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"Renault wird nicht Weltmeister!"

Letzter Teil des Gesprächs mit Andrea de Cesaris: Warum die Formel 1 wieder menschlicher werden sollte und über die Chancen auf ein Comeback im Jahr 2006 - in der neuen Grand Prix Masters-Serie, in der die Kaliber der Vergangenheit nochmals aufeinandertreffen...

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Andreas Wiesbauer, Station 68/motorline.cc

Bist du in den letzten Jahren einmal mit einem modernen Formel 1-Wagen gefahren?

Andrea de Cesaris: Nein, seit 1994 bin ich mit keinem Formel 1-Auto mehr gefahren.

Würde es dich reizen, in einen heutigen Formel 1 zu steigen?

Andrea de Cesaris: Warum nicht? Ich würde gerne wegen dem Feeling fahren - und um vergleichen zu können - zwischen meinen Tagen und der heutigen Zeit.

Und sonst? Gehst du kartfahren?

Andrea de Cesaris: Ja schon, aber nicht wirklich viel.

Der Rennsport geht dir also nicht wirklich ab?

Andrea de Cesaris: Nein, denn ich habe ein anderes Hobby entdeckt. Ich hole mir mein Adrenalin beim Windsurfen. Und genieße die Wellen.

Was sagst du zur aktuellen Formel 1-Saison. Hat es Fernando Alonso schon geschafft?

Andrea de Cesaris: Nein, das würde ich so nicht sagen. Diese Saison ist sehr speziell und es ist mit 19 Rennen eine sehr lange Saison. Ich weiß nicht, was passieren wird - aber ich denke nicht, dass Renault Weltmeister wird.

Also doch wieder Ferrari?

Andrea de Cesaris: Ich weiß es nicht, aber für mich wird der Weltmeister nicht Renault heißen.

Wie oft siehst du dir die Rennen an?

Andrea de Cesaris: Von Zeit zu Zeit. In diesem Jahr habe ich keines der Rennen gesehen, denn ich war immer außerhalb von Europa unterwegs. Wer hat das letzte Rennen gewonnen?

Alonso. Er hat die letzten drei Rennen gewonnen. Renault hat alle vier Rennen gewonnen.

Andrea de Cesaris: Aber ich denke, vom nächsten Rennen an wird es für Renault schwieriger werden.

Eine Abwechslung wäre auch jetzt wieder gut. Die Formel 1 muss sich immer noch von der langjährigen Ferrari-Dominanz erholen. Es ist ja beachtlich, dass in Imola nur 60.000 Leute gekommen sind.

Andrea de Cesaris: Das sind wenig. Ich würde es gerne sehen, wenn die Formel 1, die ja immer die oberste Motorsportklasse geblieben ist, die immer anspruchsvoll war, wieder menschlicher werden würde. Die Formel 1 muss wieder menschlicher werden, damit sie überleben kann.

Das alte Lied: Es gab früher mehr Charakterköpfe unter den Fahrern...

Andrea de Cesaris: Ich denke, es liegt nicht an den Fahrern. Sie sind ja immer noch menschliche Lebewesen. Es geht eher darum, was rund um die Fahrer passiert. Die Fahrer müssen am Ende des Tages zehn Public Relations-Männer aufsuchen - da bleibt nicht viel über vom Charakter der Piloten. Darum sage ich: Man sollte die Formel 1 wieder menschlicher machen. Man muss wieder auf den Boden gelangen, man muss die Philosophie ändern.

Ein McLaren-Mitarbeiter scheint ja bereits in diese Richtung zu denken. Nach dem Bahrain-GP kam eine Aussendung von McLaren-Mercedes, in einem Absatz, in dem zuvor Mercedes-Rennleiter Haug zitiert wurde, stand "Blah, blah, blah, blah,..." - ein voller Absatz mit diesen "Blahs". Und es ist ja auch tatsächlich so - diese Presseaussendungen sind mitunter eine Farce - immer optimistisch, immer zuversichtlich - welche Platzierung auch immer....

Andrea de Cesaris: Das stimmt. Sie sollten einen Schritt zurückgehen und mehr jene Leute frei sprechen lassen, welche die Autos fahren. Die Fahrer sollten sich frei bewegen dürfen. Aber das ist schon immer so gewesen, dass man den alten Zeiten nachweint. Auch in der Zeit, in der ich gefahren bin, wurde immer gesagt, dass die Zeit davor noch mehr Romantik in sich hatte. In unserer Zeit war es sicher nicht so romantisch wie in der Ära eines Jackie Stewart.

1979 war ich mit einem Freund erstmals auf dem Österreichring. 1981, mit 15, konnten wir an den Tagen vor dem ersten Training relativ ungehindert ins Fahrerlager reingehen - man konnte, wenn man Glück hatte und einen der Mechaniker freundlich drum bat, sich sogar in ein Auto setzen. Ich sah Bernie Ecclestone die Mistkübel der Brabham-Box kontrollieren. Und das alles mit einem Ticket für einen Wiesenplatz. Das ist heute völlig unmöglich.

Andrea de Cesaris: Ja, deshalb meine ich, dass man unbedingt die Philosophie ändern muss. Und ich denke auch, dass das passieren wird.

Ja?

Andrea de Cesaris: Ja.

Aber wie? Wie soll das funktionieren - im Zeitalter der elektronischen Drehkreuze?

Andrea de Cesaris: Sie werden gezwungen sein, es zu tun. In vier oder fünf Jahren werden sie gezwungen sein, die Tore zu öffnen. Sie werden auch gezwungen sein, wieder mehr Teams zuzulassen. Die Konzerne werden weg sein und man würde ansonsten dann nur 12 Autos haben. Da wird sich einiges ändern.

Sehr gut. Dann bleibt nur noch die Frage nach deinen Plänen für die Zukunft? Gibt es da etwas zu berichten?

Andrea de Cesaris: Ja, möglicherweise werde ich nächstes Jahr in der neuen Grand Prix-Masters Serie mitfahren.

Also doch ein Comeback? Die Serie könnte ja ein großer Hit werden - mit den vielen Kalibern der vergangenen Jahre und Jahrzehnte.

Andrea de Cesaris: Ja, es besteht die Chance, dass ich mitfahre.

Na großartig - dann noch danke für das Gespräch und viel Glück für das nächste Jahr.

Die ersten beiden Teile des Interviews finden Sie in der Navigation rechts.

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