Rädern: VW Mitra

Dieser VW Transporter ist kein VW Transporter. Oder zumindest nur teilweise. Jedenfalls nicht so, wie man es anhand der Optik vermuten würde. Eine wirre Geschichte, die nicht lange gutgehen konnte.

Wenig Auto, viel Design für viel Geld – eine Idee, die hätte funktionieren können. Die Optik eines Bonsai-Mercedes war für den Gurgel XEF dann aber doch zu wenig.

Geliebter Fremdkörper

Helden auf Rädern: VW 1500 Rural

Ein Auto, das nach mehreren Umbenennungen, Joint Ventures, Pleiten, Übernahmen und Facelifts nach wie vor durch seine Qualitäten überzeugen konnte, kann ja nicht so schlecht sein. Die Geschichte des VW 1500 Rural zeigt, worauf es eigentlich ankommt.

Gerade in Zeiten der Krisen muss man in die Vollen gehen. So hätte der Pontiac Tojan der erste Supersportwagen überhaupt werden können. Aber irgendwie fehlte es dann doch am notwendigen Mut.