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„Fahren können wir alle. Ich fahre halt ein bisschen besser.“

In einem Gespräch mit einer Tageszeitung ging Michael Schumacher der Urfrage seines Erfolgs nach: Was kann ich besser als die anderen?

Michael Noir Trawniczek

Michael Schumacher ist ein Dauerbrenner im Medienwald. Jede vom sechsfachen Formel 1-Weltmeister ausgesprochene Silbe wird eingefangen und weiterverwertet. Meist stehen das aktuelle Renngeschehen oder die von Schumacher und der Scuderia Ferrari ausgelöste Erfolgswelle im Vordergrund. In einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen näherte sich der 35jährige Michael Schumacher der Urfrage seines Daseins als erfolgreichster Formel 1-Pilot aller Zeiten: Was ist der Unterschied zwischen mir und den anderen Piloten?

Was ist der entscheidende Unterschied? Michael Schumacher sagt: „Die Erfahrung spielt sicher eine große Rolle und die Autorität, die man sich über die Jahre hart erarbeitet hat. Wenn ich an meine ersten Jahre bei Benetton denke, da war ich auch nicht in der Lage, denen zu sagen, hört mal, hier müsst ihr schneller sein, dort müsst ihr jenes machen, damit wir vorwärtskommen. Ich hatte doch keine Ahnung. Also habe ich meinen Mund gehalten. Den jungen Kollegen geht es nun nicht anders.“

Bei Einzelrundenqualifying und Rundengeiz muss möglichst schnell ein optimales Set Up gefunden werden. Das spricht für Erfahrung, das spricht für Michael Schumacher. Das spielt dem mit allen Wassern gewaschenen Rennsportenthusiasten in die Hände.

Geht es also in erster Linie darum, wie gut man mit den Technikern kommunizieren kann, wie schnell man Zusammenhänge erkennen und aus diesen Erkenntnissen heraus ein brauchbares Set Up erstellen kann? Schumacher: „Ja, das ist das A und O. Fahren können wir alle, wenn es sicherlich auch hier und da noch Unterschiede gibt. Aber wir müssen es auch verstehen, das Auto so abzustimmen, dass wir das Maximale herausholen können.“

Schumacher plädiert für die individuelle Kreativität: „Jeder hat einen anderen Fahrstil, jeder muss seine eigene Anpassung hinbekommen. Damit kann man viel mehr erreichen. Die dabei möglichen Zeitsprünge sind mit bloßem Fahrtalent nicht auszugleichen.“

„Fahren können wir alle“, sagt der sechsfache Weltmeister. Einmal hat Schumacher aber gesagt: „Ich fahre ein bisschen besser Auto als die anderen.“ Das wäre doch untertrieben, sagt der Fragesteller. Schumacher: „Ist es das wirklich? Man muss sich doch fragen: Was kann ich wirklich besser? Wenn die Formel 1 nicht so bekannt wäre, dann würden die Leute doch zu Recht sagen: Der Schumacher kann ein bisschen besser Auto fahren als andere.“

Also doch die Set Up-Erstellung. Hier seien zwar die richtigen Informationen an die Techniker Voraussetzung, um die richtige Entwicklungsrichtung einzuschlagen, doch: „Die Qualität der Ingenieure ist für mich entscheidender. Was ich für die Fahrzeugentwicklung tue, ist das Minimum, was man zu geben hat. Die Topfahrer können das alle.“

Andererseits gibt es das Bild von der Arbeitsbiene Michael Schumacher, welche bis spät am Abend mit den Technikern berät. Ist also der Fleiß der Unterschied? Schumacher: „Das kann schon sein. An den Rennwochenenden sehe ich zumindest einige meiner Kollegen am späten Nachmittag ins Hotel gehen. Ich bleibe eher bis spät abends da und mache Dinge, die aus meiner Sicht für das Rennen wichtig sind. Ich will einfach nicht gehen, bevor ich nicht sicher bin, es so gut wie möglich gemacht zu haben.“

Manche könnten dies als eine gewisse Verbissenheit auslegen, doch Schumacher winkt ab: „Aber das macht mir Spaß, auch weil die Atmosphäre im Team so angenehm ist. Außerdem würde ich mich ärgern, wenn ich im nachhinein erkennen müsste, dass ich mit etwas mehr Einsatz ein besseres Resultat hätte erzielen können.“

Der Spaß am Rennsport treibt also den Rekordhalter der Formel 1 - Abnützungserscheinungen lässt Schumacher nur auf der körperlichen Ebene gelten: „Es zwickt schon hier und da. Aber ich glaube nicht, dass das vom Rennfahren kommt, eher von meinem Training rund um die Formel 1. Aber im Kopf fühle ich mich völlig unverbraucht. Ich sehe keinen Unterschied zu den Kollegen, die zehn Jahre jünger sind.“

Am Ende dreht sich das Gespräch um die dunkle Frage, was passieren würde, wenn es einmal nicht mehr zwickt. Konkret geht es darum, ob Rennfahrer einen Organspenderausweis bei sich führen sollten. Michael Schumacher würde das begrüßen, denn: „So ein bisschen werden wir doch schon in der Formel 1 daran gewöhnt. Wir nehmen unsere Autos ständig auseinander und tauschen alle möglichen Teile.“

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