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Der steinige Weg führte auf das Siegerpodest - und er ist noch lange nicht zu Ende

Andy Soucek erlebt in der GP2 eine prägende, lehrreiche Debütsaison. Nach einer Bestandsaufnahme mit motorline.cc kam die ersehnte Bestätigung.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: GP Media Service

"Du, ich weiß was ich kann. Ich habe keine meiner Meisterschaften schlechter als auf Rang vier beendet, in der Jahreswertung wohlgemerkt. So schlecht kann ich also nicht sein!" Der Satz, aus dem Munde des 22-jährigen Andy Soucek, klingt überhaupt nicht überheblich - viel eher ist es der Versuch einer Erklärung. Denn eine solche musste der Austrospanier in diesem Jahr schon des Öfteren finden - in erster Linie für ihn selbst. Denn bislang lief sein Debütjahr in der GP2-Serie durchwachsen - bislang wies sein Konto keinen einzigen Meisterschaftspunkt auf.

Vor einer Woche etwa, in Monza, als am Samstagabend die letzten Motoren verstummt waren und die abendliche Herbstsonne noch einmal einen seidigen Glanz über das GP2-Fahrerlager zauberte, haben Andy und sein Vater Dieter Soucek gemeinsam mit motorline.cc eine Art Bestandsaufnahme abgehalten.

Wenn einer, der als spanischer Formel 3-Champion in die World Series by Renault aufsteigt und dort auf Anhieb um den Titel kämpft (Gesamtführung vor dem letzten Rennen, dann im Finale abgerutscht auf Rang vier), in der GP2 ein solch hartes Lehrjahr erlebt, beginnt er zu grübeln.

Lehrgeld

Und Soucek ist einer, der nachdenkt. In die Tiefe abtaucht, um den Dingen auf den Grund zu gehen. "Ich musste mich komplett umstellen, die GP2-Autos sind ganz anders zu fahren, viel unruhiger, vor allem am Heck", schildert der in Spanien aufgewachsene Österreicher. Er erzählt: "Bei den Testfahrten im Winter war ich immer vorne dabei - einmal war ich sogar Schnellster, als die Testsession verlängert wurde und ich auf Platz vier abgerutscht bin."

Doch in den ersten Rennen lief es alles andere als wunschgemäß. Auch in der GP2 spielt das Budget eine große Rolle. Vielen Piloten kennen das, wenn sich just in solch einer schwierigen Umgewöhnungsphase auch noch das Technikpech dazu gesellt. Soucek senior sieht in der schwierigen Situation auch etwas Positives: "Andy, vielleicht ist das dein wichtigstes Jahr - so viel hast du in noch keiner Saison dazugelernt."

Ein großer Schritt vorwärts gelang, als man bei David Price Racing Andy Soucek einen neuen Renningenieur zur Seite stellte - in einem Interview mit motorline.cc sagte er damals: "Der Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Ingenieur ist nur gering, aber dieser Unterschied macht dein Auto wirklich schnell. Das ist eine Art von Magie. Dass der Ingenieur weiß, zu welchem Zeitpunkt er in welchem Bereich welche Änderungen vornehmen muss. Und dass diese Änderungen einen immer vorwärts bringen und es nicht rückwärts geht."

"Schlechtes Gesicht"

Schon einmal war Soucek knapp dran, die ersehnten ersten Punkte zu holen. Es war auf dem Hungaroring. Als wir uns am frühen Abend begegnen, entschuldigt sich Soucek in seinem charmant-eigenen Deutsch für sein "schlechtes Gesicht". Tatsächlich sieht man ihm an, dass er "einen großen Fehler gemacht" hat.

Im Interview sagt er offen: "Ich habe am Anfang der Geraden zu spät gebremst und die Hinterachse verloren. Da lag ich auf Rang neun und wollte unbedingt Achter werden. Wenn ich da nicht so viel gepusht hätte, wäre ich vielleicht Achter oder sogar Siebenter geworden. Aber das weiß man nie..." Als Achter wäre er im Sprint auf Pole gestanden - was den Ärger erst wirklich verständlich macht, denn es ging damals nicht um nur einen oder zwei Meisterschaftspunkte.

Die Bestätigung

"Ich habe immer gesagt: Wenn alles richtig funktioniert, kann ich ganz vorne mitfahren", hat Andy Soucek schon in Monza erklärt. Dort gab es Probleme mit dem Motor. Er war schon damals überzeugt davon, dass er ohne technische Probleme und von einer guten Startposition aus einen Podestplatz erringen kann.

Jetzt, eine Woche später, in Spa-Francorchamps konnte Andy Soucek diese Aussage eindrucksvoll untermauern - er konnte endlich zeigen, was er kann. Im Hauptlauf errang er den sechsten Platz, machte am Start sieben Plätze gut. Im Sprint übernahm er vom dritten Startplatz aus die Führung und konnte als Zweiter den Zweiten der Meisterschaft, Lucas di Grassi, locker hinter sich halten.

Ein Felsbrocken wird von seinem Herzen gefallen sein - denn es geht nicht nur um die Punkte, sondern vor allem um ein gutes GP2-Cockpit für die kommende Saison. Diesem kam Andy Soucek an diesem Wochenende einen entscheidenden Schritt näher.

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