FAMILIENAUTOS

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10 Fragen vor dem Umstieg aufs E-Familienauto
Illus: Houdek Photographie, Bernd Hammer

Drei, zwo, eins, Strom! Wird der Nächste ein Elektrischer?

Elektroautos sind mittlerweile mehr als bloß ein Trendthema: Nicht nur die Zulassungszahlen wachsen, auch die Modellvielfalt nimmt rasch zu. Sind Sie und Ihre Familie auch schon bereit, auf einen Stromer zu wechseln? Hier unser Countdown: 10 Fragen, die Sie sich vor dem Umstieg stellen sollten – mit ebenso vielen praktischen Tipps zu ihrer Beantwortung.

Bernhard Katzinger

Der Boom der Elektroautos hält auch in den aktuellen Krisenzeiten weiter an. Im September 2022 war mit dem Tesla Model Y erstmals ein „Stromer“ das meistzugelassene Neufahrzeug in Deutschland, etwa jeder fünfte neue Pkw ist mittlerweile batterieelektrisch. Dennoch überlegen noch viele, gerade Privatkunden, ob sie für den Umstieg schon bereit sind. Hier die ultimative Checkliste, Ihr ganz persönlicher „Countdown“ zur Elektromobilität.

10… Reichweite

Neue Modelle werben mit Reichweiten von 400 bis 600 Kilometern nach WLTP-Norm, das sollte für nahezu alle Anwenderfälle reichen – möchte man meinen. Denn Kälte, Winterbereifung oder flottes Autobahnfahren lassen die schönen Zahlen in der Realität gern auf die Hälfte zusammenschrumpfen. Gleichzeitig weiß die Statistik, dass Langstreckenfahrten in Österreich die absolute
Ausnahme sind.

Tipp: Eine genaue Mobilitätsanalyse durchführen (lassen), Ihr Autohändler ist dafür Experte!

9 … Ladeinfrastruktur

Komme ich mit einem E-Auto über die Runden? Das hängt nicht nur von der Reichweite ab, sondern – in vielen Fällen noch entscheidender – davon, ob ich zuhause bzw. am Arbeitsplatz laden kann oder ob ich ausschließlich das öffentliche Ladenetz werde nutzen müssen. Eigenheimbesitzer mit PV-Anlage und Heimspeicher machen sich bei der E-Mobilität ihren Treibstoff selbst, das ist natürlich besonders günstig und bequem – erfordert aber zusätzlich zum Autokauf noch weitere Investitionen. Beim Laden im Mehrparteienwohnbau wurden zwar zuletzt die Bedingungen erleichtert, aber von einer großen Ladeinfrastruktur-Offensive kann dort noch nicht die Rede sein. Was das öffentliche „Langsamladenetz“ mit 11 bzw. 22 kW betrifft, gibt es regional große Unterschiede – auch wenn gern auf mittlerweile 15.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte hingewiesen wird.

Tipp: Checken Sie mit Hilfe von einschlägigen Apps
(z. B. NextPlug) oder im Netz (www.emcaustria.at/
stromtankstellen), wie es um die Infrastruktur auf Ihren typischen Wegen bestellt ist, wenn Sie nicht zuhause oder beim Arbeitgeber laden können.

8 … Kosten

Die Lieferengpässe und stark steigenden Energiepreise führten in den letzten Wochen und Monaten zu der unschönen Entwicklung, dass E-Autohersteller günstigere Einstiegsmodelle strichen und die Preise erhöhten. Gleichzeitig haben auch die Strompreise an den Schnellladestationen kräftig angezogen. Allerdings werden auch Diesel und Benzin bekanntlich nicht billiger. Anschaffungs- und Treibstoffkosten sind jedoch noch nicht die ganze Rechnung, gerade beim Service erweisen sich E-Fahrzeuge als günstiger als ihre Verbrennerkollegen (Entfall des Ölwechsels, weniger
komplizierte Technik, …).

Tipp: Nehmen Sie sich ein Beispiel an großen Flotten­betreibern und rechnen Sie sich Ihre Gesamtkosten inklusive Wertverlust, Fahrstrom und planbarer Wartungsarbeiten durch, um besser einschätzen zu können, ob sich der Umstieg für Sie rentiert!

7 … Umweltgedanke und Nachhaltigkeit

In der Debatte um die Mobilitätswende wird wütend gestritten, ob das E-Auto denn nun tatsächlich umweltfreundlicher ist als der Verbrenner. Hauptsächlich die Produktion der großen, teuren Batterien muss wegen des hohen Energieaufwands und der
benötigten Rohstoffe als „Pferdefuß“ der neuen Technik herhalten. Dem gegenüber steht allerdings, dass auch die Produktion von Verbrennerfahrzeugen und herkömmlichem Treibstoff nicht gerade ökologisch ist. Hauptvorteile des batterieelektrischen Antriebs sind einerseits, dass das Fahrzeug vor Ort immer emissionsfrei unterwegs ist, und andererseits, dass die Energiebilanz deutlich besser ist als beim Verbrenner. Von der eingesetzten Energiemenge kommt deutlich mehr auf der Straße an.

Tipp: Nachhaltig ist, wer sich nachhaltig verhält: Aus reiner Bequemlichkeit jeden Meter mit dem Auto zurückzulegen, ist weder mit dem Verbrenner noch mit dem E-Auto umweltfreundlich.

6 … Das „Handy auf Rädern“?

Einsteigen, Schlüssel drehen und ab ins Blaue – das war einmal? Wer E-Aufo fährt, muss Route und Ladestopps akribisch planen, damit er nicht irgendwo in der Pampa liegen bleibt? Viele scheuen gerade davor zurück. Man kann mittlerweile allerdings Entwarnung geben: Dank eines immer dichteren Netzes von Ladestationen, aber auch immer besserer Software in den Autos ist eine Ladeplanung längst nicht mehr vor jedem Trip nötig. Wie auch die „Reichweitenangst“, ist auch die Scheu vor der Ladeplanung etwas, das Einsteiger rasch ablegen. Unbestreitbar richtig ist: Zurzeit ist E-Mobilität gerade auf unbekannter Route damit verbunden, sich digital über nutzbare Lademöglichkeiten zu informieren. Wer also eine sehr große Abneigung gegen das digitale Navigieren verspürt und sich auf reale Beschilderungen verlassen will, wird sich beim Finden von Lademöglichkeiten unterwegs mitunter schwertun.

Tipp: Während herkömmmliche Tankstellen weithin sichtbar sind, „verstecken“ sich E-Ladestationen gern ein bisschen – es gibt mehr davon, als man glaubt. Nutzen Sie anfangs eine App (A Better Routeplanner o. ä.) zusätzlich zum Navi, das beruhigt die Nerven!

5 … Und auf der Langstrecke?

Der „Ritterschlag“ für jeden E-Auto-Pionier ist die erste lange Auslandsreise mit der Familie, am Ende gar noch in den europäischen Süden, wo es um die Ladeinfrastruktur noch nicht so gut bestellt ist wie in Mittel- und Nordeuropa. Hier ist Planung tatsächlich noch oft entscheidend. Welche Ladegeschwindigkeiten werden angeboten, an welchem Schnelllader finden sich Angebote gegen „Ladeweile“? Die alten Chinesen wussten schon: Lass dir Zeit, wenn du es eilig hast – eine Regel, die auf besonders langen Strecken im E-Auto besonders gilt. Eine Zwischenübernachtung irgendwo kann auch reizvoll sein und nimmt der langen Strecke den Schrecken.

Tipp: Es kann sich auf großer Fahrt im E-Auto besonders auszahlen, nicht dann zu fahren, wenn alle fahren. So vermeidet man nicht nur Wartezeiten am Schnelllader, sondern profitiert unter Umständen auch von günstigeren Tarifen. >>

4 …. Anhängerbetrieb und Camping

Früher klares „No-Go!“ für das E-Auto, werden heute mehr und mehr Modelle mit Anhängerkupplungen und alltagstauglichen Zuglasten angeboten. Allerdings erhöht sich im Zugbetrieb der Verbrauch, was die Reichweite verringert. Konzepte wie Wohnwagen mit eigener E-Achse und separat beladbarem Akku sind noch Zukunftsmusik.

Tipp: Vielleicht nehmen Sie den Wohnwagentrip mit E-Auto zum Anlass, die schöne Platitüde „Der Weg ist das Ziel“ einem Alltagstest zu unterziehen und mehr
Zwischenstopps an schönen Plätzen entlang der Route einzulegen.

3 … Kaufen, leasen oder gar im Abo?

Mit den neuen Antrieben kommen mehr und mehr auch neue Finanzierungs- bzw. Mietmodelle ins Spiel. Ganz gemäß dem Trend „nutzen statt besitzen“ kommt man zeitgemäß mit Abo- oder Langzeitmietmodellen zum neuen (Elektro-)Auto. Vorteile: Es handelt sich dabei um All-inclusive-Pakete inklusive Versicherung, Wartung, Reifen – nur die Fahrenergie und Mauten muss man separat zahlen. Außerdem kommt man im Abo oft schneller an Modelle, auf die man bei Kauf bzw. Leasing lange warten müsste, und man ist unter Umständen nur wenige Monate an das Fahrzeug gebunden.

Tipp: Der Rechenstift hat das letzte Wort, ob ein Abo
tatsächlich günstiger ist als herkömmliche Finanzierungsvarianten. Achten Sie auf die Kilometerbeschränkungen im Tarif Ihrer Wahl!

2 … Modellauswahl

Dass es meistenteils nur große, teure Modelle mit batterieelektrischem Antrieb am Markt gibt, die auch alltagstaugliche Reichweiten bieten, ist mittlerweile Vergangenheit – die ganz große Breite, die wir vom Verbrennerangebot gewöhnt sind, existiert allerdings auch noch nicht. Zusätzlich zu mehr oder weniger großen Modelloffensiven der etablierten Hersteller schicken sich neue, oft chinesische Autobauer an, mit ihren Modellen auch den europäischen Markt zu bereichern. Ist schon „für jeden etwas dabei“? Nein, wenn man zum Beispiel eingefleischter Cabrio-Fan ist.

Tipp: Darf’s eine Klasse kleiner sein? Gerade bei E-Autos, die sich keine Baugruppe mit Verbrennern teilen müssen, ermöglicht die neue Technik mehr Platz im Inneren bei gleichen Fahrzeug-Abmessungen. Eine Sitzprobe beim Händler gibt Aufschluss, ob Ihr Wunschauto ausreichend Platz für Sie und Ihre Familie bietet!

1 … Ich kaufe immer einen Gebrauchten, wie entwickelt sich das Angebot?

Das Angebot der Gebrauchtwagen im E-Sektor wächst, aber viele Zweifel – insbesondere, was Reichweite und Ladetechnologie betrifft – halten sich hartnäckig. Informieren Sie sich jedenfalls genau, ob und wie der Gebrauchte Ihrer Wahl schnellladefähig ist – manche E-Autos der ersten Generation verfügen z. B. über den in Europa nicht sehr verbreiteten und vergleichsweise langsamen CHADeMO-Standard. Nehmen Sie Reichweitenangaben des Vorbesitzers mit einem Körnchen Salz – ausprobieren ist besser als glauben. Manche Gebrauchten verfügen über eine vom Hersteller gemietete Batterie, das kann Vorteile haben, bringt aber eben auch monatliche Kosten mit sich.

Tipp: Lassen Sie vor dem Kauf beim Mobilitätsclub Ihrer Wahl eine Analyse des Gesundheitszustandes des Akkus durchführen, dann kaufen Sie nicht die Katze im Sack!

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