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Kickin’ ass

Armin Schwarz/Matthias Kahle haben hat das Baja 500 in Mexiko hinter sich gebracht, hier die spektakulären Eindrücke des Fahrers im O-Ton!

700 PS brüllen in meinem Nacken, der Buggy wühlt sich mit schierer Kraft voran, das Fahren ist Schwerstarbeit – und ich sehe absolut nichts! Laut GPS sind wir in einem ausgetrockneten Flussbett. Alles ist entweder gelb oder schwarz, je nach Farbe des mehlfeinen Staubs, hier „Silt“ genannt. Ich kann nicht mal die Schnauze unseres Buggy erkennen oder den Ganghebel sehen. Nur das Gefühl der Spurrillen in der Lenkung gibt mir die Hoffnung, dass wir noch auf dem richtigen Pfad sind. Manchmal tut es heftige Schläge, wenn wir über etwas hinwegspringen. Es ist unendlich spannend und anstrengend.

Wir sind erst 80 Meilen vom Start dieser Baja 500 entfernt. Aber es schon viel passiert, was ich vorher in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt habe. Noch immer faszinierend finde ich die superprofessionelle Arbeit unseres All German Motorsport Teams. Eine solche Kombination von Zuverlässigkeit, Professionalität und Lockerheit finde ich einfach einzigartig. Der Start im Städtchen Ensenada war ein Volksfest für Abertausende Fans, die alle ganz nah an uns und die Autos rankamen: Die Fans sind hier die Nummer Eins – und das ist toll so!

Sicht: Null

Meine Taktik war klar: Ich war das 67. Auto auf der Strecke und wollte sofort so schnell wie möglich nach vorn. Aber jetzt kam die Wirklichkeit: Auf den ersten zwölf Meilen habe ich nur zwei Konkurrenten überholen können. Es ging unheimlich kurvig und staubig dahin. Aber das war nicht die Schwierigkeit. Mein Problem war: Ich kannte noch nicht die Überhol-Etikette der US-Haudegen und versuchte, einfach neben sie zu fahren. Und was machten die Boys? Sie machten zu! Dann versuchte ich es mit Anklopfen, also dem Gegner von hinten einen Rammstoß versetzen, damit der merkt: Ich will vorbei. Und jetzt klappte es!

Auf einer kurzen Highway-Passage mit Geschwindigkeitsbeschränkung überholte ich einen der bärenstarken Trophy-Trucks, denn diese Monster können vor Kraft kaum laufen. Mit ihrem starren Durchtrieb kommen die auf Asphalt bei niedriger Geschwindigkeit nur ganz schwer ums Eck.

1000 Seen im Mexiko

Vom Highway ging es über vielleicht 40 Kilometer superschnelle Strecke mit langen Kuppen, ein bisschen wie in Finnland. Da habe ich bei rund 180 Sachen sieben oder acht Autos überholt. Natürlich mit vorher Anklopfen bei 180. Sowas hatten die noch nie erlebt. Nach dem Rennen kamen sie zu mir, klopften mir auf die Schulter und sagten ergriffen: „Du bist vollständig verrückt!“

Nach dem Highspeed-Erlebnis tauchen wir in das trockene Flussbett. Ab hier geht es weiter: Zuerst sehr schnell zum höchsten Punkt dieser Baja bei „Mike’s Sky Ranch“, danach ein paar Wasserdurchfahrten – und dann rein in die Klamotten: Zuerst mal 45 Meilen Querrillen, eine nach der anderen, jede einen guten halben Meter tief. Das ist eine echte Prüfung für den Überlebenswillen von Mensch und Maschine. Dann ist zwischen riesigen Felsbrocken und in Hohlwegen meistens nur eine Fahrspur zu erahnen.

Auf dieser „Single Trail“ Passage überhole ich vielleicht 35 Autos: andocken, durchfahren, immer weiter, und so langsam sind alle meine Knochen richtig gut durchgeschüttelt. Am Ende des Single Trails kommt Giniel de Villiers in seinem VW in Sicht. Ich fahre ran und klopfe ganz vorsichtig an, denn die Dakar-Autos sind im Vergleich zu unserem Buggy recht zerbrechlich.

Fahrerwechsel

Bei Rennmeile 200 überhole ich endlich den bis dahin führenden Buggy. Schon nach dem Flussbett waren wir erstmals auf ihn aufgelaufen, aber der Mann hat einen unheimlichen Speed vorgelegt. Egal, jetzt sind wir ganz vorne... - bis ich rund fünf Meilen vor der Übergabe an Matthias in einem Shortcut einen Reifenschaden einfange. Der Wechsel funktioniert perfekt, wie wir ihn geübt hatten. Aber ein paar Gegner schlüpfen wieder vorbei.

Ich übergebe unseren Buggy an Matthias, der zischt los, muss aber zweimal wegen eines Problems mit den Manschetten der Antriebswellen stoppen. Mit viel Feingefühl und Speed bringt er unseren Buggy ans Ziel nach Ensenada, wo wir alle zusammen mit vielen Zehntausend Fans im Football Stadion warten. Matthias, unser All German Motorsports Team und ich werden von den Fans begeistert gefeiert. Denn erstens lieben sie ihren Sport und das Feiern an sich. Und zweitens finden sie es einfach toll, wenn ein verhältnismäßig kleines Team wie wir die Großen gehörig ärgert. Bei den Fans heißt das in markiger Offroad-Sprache: „They kicked the big boys‘ ass...“

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