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Hamilton vor Schumacher-Rekord: Warum er nicht weinen wird "Es gibt wichtigere Dinge auf der Welt, als Rekorde"
Sutton

Hamilton vor Schumacher-Rekord: Warum er beim 91. nicht weinen wird

Lewis Hamilton erinnert sich an seine erste Begegnung mit Michael Schumacher bei der Kart-WM in Kerpen 2001 und sagt: "Ich hatte nie tiefgründiges Gespräch mit ihm"

Als Michael Schumacher mit seinem 41. Grand-Prix-Sieg in Monza 2000 in der ewigen Bestenliste der Formel 1 mit seinem großen Idol Ayrton Senna gleichzog, brach der Ferrari-Star bei der anschließenden TV-Pressekonferenz in Tränen aus. Noch heute eine legendäre Gänsehaut-Szene, die jeder ernsthafte Formel-1-Fan zumindest auf YouTube schon einmal gesehen hat.

Wenn am Sonntag Lewis Hamilton seinen 91. Grand-Prix-Sieg feiern und mit Schumacher gleichziehen sollte, wird es zu derart emotionalen Szenen eher nicht kommen: "Es gibt wichtigere Dinge auf der Welt", winkt der Mercedes-Superstar ab. "Natürlich ist es eine Ehre. Aber das bedeutet nicht wirklich was."

Dabei räumt Hamilton ein, dass er das Schumacher-Video aus Monza kürzlich wieder gesehen hat. "Und ich erinnere mich auch noch selbst daran", sagt er. "Ich bin sicher, er hat danach nicht über seine Gefühle geredet, warum es zu diesem Moment kam. Aber natürlich ist bei uns Rennfahrern viel Emotion im Spiel, mit so viel Liebe von den Fans und so viel Druck."

"Ich weiß nicht, warum ich bin, wie ich halt bin - aber Zahlen sind nichts, worauf ich mich konzentriere. Für mich ist es ein Wochenende wie jedes andere. Ich will Valtteri und alle anderen Fahrer besiegen, und ich weiß, wie schwierig das wird. Mit etwas anderem beschäftige ich mich gar nicht. Wirklich", versichert der 35-Jährige.

Hamilton: Siebter WM-Titel bedeutet mir vielleicht mehr

Gleichzeitig gibt er zu: "Bei der Anzahl der WM-Titel ist es vielleicht was anderes. Eine WM zu gewinnen ist am Anfang noch so weit weg, es erscheint fast unmöglich. Du bist dir nie sicher, ob du es wirklich schaffen kannst. Und wenn du dann gewonnen hast, hast du schon das nächste Ziel im Kopf. Von daher ist es gut möglich, dass ich solche Dinge erst viel später realisieren werde."

Schumachers Situation vor 20 Jahren war auch insofern anders, als der Deutsche in seinen Anfangsjahren immer wieder mit Senna angeeckt ist. Dabei empfand er innerlich tiefe Bewunderung für dessen Können. Und als Senna in Imola 1994 starb, freute sich die ganze Welt auf das Generationenduell um den WM-Titel - zu dem es nie kam.

Eine solche Bedeutung nimmt Schumacher in Hamiltons Leben nicht ein. Der Mercedes-Fahrer steht nicht mit der Familie in Kontakt, nur manchmal mit "Schumis" Sohn Mick, der 2021 vermutlich auch Formel 1 fahren wird. Die erste Erinnerung an Schumacher: "Als er Imola gewonnen hat und Ayrton gestorben ist." Ein Rennen, bei dem dem aufstrebenden Star viele Pietätlosigkeit vorgeworfen haben.

Hamilton kam erst 2007 in die Formel 1, im Jahr nach Schumachers Rücktritt. Es ist aber eine Ironie des Schicksals, dass Schumachers Mercedes-Vertrag nach dem Comeback Ende 2012 nicht verlängert wurde, weil das Team die Chance hatte, Hamilton zu bekommen. Der siebenmalige Weltmeister, heißt es, wäre gern noch weitergefahren.

"Ich hatte nie wirklich eine Beziehung zu ihm", sagt Hamilton über Schumacher. "Das erste Mal habe ich ihn auf der Kartbahn in Kerpen getroffen. Das war als Kind damals schon etwas Besonderes, auf der gleichen Strecke zu fahren wie er. Ich habe sogar ganz kurz mit ihm gesprochen, weiß aber nicht mehr worüber. Ist lange her."

Hamilton meint die Kart-WM 2001 am 28. Oktober 2001, als der damals viermalige Weltmeister sich einen Spaß daraus machte, sich kurz nach Saisonende mit den Stars der Zukunft zu messen. Das Rennen gewann Marco Ardigo vor einem weiteren Italiener, Sauro Cesetti. Schumacher wurde Dritter. P7, mit 16,4 Sekunden Rückstand: ein 15-jähriger Knirps namens Lewis Hamilton.

In der Ergebnisliste von damals tauchen einige Namen auf, die man heute noch kennt. Nico Rosberg etwa, der den Kampf ums Podium gegen Schumacher um 0,9 Sekunden verloren hat, oder Loic Duval (9.), ein späterer Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister. Giedo van der Garde (25.), Vitantonio Liuzzi (27.), Maximilian Götz (32.) - alles Talente, die später eine Karriere hingelegt haben.

Hamilton: Helmtausch mit Schumacher

Hamiltons schönste Erinnerung an Schumacher ist aber eine andere, viele Jahre später, als beide Gegner in der Formel 1 waren: "In Abu Dhabi haben wir mal Helme getauscht. Das war für mich eine wirklich große Sache. Dass er sich einen Moment Zeit nimmt, um mit mir Helme zu tauschen. Das ist der wertvollste Helm, den ich habe!"

Eine Geschichte, bei der seine Augen kurz leuchten. Doch Hamilton ist ziemlich nüchtern, wenn er über Schumacher spricht. Sein Vater Anthony und er, das weiß man, waren nie große Schumacher-Fans. Und Hamilton sagt: "Davon abgesehen hatte ich nie irgendein tiefgründiges Gespräch oder so mit ihm." Es sei immer nur "reine Bewunderung" gewesen.

Was ihm der Rekord von 91 Siegen bedeuten würde, "weiß ich nicht", sagt Hamilton. "Ich weiß ehrlich nicht, was ich dazu sagen soll." Dass es irgendwann dazu kommen wird, da ist er sich allerdings relativ sicher: "Früher oder später wird es passieren. Ich habe nicht vor, allzu bald aufzuhören."

Kritiker bewerten den Rekord, sollte er ihn knacken, allerdings skeptisch. Seit 2014 sitze Hamilton im besten Auto der Formel 1, und anders als Schumacher hatte er seine Teamkollegen nicht immer total im Griff. Man denke etwa an Jenson Button bei McLaren oder Nico Rosberg 2016 bei Mercedes. Auch unser Marc Surer schlug kürzlich in einem YouTube-Video auf den Kanälen von Motorsport-Total.com und Formel1.de in diese Kerbe.

Hamilton-Fans halten dagegen, dass auch Schumacher in den frühen 2000er-Jahren im besten Auto der Formel 1 saß. Und Hamilton selbst sind die Vergleiche sowieso unangenehm. Er stellt sich, wenn über die glanzvollen Mercedes-Jahre gesprochen wird, nicht in den Vordergrund: "Ich bin nur ein kleines Glied in der Kette und würde nie sagen, dass alles an mir liegt."

"So viele Menschen arbeiten die ganze Zeit so hart zusammen, und dafür bin ich enorm dankbar. Es ist ein großes Privileg - und der beste Teil dieses Jobs. Abgesehen davon, diese Rakete fahren zu dürfen!" Hamilton erwähnt aber auch, dass er vom ersten Tag an in gewisse Dinge voll involviert war: "Da konnte ich dem Team schon helfen."

"Valtteri und ich helfen dabei mit, diese mächtige Gruppe an Innovatoren in die Richtung zu lenken, die für uns am besten funktioniert", sagt er - und ergänzt: "Es hat viele Rennen gegeben, in denen wir hinter den Red Bulls oder Ferraris lagen, die wir trotzdem gewonnen haben. Dank großartiger Kommunikation. Und dem rastlosen Streben nach Perfektion, von dem Toto immer spricht."

Motorsport-Total.com

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