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Bayerns nackte Kanone

BMWs erstes Superbike, die S 1000 RR, setzte bei seinem Erscheinen 2009 gleich neue Maßstäbe im Supersportbereich und avancierte auf Anhieb zum meistverkauften Supersportler.

mid/rkm

Davon unmittelbar abgeleitet offerieren die Bayern nun neu mit dem unverkleideten Landstraßensportler S 1000 R das logische Derivat. Dafür gibt es 118 kW/160 PS Leistung bei 207 kg Lebendgewicht sowie ein Race-ABS, die Traktionskontrolle ASC und zwei Fahrmodi in Serie.

Aus jeder Perspektive ist auf den ersten Blick die nahe Verwandtschaft zur "RR" zu erkennen, auch wenn die Optik auf das Wesentliche reduziert wurde: Statt Vollverkleidung trägt die "Einzel-R" eine Lampenmaske im Stile der Aprilia Tuono. Knappe Seitenteile und ein Bugspoiler legen sich wie ein Bikini um die prachtvoll zur Schau gestellte Technik, und aus dem Sport-Endtopf wurde ein Stummelschalldämpfer. Bei der Scheinwerferfront kultiviert BMW seit Jahren das "Split Face", also das geteilte Gesicht. So erinnert diese Tausender von vorn an einen der vermöbelten Klitschko-Gegner am Morgen nach dem Kampf.

Aus dem Sattel betrachtet dominieren wertige Komponenten vom konischen Leichtmetall-Rohrlenker mit edler Klemmung bis zum neuen Kombi-Instrument, das gewohnt umfangreich bis hin zu Verbrauchs- und Reichweitenangaben informiert. Zum Griff an den Lenker genügt eine leichte Vorlage, der Oberkörper bleibt weitgehend aufrecht, nur unterhalb des mit 814 mm leicht erklimmbaren Pölsterchens verströmen enge Kniewinkel Sportappeal. Insgesamt sitzt es sich recht entspannt, aber angriffslustig genug für einen engagierten Kurvenauftritt.

Den kann man mit der neuen Münchenerin auf jeden Fall hinlegen, denn der potente 999 ccm große Reihenvierzylinder aus der RR zeigt sich für den Einsatz im Naked Bike umfangreich modifiziert mit neuen Ansaugkanälen im Zylinderkopf, geänderten Nockenprofilen und einem angepassten Motormanagement. Für den Alltagsbetrieb wie den sportlichen Einsatz auf der Landstraße wurden Leistung und Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich deutlich gestärkt und die Maximaldrehzahl reduziert. Von den 142 kW/193 PS des Supersportlers bleiben 118 kW/160 PS und ein maximales Drehmoment von 112 Nm übrig, die auf kurvenreichen Landstraßen einen druckvollen Antritt bereits bei niedrigen Drehzahlen ermöglichen.

Bei widrigen äußeren Bedingungen wie im ersten Teil des Fahrtests ? Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, Regen, glitschige Straßen ? freut man sich über den "Rain"-Fahrmodus, der 100 kW/136 PS und 104 Nm übrig lässt. Entsprechend frühzeitig greifen Renn-ABS und ASC ein. Damit lässt sich der bärenstarke Roadster selbst bei unangenehmen Bedingungen sicher und immer noch sehr agil bewegen. Getreu der Zubehör-Strategie bei Pkw der Marke bietet BMW zwei Sonderausstattungs-Pakete mit innovativer Technik an, die sich die meisten S 1000 R-Käufer nicht entgehen lassen werden: Im Sport-Paket sind die dynamische Traktionskontrolle DTC mit Schräglagensensor, zwei weiteren Fahrmodi - "Dynamic" und "Dynamic Pro" - ein Schaltassistent sowie Tempomat enthalten.

Komplett wird die BMW durch das Paket "Dynamic", es beinhaltet das semiaktive Fahrwerk DDC Dynamic Damping Control, Heizgriffe, LED-Blinker und einen Motorspoiler für 910 Euro. Für jeden Fahrmodus sind bestimmte Einstellungen fürs Fahrwerk, ABS und DTC hinterlegt, die allerdings auch einzeln feinjustiert werden können. Darüber hinaus gibt es natürlich jede Menge weiteres Originalzubehör wie Navi-Halterung, Windschild oder Kofferset. Wen es nach mehr Sportlichkeit gelüstet, kann die leistungssteigernde Akrapovic-Volltitanauspufffanlage oder um 2,5 Kilo leichtere Schmiederäder ordern.

Bei besseren Bedingungen am Nachmittag der Testfahrten kann die komplett ausgestattete blau-weiße Kanone ihre Vorzüge ausspielen. Der für untere und mittlere Drehzahlen optimierte Reihenvierer gehorcht im Dynamic-Modus aufs Wort und spricht sehr sensibel an. Vom Fleck weg drückt er nachdrücklich vorwärts, allerdings ohne den berühmt-berüchtigten Tritt in den Rücken. Spätestens ab 6.000 Touren legt der Vierventiler eine kräftige Schippe nach, und oben heraus kann seine Drehfreude begeistern.

Allzu heftiges Gezappel im Lenker durch die leicht werdende Front verhindert ein serienmäßiger Lenkungsdämpfer. Auf wechselnde Untergründe, kräftiges Bremsen und saftiges Beschleunigen reagiert das DDC mit entsprechender Dämpfung und sorgt für eine satte, jederzeit Vertrauen-schaffende Straßenlage des mit 207 kg relativ leichten Sport-Roadsters. Das Wohlfühl-Arrangement wird durch das teilintegrale Race-ABS komplett, das mit glasklarem Druckpunkt, bester Wirkung und transparenter Dosierbarkeit keine Wünsche offen lässt. Bei diesem System aktiviert der Handbremshebel die Doppelscheibenbremse mit zwei radial montierten Vier-Kolben-Festsätteln vorn und die Einzelscheibenbremse hinten, während der Fußbremshebel ausschließlich auf die Hinterradbremse wirkt.

Zwar bietet die neue S 1000 R schon in der Basisversion jede Menge Fahrspaß. Um das große Sport-Potenzial der BMW optimal ausnutzen zu können, kommt man um die Ausstattungspakete allerdings nicht herum.


Technische Daten BMW S 1000 R

Landstraßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Reihen-Vierzylinder-Viertakt-Motor; vier Ventile je Zylinder; Hubraum: 999 ccm; Bohrung x Hub: 80,0 x 49,7 mm; max. Leistung: 118 kW/160 PS bei 11 000/min; max. Drehmoment: 112 Nm bei 9 250/min; elektronische Kraftstoffeinspritzung; geregelter Katalysator; Sechsganggetriebe; zwei Fahrmodi; Leichtmetall-Brückenrahmen; Upside-Down-Teleskopgabel; Leichtmetall-Zweiarmschwinge mit angelenktem Zentralfederbein; zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten; ABS; Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17; Sitzhöhe 814 mm; Tankinhalt 17,5 Liter; Leergewicht 207 kg; zul. Gesamtgewicht 407 kg

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