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Gurt gut, alles gut!
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Gurt gut, alles gut!

Von Baby bis Teenager, von Cockpit bis Kofferraum, von Smartphone bis Sporttasche: Sicherheit steht beim Autofahren an erster Stelle. Schnallen Sie sich also an, lehnen Sie sich zurück und genießen Sie mit unseren besten Tipps für Schutz und Sicherheit im Auto jede Familienfahrt.

Petra Mühr

Sicherheitsgurte, Kindersitze, Verzurrgurte … im Grunde gibt es genug Features, um Passagiere und Ladung im Auto entsprechend zu sichern. Und im Grunde wurde oft genug – auch an dieser Stelle – ausführlich und intensiv über Sicherheit im Auto geschrieben. Aber immer noch werden Kinder – vor allem auf kurzen Strecken – gar nicht oder nachlässig angeschnallt. Und immer noch kullern Gepäckstücke oder schwer Dinge im Innenraum des Autos einfach rum, anstatt gebührend geschützt zu werden.

Einfach abgefahren sicher

Ob mal schnell zum Einkaufen oder in den Familienurlaub: Auf jeder noch so kurzen Autofahrt gehören Kinder und Gepäck entsprechend gesichert. Wir haben die ultimativen Tipps, damit Sie und Ihre Familie überall sicher ankommen! Vielleicht kennen Sie diese zwei Situationen:

Situation 1: Der Einkauf ist mal wieder üppiger ausgefallen als geplant: Die schweren Einkaufstaschen stellen Sie in den Gepäckraum neben die Sporttaschen, aber der Karton mit Obst und Gemüse landet neben ihrem Kind auf dem Rücksitz, alles muss eben irgendwie im Auto verstaut werden …

Situation 2: Sie kommen beim Ausräumen des Wochenend­einkaufs darauf, dass Sie Butter vergessen haben – und springen daher nochmal schnell ins Auto, um das fehlende Lebensmittel zu holen. Ihr Kind schlüpft ebenso schnell eben mal auf den Rücksitz, ist ja nicht so weit …

Keine Ausnahmen

Erstaunlicherweise ist – trotz technischer Fortschritte und exzellenter Kindersitze – nach wie vor jedes dritte Kind schlecht oder nicht gesichert. Und das im Jahr 2023, beinahe 30 Jahre nach Einführung der Kindersicherungspflicht.

Regel Nr. 1: Schnallen Sie Ihr Kind – und sich selbst natürlich auch – immer an. Ausnahmslos. Bereits bei einem Aufprall bei nur 30 km/h wirken Verzögerungskräfte auf den Körper ein, die dem 17-fachen des Gewichts entsprechen. Das bedeutet: Auf ein Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht wirken 170 Kilogramm ein. Ein anderer drastischer Vergleich. „Ein frontaler Crash bei etwa
50 km/h entspricht dem freien Fall aus etwa zehn Meter Höhe. Würden Sie ihr Kind ungesichert ans offene Fenster im dritten Stock setzen?“, so Peter Jahn, Kindersitz- und Kindersicherheitsexperte (CAP-Kindersicherheit.info).

Regel Nr. 2: Ladung gehört immer gesichert. Ausnahmslos. Wussten Sie, dass ein Smartphone oder Schlüsselbund, das freiliegend auf Beifahrer- oder Rücksitz liegt, zu einem lebensbe­drohenden Geschoss werden kann. Denn auch hier wirken bei einem Aufprall mit 30 km/h Verzögerungskräfte ein, die dem 17-fachen des Gewichts entsprechen. Aus einem 150-Gramm-Smartphone wird ein 2,5 Kilogramm schweres Flugobjekt, das Scheiben durchschlagen oder Knochen brachen kann. „Wer seine Einkäufe und Utensilien im Auto nicht verstaut, riskiert sein Leben“, bestätigt Jahn.

Der Arm des Gesetzes

Bevor wir Ihnen nun zwei Checklisten (links) für die nächste Fahrt ans Herz legen – egal ob in den Kindergarten oder auf Urlaub –, ein paar Worte zur gesetzlichen Lage in Sachen Sicherheit von Kind und Kegel. Wer gegen die Ladungssicherungspflicht verstößt, riskiert sein Leben und auch eine saftige Strafe bis zu 10.000 Euro. Gefährden Sie dabei die Verkehrssicherheit oder richten weitere Schäden an, drohen weitere Strafen.
Der jeweilige Fahrzeuglenker – egal ob Großeltern, Eltern, Nachbarn – trägt die Verantwortung für die vorschriftsmäßige Sicherung im Auto. Diese besagt, dass Kinder bis 14 Jahre gesichert werden müssen. Zusätzlich gibt’s für alle Minderjährigen unter 135 Zentimeter die unbedingte Pflicht, diese mit geeigneten Kinderrückhaltesystemen zu sichern. Das ist allerdings nur die gesetzliche Mindestanforderung. Die Empfehlung von Kindersicherheitsexperten Jahn (siehe Kommentar) lautet daher: „Sichern Sie Ihre Kinder immer bestmöglich. Empfohlen wird eine Kindersicherung mit geeignetem Kindersitz bis etwa 150 Zentimeter Körpergröße bzw. bis der fahrzeug­eigene Gurt wirklich optimal passt.“

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30 Jahre und kein bisschen weise

Peter Jahn ist Vater, Großvater und DER Experte* rund um Kindersicherheit. Bei aller Begeisterung für Auto & Co gibt er Ihnen als Eltern und Großeltern diesmal einen Mini-Crashkurs in Sachen Crashphysik. Damit Sie Ihre Kinder endlich IMMER sichern.

1994 wurde in Österreich für Lenker:innen die Kindersicherungspflicht eingeführt. Seit 30 Jahren steht das Nicht- oder Nicht-richtig-Anschnallen von Kindern unter Strafe. Wie jedes Gesetz sind auch diese Bestimmungen die absolute MINDEST-Anforderung. Heißt: Man darf und kann diesen Schutz besser machen.

Bedrückend eigentlich, dass überhaupt eine Strafdrohung für Obsorgeverpflichtete erforderlich ist, um die eigenen Kinder im Falle eines Unfalls vor schweren bis lebensbedrohlichen Verletzungen zu schützen. Mittlerweile ist die korrekte Kindersicherung ein anzeigepflichtiges Delikt und führt als Vormerkdelikt bei ständiger Missachtung zum temporären Führerscheinverlust.

Als ich mich in den frühen 90er-Jahren aus Eigeninteresse mit dem Thema zu beschäftigen begann, waren weder Kindersitze noch Fahrzeuge wirklich sicher. Die Hersteller haben hier mittlerweile kräftig aufgeholt. – Warum haben wir dann immer noch den höchsten Anteil an toten und schwerverletzten Kindern im Auto und nicht, wie viele Eltern meinen, beim Zu-Fuß-gehen oder beim Radfahren?

Der wesentliche Unterschied scheint in der massiven Fehleinschätzung der Gefahren hoher Beschleunigungskräfte zu bestehen. Während man die Hitzewirkung auf den Körper schon mittels einer simplen Kerze „Achtung! Heiß!“ vermitteln und spüren kann, sind hohe Beschleunigungskräfte, wie sie schon bei Kollisionen mit „nur“ 30 km/h Aufprallgeschwindigkeit auftreten, nicht so leicht vermittelbar.

Daher ein kleiner Crashkurs in Sachen Crashphysik: Die Beschleunigung, also die Veränderung der Geschwindigkeit über die Zeit, also wie schnell werde ich langsamer oder schneller, wird in G gemessen.
Die Beschleunigung, die wir alle aus dem Alltag kennen, ist die Erdanziehungskraft. Die unsichtbare Kraft, die uns nach einem Sprung wieder auf den Boden holt. Diese entspricht vereinfacht 1 G, unserem einfachen Körpergewicht.

Beim Gefahrenbremsen verzögert das Auto auch schon merklich. Aber die dabei auftretenden Kräfte bewegen sich bei handels­üblichen Fahrzeugen auch nur im Bereich von 1 G, obwohl die Verzögerung schon heftig wahrgenommen wird. Wobei die Verzögerung über eine längere Zeit und Strecke erfolgt. Den Bremsweg.

Kampfjetpilot:innen, Autorennfahrer:innen und Astronaut:innen kennen wohl auch höhere Beschleunigungen. Allerdings sind die speziell trainiert und tragen unter anderem auch Druckanzüge.

Bei einem „ordinären Knaller“ mit nur 30 km/h treten, auch durch den kurzen Bremsweg, namentlich die Knautschzone, Verzögerungskräfte auf, die im Mittelwert und kurzzeitig 17 G und somit mindestens dem siebzehnfachen Körpergewicht entsprechen.

Die einzige Gegenmaßnahme IM Auto ist, IMMER und RICHTIG, das heißt möglichst straff, mit Gurten an der Fahrzeugkarosserie angehängt zu sein und im Fall des Aufpralls die Stoßdämpfung durch die Knautschzonen möglichst von Anfang an mitzumachen.

Es gibt übrigens Alternativen. Man kann, öfter als man glaubt, statt des Autos auch Öffis oder das Rad benutzen. Auch mit Kindern.

In diesem Sinne gute und allzeit sichere Fahrt!

*www.cap-kindersicherheit.info

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