Schaeffler stellt Projekt Reassert vor | 11.01.2024
Second Life bald auch für den E-Motor
Ressourcen reduzieren, Abfälle minimieren: Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit entwickelt ein Konsortium um den Zulieferer Schaeffler einen für die Kreislaufwirtschaft geeigneten Elektromotor.
Mag. Severin Karl
Mit einer Förderung vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat ein Konsortium um Schaeffler das Projekt Reassert gestartet. Dabei geht es darum, Elektromotoren nicht als Wegwerfprodukt zu konstruieren, sondern dafür zu sorgen, dass wertvolle Rohstoffe im Kreislauf bleiben bzw. die Motoren selbst nach einer Aufbereitung wieder verwendet werden können. Eigentlich alles Themen, bei denen man dachte, das muss doch längst berücksichtigt sein – wir haben immerhin schon 2024!
Zweite Nutzungsphase war bisher nicht vorgesehen
Was bei den Batterien von Elektroautos immer wieder ein Thema ist – leider nicht so durchgehend, wie man sich das als Konsument wünschen würde: Second Life, das Leben nach dem ersten Nutzungszyklus. Bei Batterien handelt es sich dabei etwa um den Einsatz als stationärer Speicher, wenn die Kapazität nicht mehr für den Alltagseinsatz auf der Straße taugt. Wer will schon ein E-Auto, das im Winter nur noch 100 Kilometer weit kommt?
Bei den Elektromotoren heißt es von Schaeffler: "Nachhaltige Werterhaltungsstrategien, um Elektromotoren im Sinne einer modernen Kreislaufwirtschaft in einer zweiten Nutzungsphase verwenden zu können, fehlen allerdings bislang." Und hier setzt Reassert an. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, dem wbk Institut für Produktionstechnik des Karlsruher Instituts für Technologie, der BRIGHT Testing GmbH, der iFAKT GmbH und der Riebesam GmbH & Co. KG wird nun ein Elektromotor entwickelt, den man leicht demontieren kann. Wertvolle Rohstoffe wie Elektrostahl, Kupfer und Seltene Erden sollen so weiter verwendet werden können.
„Zusammen mit unseren Partnern setzen wir bei Reassert auf die Werterhaltungsstrategien ‚Repair‘, ‚Reuse‘ und ‚Remanufacture‘. Dadurch reduzieren wir den Verbrauch natürlicher Ressourcen und minimieren Abfallmengen“, meint Thomas Pfund, Leiter Geschäftsbereich E-Motoren bei Schaeffler. Wenn ein Elektromotor also aufgibt, sollen künftig defekte Komponenten oder Baugruppen simpel ausgetauscht werden können, oder ein Motor wird in einer weiteren Nutzungsphase einfach wiederverwendet (etwa, wenn das Auto drumherum kaputt ist). Beim Remanufacturing werden E-Motoren so aufbereitet, dass sie bezüglich Qualität mit einem Neuteil mithalten können – volle Garantie inklusive.
Wenn nichts davon klappt, soll zumindest fachgerechtes Recycling dafür sorgen, dass die – jeweils getrennten – Grundmaterialien neu genutzt werden können.
Eine komplette Prozesskette wird nun zu Testzwecken aufgebaut. Egal welche Station: An einem Demonstrator oder Versuchsstand wird geprüft, ob die Vorstellungen des Konsortiums umsetzbar sind. Ein Zeithorizont wurde vorerst noch nicht genannt. Unterm Strich sollen die neuen Erkenntnisse sowohl den Elektroauto-Interessierten zugute kommen – sie können von günstigen Ersatzteilen profitieren und ihr Auto länger nutzen –, als auch Werkstätten ein neues Geschäft bringen. Denn "für freie Werkstätten ist die Instandsetzung von E-Motoren aufgrund der Komplexität und technischen Anforderungen aktuell eine große Herausforderung", so Schaeffler.