ZWEIRAD

Wer auf der neuen Honda FMX 650 unterwegs ist, wird an seine ersten Fahrten als Motorradfahrer erinnert. So brummt unter dem Fahrersitz deutlich vernehmbar der unverwüstliche Einzylinder, der seine Vibrationen bis in die Lenkerenden meldet.

Das Zweirad ist einfach ausgestattet, weil für den Preis nicht mehr drin ist und Komfort als "uncool" gilt. Gefahren wird sowieso am liebsten in einer Gruppe Gleichgesinnter über kurvige Landstraßen.

Und dabei zeigt sich, die Honda-Ingenieure haben alles richtig gemacht, denn genau das soll sie sein: ein Einsteigermotorrad und zwar in erster Linie für Führerscheinneulinge. Der Preis liegt, gut auf das jugendlichere Portemonnaie zugeschnitten, bei 6.690,- Euro.

Die FMX 650 prahlt nicht mit Superlativen. Bei ihr gibt es keine technischen Innovationen zu entdecken, sondern man trifft einen alten
Bekannten: Denn der luftgekühlte 644-ccm-Motor hat auch schon in den Modellen Dominator und SLR seinen Dienst getan.

Er leistet maximal 28 kW/38 PS bei 5 750 U/min. Auch mit dem Tankvolumen von elf Litern kann die schlanke Honda keine Preise gewinnen. Bei Vollgasfahrten kommt sie keine 200 Kilometer weit.

Des Weiteren sind die Anzeigen sehr spartanisch ausgefallen. Sie bestehen aus einem etwas lieblos gestalteten rechteckigen Tachometer und den obligatorischen vier Kontrollleuchten für Blinker, Neutral und Fernlicht.

Einzig erkennbarer Luxus: eine Warnblinkanlage. Aber das Understatement hört beim peppigen, an Supermoto-Vorbildern ausgerichteten Styling auf. Und dabei kommt auch der Fahrspaß kein bisschen zu kurz.

Schnell vergessen sind alle Gedanken an wesentlich leistungsstärkere Zweiräder, wenn man sich mit der FMX 650 durch enge Kurven schlängelt. Dank ihres geringen Leergewichts von 180 Kilogramm ist sie durchgehend mühelos beherrschbar.

Hervorragend das Zusammenspiel mit der Pirelli Dragon-Bereifung, die auch bei schlechtem Straßenbelag jederzeit für hervorragenden Kontakt zum Asphalt sorgt und trotz ihres Straßenprofils sogar leichte Geländeeinsätze erlaubt. Die Einscheibenbremsen vorn und hinten verzögern das Zweirad sehr zuverlässig. Selbst ein kurzes Blockieren der Räder bringt den Fahrer nicht aus der Ruhe.

Gewiss liegt die FMX 650 nicht so unbeirrt auf der Straße wie ein schweres Tourenmotorrad und muss auch den einen oder anderen Schlag gegen die Upside-down-Vordergabel hinnehmen, doch dabei entsteht nie das Gefühl eines Kontrollverlustes.

Allerdings muss der FMX-Fahrer fleißig schalten, damit immer genug Leistung anliegt, um das Fahrzeug aus den Kurven heraus zu beschleunigen. Dabei lassen sich die fünf Gänge reibungslos wechseln. Etwas hart im Nehmen muss man schon sein, damit nicht nach spätestens anderthalb Stunden auf der schmalen Sitzbank der drängende Wunsch nach einer Pause aufkommen soll.

Dass man mit der FMX 650 erst gar keine Reisen planen sollte, macht nicht nur der Verzicht auf ein Windschild deutlich, sondern auch das Fehlen einer Gepäckbrücke, die immerhin als Zubehör geordert werden kann.

Der Wert von 180 Kilogramm für die maximale Zuladung verstärkt den Eindruck, dass sich die kleine Honda am vergnüglichsten allein fahren lässt. Für längere Autobahnetappen ist die FMX 650 also nicht geeignet. Deshalb wird man auch nur selten die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h erreichen.

Insgesamt kann man mit der Honda FMX 650 aber durchaus glücklich werden. Zum Beispiel als Führerscheinneuling, der sich für die Beschleunigung und Wendigkeit dieses einspurigen Fahrzeugs begeistern kann oder auch als klein gewachsene Person, die ohne Ehrfurcht vor der Maschine gern Motorradfahren möchte.

Oder aber auch als Fahrer, der sich auch nach einer Pause wieder auf Anhieb auf seinem Zweirad zurechtfinden will; oder einfach jeder, der sich in seiner Freizeit gern auf Landstraßen austoben will. Und der Preis dürfte bei der Kaufentscheidung kein Hindernis, sondern eher ein Anreiz sein.

Technische Daten Honda FMX 650

Mono-Zentralrohr-Rahmen, luftgekühlter Vier-Ventil-Einzylinder-Motor, 644 ccm Hubraum, 28 kW/38 PS bei 5 750 U/min, max. Drehmoment 52 Nm bei 4.500 U/min, Höchstgeschwindigkeit 145 km/h, Euro 2, Fünfgang-Getriebe, Kettenantrieb, Sitzhöhe 87,5 cm, Federung vorn: 45 mm Upside-Down-Gabel mit 218 mm Federweg, hinten: Pro-Link-Schwinge/Zentralfederbein mit 186 mm Federweg, Einscheibenbremsen vorn 29,6 cm Durchmesser mit Doppelkolbenzange, hinten 22 cm Durchmesser mit Einkolbenbremszange, Leergewicht 175 Kilogramm, max. Zuladung 180 Kilogramm, Tankinhalt: 11 Liter (davon 3,8 Liter Reserve),
Preis: 6.690,- Euro.

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