
F1 Launches 2008 | 29.01.2008
Vom "Umweltdesign" blieb nur ein Stückchen übrig
In Brackley wurde am Dienstag der neue Honda RA108 in der Lackierung für die Saison 2008 präsentiert - diese ist extrem gewöhnungsbedürftig.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: Honda F1 Racing, Photo 4
Man musste dreimal hinsehen - und jedes Mal das gleiche Ergebnis: Als ob der Spengler einen Teil des vorjährigen "Umweltdesigns" abgeklebt und bei der endgültigen Lackierung vergessen hätte - das neue Outfit des Honda RA 108, welches am Dienstag im britischen Brackley der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde, ist extrem gewöhnungsbedürftig...
Der Wagen selbst wurde bereits in der Vorwoche im Rahmen der Formel 1-Testfahrten in Valencia zum ersten Mal gezündet - noch in der blütenweißen Interimslackierung. Während an den Konkurrenzboliden die Zusatzflügel sprießen, wirkt der Honda RA108 nahezu gespenstisch schlicht - bei der aktuellen Version des Wagens gibt es auch keinen "Doppeldeckerfrontflügel" und die Nase ist im Vergleich zur Konkurrenz extrem hoch gelagert.
Mit diesem radikal schlichten Konzept möchte Honda an die erfolgreichen Zeiten anschließen, welche mit dem ersten Sieg von Jenson Button im Jahr 2006 ihren vorläufigen Höhepunkt fanden. Eine technische Analyse des RA108 finden Sie im Artikel "Die Antithese zur Hochblüte der Zusatzflügel" in der Navigation rechts.
Honda-Sportchef Yasuhiro Wada erklärte bei der Präsentation des neuen Autos: "Die vergangene Saison war sehr schwierig und auch ziemlich enttäuschend für uns. Wir bei Honda wollen, dass unsere Leute nach den höchsten Zielen streben und dass sie sich keine Sorgen über etwaige Fehler machen müssen - aber das kann ich nur einmal akzeptieren. Wir müssen aus diesen Fehlern lernen, wir müssen uns nach vorne entwickeln. Dieses Auto ist ein großer Schritt."
"Die gesamte Designphilosophie ist anders, in jedem Bereich", erklärte der frühere Teamchef und nunmehrige Honda-Geschäftsführer Nick Fry. 2007 habe man die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, weshalb es "in den letzten sechs Monten große Veränderungen im Team" gegeben habe, fügte der Brite hinzu.
Die größte Neuerung war die Verpflichtung des früheren Ferrari-"Superhirns" Ross Brawn. Zudem wurde jener Mann, der den katastrophalen Vorgänger RA107 "verbrochen" hatte, Shuhei Nakamoto, aus der Designarbeit am RA108 entfernt und für "übergeordnete Bereiche" abkommandiert.
Ross Brawn ist sich im Klaren darüber, dass der Weg zurück auf die Straße des Erfolgs ein steiniger werden kann: "Wir wollen stetig Fortschritte machen - so lange uns das gelingt, dürfen wir zufrieden sein. Bei uns liegt in verschiedenen Bereichen ein gewaltiges Potential brach, da genügt ein Blick auf die Ressourcen in Japan und Brackley. Meine Aufgabe wird sein, diese Ressourcen zu bündeln und entsprechend zu nützen."
Während die Einsatzpiloten mit Jenson Button und Rubens Barrichello unangetastet blieben, überraschte Honda bei den Testpiloten gleich zweifach - die österreichischen Fans registrieren dies wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Nachdem zunächst völlig überraschend der Niederösterreicher Alex Wurz von Ross Brawn höchst persönlich aus der "Formel 1-Pension" zurückgeholt und als offizieller Test- und Ersatzpilot verpflichtet werden konnte, wurde heute das Lineup der "Young Drivers" bekanntgegeben. Für den Steirer Andreas Zuber ist das wohl eine Riesenenttäuschung - denn obwohl Zuber bei der Fahrersichtung am schnellsten war, entschied sich Honda für Mike Conway und Luca Filippi.