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Siedler im motorline.cc-Interview:
"Plötzlich haben sie Busnelli zum Meister gekürt!"

Nach Platz 2 herrschte Punktegleichstand. Laut Reglement wäre Siedler Meister, doch der ital. Veranstalter kürte Landsmann Busnelli zum Champion - absurd!

Michael Noir Trawniczek

Norbert Siedler versteht die Welt nicht mehr. Beim Saisonfinale der europäischen Formel 3000, das am Sonntag in Monza abgehalten wurde, erlebte der Tiroler ein Rennwochenende der besonderen Art. Der Meisterschaftsführende konnte hinter seinem Titelrivalen, dem Italiener Max Busnelli, den zweiten Platz belegen. Sein ADM-Team wusste: In diesem Fall würde Punktegleichstand herrschen, laut FIA-Reglement würde die Anzahl der Siege zählen - doch da die beiden Kontrahenten gleich viele Siege an Land zogen, entscheidet dann wiederum die Anzahl der errungenen Pole-Positions - und da hat Siedler heuer fünf errungen, Busnelli nur zwei. Der Rennstall begann also nach der Zieldurchfahrt mit einer ausgelassenen Siegsfeier, Siedler wurde umarmt und gedrückt - wie das eben der Fall ist, wenn man sich ein Ziel vornimmt und es auch erreicht...

Doch dann kam der große Schock - Norbert Siedler erzählt im motorline.cc-Interview: "Ich war beim Start vorsichtig, habe Busnelli vorbeigelassen. Ich habe dann schon ein paar Mal probiert, ihn zu überholen, weil er klar langsamer war - doch da hat er ständig versucht, mich in die Wiese abzudrängen." Klar - bei einem Siedler-Ausfall wäre Busnelli tatsächlich Meister geworden, daher wollte der Tiroler lieber nichts riskieren: "Da ich wusste, dass ich mit dem zweiten Platz die Meisterschaft gewinne, habe ich nichts mehr riskiert und den zweiten Platz nachhause gefahren. Als mir mein Team gratulierte und wir über meinen Titelgewinn jubelten, haben die italienischen Veranstalter plötzlich den Busnelli zum Meister erklärt. Ein Wahnsinn..."

Der Hintergrund: Der Veranstalter der Rennserie, die italienische Agentur Perroni-Promotions, wollte laut Siedler-Manager Edi Nikolic plötzlich einen zehnten Platz von Busnelli "entdeckt" haben und hat dem Landsmann dafür kurzerhand einen weiteren Punkt hinzuaddiert, obwohl es dafür gar keine Punkte gibt. Zudem sei Busnelli bei dem erwähnten Lauf, in Misano, nicht einmal ins Ziel gekommen, sondern ausgefallen...

PROTEST Siedler: "Mein Team hat natürlich sofort Protest bei der FIA eingelegt. Nur wird es leider ein bisschen dauern, bis hier eine Entscheidung fällt." ADM-Teamchef Renato Melchioretto ist entsetzt: "Hier ist ein klarer Fehler passiert, den wir nun möglichst schnell bereinigen müssen." Die Entscheidung würde nun bei der nationalen Motorsportbehörde und letztlich bei der FIA liegen...

Beim vorletzten Lauf in Adria vereitelte ein schlechter Reifensatz den vorzeitigen Titelgewinn des Wildschönauers - diese Reifensätze werden ebenfalls vom Veranstalter verteilt. Dass der schlechte Satz ein gezielter Sabatoge-Akt gewesen sein könnte, schließt Siedler jedoch aus: "Das ist eigentlich unmöglich, denn man erhält ja mehrere Reifensätze und den einen habe ich mir ja aufgespart beim Training."

Die Motorsport-Fans fragen sich jetzt: Wie kann ein Veranstalter derart willkürlich agieren? Fürchtet er nicht, dass ihm die Lizenz entzogen werden könnte? Im vorliegenden Falle scheint man wenig Angst vor Sanktionen zu haben, denn die betreffende Agentur wird in der kommenden Saison nicht mehr als Veranstalter der Euro-F3000 agieren, wie uns Norbert Siedler erklärte.

Der sympathische Tiroler muss jetzt also weiter um seinen Titel bangen. Jenen Titel, den er am Saisonbeginn als klares Ziel gesteckt und - de facto - auch erreicht hat. Dass die Veranstalter mit ihrer absurd anmutenden Vorgehensweise durchkommen, ist für Manager Edi Nikolic unwahrscheinlich - und auch Siedler sagt: "Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin mir sicher, dass die FIA das regeln wird." So oder so - die Qualitäten des Norbert Siedler sprachen sich ohnehin längst herum, der Tiroler gilt, nach erfolgreichen Tests, als ein heißer Kandidat für einen Champ Car-Sitz...

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