Formel 1: News | 25.05.2004
„Das Tor zu einem Universum an neuen Möglichkeiten“
Alles über den neuen Windkanal von Williams. 2,5 Megawatt-Gebläse. Rollendes Stahlband. Multiachsen Modell Management. 1:1-Modelle.
Stolz präsentierte BMW-Williams heute nicht nur eine neue Teamstruktur, sondern auch jenen Windkanal, mit dessen Bau man im November 2002 begonnen hatte. In einer Rekordzeit, 12 Monate später, habe man die aerodynamische Kommissionierung abhalten können. 560 Tonnen Stahl sowie 5.250 Tonnen Zement, was laut Presseausendung 350 Zement-Lastkraftwagen entspricht, wurden verbaut.
Die Turbine hat eine Leistung von 2,5 Megawatt, sie beschleunigt eine stehende Luftmasse von 9 Tonnen innerhalb von 30 Sekunden auf 280 km/h. Der Tunnel weist auch ein rollendes Stahlband, welches die Straße simuliert, vor. Dieses Band kann eine Geschwindigkeit bis zu 80 m/s erreichen, was 288 km/h entspricht. Wie auch bei Sauber ist es möglich, mit Boliden in Originalgröße zu arbeiten. Zudem gibt es ein Multiachsen Modell Management System, welches die Simulation der Faktoren Schräglage und Neigung sowie von Nick- und Lenkbewegungen ermöglicht. Auch eine Cross Wind Simulation, also eine Simulation der seitlich einwirkenden Luftströme, kann durchgeführt werden.
Dr. John Davis ist verantwortlich für die Aerodynamik-Anlagen bei Williams. Er gerät ins Schwärmen: „Der Tunnel stellt den Horizont neuer Technologien dar. Er ist das Tor zu einem Universum an neuen aerodynamischen Möglichkeiten. Viele dieser Möglichkeiten wurden bislang noch nicht mal in Betracht gezogen und schon gar nicht erst untersucht.“
Der neue Windkanal wird gemeinsam mit dem bislang bestehenden Williams-Windtunnel genützt werden, man hat jetzt also zwei Windkanäle. Chefaerodynamikerin Andrea Terzi erklärt: „Da wir jetzt zwei Windkanäle zur Verfügung haben, werden unsere Entwicklungszeiten für aerodynamische Komponenten signifikant kürzer werden. Aber wichtiger ist es, dass die Ergebnisse exakt sind, denn auf diesem Sektor sind nur noch kleine Verbesserungen möglich. Da wir nun die multidimensionalen Faktoren, welche auf einen Rennwagen einwirken, mit einbeziehen können, steigt die Genauigkeit unserer Untersuchungsergebnisse um 30 Prozent.“
Die Aerodynamik soll künftig beschnitten werden, doch für den scheidenden Technikdirektor und nunmehrigen „Director Of Engineering“ Patrick Head ist klar: „Die Aerodynamik wird immer ein wichtiger Faktor in der Formel 1 bleiben.“ Mit dem Hintergrund neuerlicher Regeländerungen sieht Head in der neuen Anlage garantiert, dass „wir die bestmöglichen Ressourcen zu deren Umsetzung zur Verfügung haben. Die sich daraus ergebenden Vorteile werden messbar sein.“