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Über "Buben" und "Männer mit Eiern"...

Das Schweizer Original, der ehemalige F1-Pilot Clay Regazzoni nahm sich in einem kurz vor seinem Tod geführten Interview kein Blatt vor den Mund...

Michael Noir Trawniczek

Die unendlichen Weiten der Newswüste - es gibt Tage, da passiert einfach nichts - abgesehen von der Aussage eines Testpiloten, der sensationeller weise verrät, dass er ein Renncockpit "gerne angenommen" hätte.

Die Kollegen von adrivo fanden etwas Nahrhaftes. Der im Dezember bei einem Autounfall verunglückte Clay Regazzoni sorgt postum für Aufregung respektive viel Diskussionsstoff. Er gab im Vorjahr seinem Landsmann Walter de Gregorio ein Interview, welches vermutlich das letzte der Schweizer Rennlegende darstellt. In dem für die Weltwoche geführten Gespräch nahm sich Regazzoni - für ihn typisch - kein Blatt vor den Mund.

Die Frage, ob die früheren Formel 1-Piloten "noch Männer" gewesen seien, bejahte Clay Regazzoni - es hätte sich im Gegensatz zu heute um "Kerle mit Eiern" gehandelt. "Klingt sehr verklärt, aber so ist es. In Monte Carlo kann ein Fisichella spazieren gehen, ein Trulli, niemand kennt sie. Ein Pneu hinterlässt mehr Spuren", sagte Regazzoni süffisant.

Und: "Das ganze Fahren war anders, archaischer. Wenn du zu lange auf den Bremsen standest, flogen dir die Bremsklötze um die Ohren. Wenn du die Kupplung zu spät losließest, konntest du mit dem Fahrrad zurück an die Boxen. Auch am Tag nach dem Rennen rochen wir noch nach Benzin. Heute drücken die Jungs immer voll aufs Gaspedal und steuern alles elektronisch. Der größte Unterschied aber ist, dass die Rennen früher gefährlich waren. In zehn Jahren habe ich 17 Kollegen beerdigt. Es gab keine Saison ohne tödliche Zwischenfälle."

Und: "Wir waren Draufgänger, aber wir hatten Respekt vor den Gefahren. Der Nürburgring ließ keine Fehler zu. Schauen Sie sich mal Filmausschnitte von Siegerehrungen in den sechziger oder siebziger Jahren an. Sie werden nur zufriedene Gesichter sehen, vom ersten bis zum letzten Fahrer, alle wirken irgendwie entspannt und glücklich, weil niemand draufgegangen war. Wir veranstalteten kein Affentheater wie die jetzigen Buben in der Formel 1."

Regazzoni über Schumacher: "Welches Phänomen?"

Auf Michal Schumacher war Regazzoni gar nicht gut zu sprechen. "Was sagen Sie zum Phänomen Michael Schumacher?", wollte De Gregorio wissen. "Welches Phänomen?", antwortete Regazzoni. Und führte aus: "Der Commendatore Enzo Ferrari pflegte all jene Sportjournalisten und vermeintlichen Experten zu fragen, die in jedem Sieger ein neues Talent entdeckt zu haben glaubten, er fragte die Deppen jeweils: Wer ist Zweiter geworden? Das ist die entscheidende Frage. Ohne Konkurrenz ist auch ein Hanswurst ein Phänomen."

Ist Michael Schumacher demnach ein "Hanswurst"? Regazzoni stellte die Gegenfrage: "Welche Konkurrenz hatte er denn?" Nur Mika Häkkinen ließ die Schweizer Rennlegende gelten: "Der war gut, aber nicht zu vergleichen mit Ayrton Senna. Erst als Senna 1994 im Grand Prix von San Marino tödlich verunfallte, hat die Karriere Schumachers begonnen. Wer kam denn nach Senna? Den Pablo Montoya haben sie uns als Riesentalent der Formel 1 verkauft. Fünf Jahre haben wir gebraucht, um zu merken, dass er ein Taxifahrer aus Kolumbien ist."

"Wieso mögen Sie Schumacher nicht?", hat De Gregorio unverblümt gefragt - Regazzoni antwortete: "Weil er mir unsympathisch ist. Er respektiert seine Gegner nicht, er hat keine Klasse." "Jetzt sind Sie unfair", warf De Greogorio ein - das Überholmanöver von Schumacher, bei dessen Abschiedsrennen in Brasilien, sei "große Fahrkunst" gewesen, sagte Gregorio. Regazzoni gab ihm Recht: "Wunderbares Manöver, einverstanden." Doch dann räumte der Schweizer ein: "Ich bin mir nicht sicher, ob er anstelle Raikkonens Alonso so souverän hätte überholen können. Drei Jahre hat Schumacher bei Ferrari gebraucht, um Erfolg zu haben. Er hat sich von Jacques Villeneuve schlagen lassen, sogar von einem Damon Hill."

Ob er die Formel 1-Rennen ansehen würde, fragte de Gregorio. Die Antwort von Clay Regazzoni lautete: "Seit Senna tot ist, bin ich nie mehr live dabei gewesen. Ich schaue mir zu Hause die Rennen an und schlafe nach dem Start meistens ein."

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