
4. Edelweiß-Bergpreis: Röhrl-Interview | 24.09.2016
Perfekte Zeitreise
„Ich bin ganz schön nervös“, gibt Walter Röhrl offen zu - im Facebook-Live-Interview kurz vor dem Start des 4. Edelweiß-Bergpreises.
Michael Noir Trawniczek
Im Vordergrund stand natürlich das große Highlight des bevorstehenden Wochenendes: Röhrl wird sechs seiner bisherigen Rallyeautos bewegen, in jedem Lauf ein anderes.
Da bekommt selbst der von vielen als „Rallyegott“ verehrte zweifache Weltmeister leuchtende Augen wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum. Röhrl nickt: „Da sind Autos dabei, die ich 44 Jahre lang nicht mehr gesehen habe. Das ist für mich die perfekte Zeitreise in meine Karriere – und ich bin gespannt: Finde ich es noch so toll wie vor 44 Jahren?“
Er liebt sie alle…
Einer der Fans, die bei dem Live-Interview Fragen beisteuern konnten, wollte wissen, ob es bei all den Autos, die Röhrl in seiner Karriere fuhr, einen absoluten Topfavoriten geben würde. Sonst stets geradlinig seine ehrliche, mitunter auch unbequeme Meinung kundtuend, windet sich Walter Röhrl bei dieser Frage, denn: „Da waren ja verschiedene Epochen, und jede hatte ihre tollen Autos. Der Opel Ascona war ein Traumauto, der FIAT 131, der Lancia 037...“ Was uns der Meister damit sagen will: Dass er sie alle geliebt hat – und immer noch liebt…
Den Blick auf den vor der Lobby parkenden Porsche 911 gerichtet, verrät Röhrl: „Ich war ja von meiner Jugend an ein glühender Porsche-Fan – und ich hatte leider zu wenig Gelegenheiten, den 911 zu fahren. Diesen 911 bin ich 1981 in Sanremo gefahren – ich war auf Asphalt überlegen und auch auf Schotter konnte ich mit den Audis mithalten, ich hätte den Sieg holen können. Doch auf der letzten Prüfung ist die Halbachse gerissen – das war der bitterste Ausfall meiner gesamten Karriere.“
Quer & loyal
Viele Fans freuen sich darauf, dass Walter Röhrl beim Roßfeldrennen endlich wieder jenen Ford Capri 2600 RS zünden wird, mit dem er sich 1972 den internationalen Durchbruch erkämpfen konnte. Röhrl muss schmunzeln: „Den Capri musstest du quer fahren, der hatte erst in einem gewissen Stellwinkel eine ordentliche Stabilität. Ich wollte damals einfach nur rallyefahren und die Leute beeindrucken. Es war schon lustig, durch das Seitenfenster die Leute zu sehen, wie sie dir begeistert zuwinken.“
Wenn er an den Capri denkt, dann denkt Walter Röhrl unweigerlich auch an Jochi Kleint: „Er war mir vom ersten Moment an sehr sympathisch und er war mir gegenüber unheimlich loyal. Du musst dir vorstellen: Jochi war der Fahrer Nummer 1 und sein Bruder war der Teamchef – dann wurde in Köln in der Vorstandsetage beschlossen, dass ich als zweiter Fahrer ins Team komme und später sogar, dass ich das schnellere Auto fahren darf.
Der Jochi hätte alle Gründe dieser Welt gehabt, mich zu hassen – doch wir sind heute noch sehr enge Freunde. Für ihn war ich schon eine Art Schicksal: Er war damals der schnellste Fahrer Deutschlands und er wäre es auch geblieben – wenn es mich nicht gegeben hätte.“