MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
In memoriam Walter Totschnig

Walter Totschnig - Organisationsgenie, Vollblutmotorsportler und ein total netter Mensch

In die Formel 1 brachte er Kompetenz und menschliche Wärme, der Rallyesport war seine große Liebe. Der Tod von Walter Totschnig trifft viele...

Michael Noir Trawniczek

Am Freitag, den 15. Februar hat im Krankenhaus von St. Moritz ein riesengroßes Motorsportherz aufgehört zu schlagen - das mag überzogen klingen, doch im Falle von Walter Totschnig trifft es einfach zu. Sein Herz gehörte wirklich dem Motorsport - und viele Aktive, nicht nur in Österreich, haben einen lieben Kollegen, einen guten Freund verloren.

Seine große Liebe galt dem Rallyesport, seine Brötchen verdiente er in der Formel 1. Zunächst war der 1939 in Zell am See geborene Walter Totschnig im Hotel- und Restaurant-Geschäft tätig, wo er sich seine logistischen Fähigkeiten aneignete. 1985 war er im Porsche-Werksteam für die Fahrerbetreuung zuständig. Danach wechselte er in die Formel 1, zu Sauber.

Helmut Zwickl schreibt in seinem Nachruf: "Im Organigramm des Schweizer Rennstalls wurde die liebenswürdige Arbeitsbiene Totschnig als Teamassistent geführt. Er war ein Organisationsgenie, das immer als Vorhut auf einer Rennstrecke eintraf und die Stabsstelle einrichtete, bevor die Truppe eine funktionierende Stellung beziehen konnte. Sein großes technisches Wissen, seine Flexibilität, sein Know-how in allen Fragen der Logistik und des Rennsports wurden im Laufe der Jahre für das Team ein unentbehrlicher Schatz."

Mit Sigi Schwarz bei der Planai Classic...
Zuletzt für die Scuderia Toro Rosso im Dauer-Einsatz...

In einem Interview für Rally & more und motorline.cc erklärte Walter Totschnig am Jahresbeginn 2006, warum er sich von Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz überreden ließ, als Koordinator die beiden F1-Teams von Red Bull logistisch gleichzuschalten: "Ich wollte mich ja nach 13 Jahren Sauber eigentlich ein bisschen zurückziehen, nicht völlig - aber so, dass ich mich entweder nur noch auf die Rennen oder die Testfahrten konzentriert hätte. Aber die Aufgabe, die mir hier gestellt wurde, hat mich dermaßen fasziniert, dass ich gesagt habe: 'Gut, dann mach ich noch ein, zwei Jahre'."

"Schaut's euch das einmal an!"

In dem Interview sagte Walter Totschnig damals auch: "Die Formel 1 ist zwar seit 13 Jahren mein Brotjob - mein Herz gehörte aber mein ganzes Leben lang dem Rallye-Sport. Einem Puristen kann man nur empfehlen: Schaut's euch das einmal an. Aber ein echter Rallye-Fan wird nie ein Formel 1-Liebhaber werden - das ist unmöglich. Weil die Rallye halt einfach die kompletteste und perfekteste Art ist, um Auto zu fahren."

Und so lenkte er, wenn es seine Zeit erlaubte, auch mit großer Leidenschaft selbst einen Rallyeboliden, meist als Vorausauto bei österreichischen Läufen. Und bei der Ennstal Classic sowie der Planai Classic war er mit einem VW Käfer stets dabei - wenn man ihn da an seinem Auto schrauben sah, konnte man es schlagen hören, das eingangs erwähnte Motorsportherz.

Sigi Schwarz, als Copilot in der Rallye-ÖM über viele Jahre eine feste Größe, saß da gern auf dem Beifahrersitz - der World Rallye Club Steyrling hat Walter Totschnig schon zu Lebzeiten zum Ehrenpräsident erklärt. Sigi Schwarz erinnert sich voller Wehmut: "Ich habe ihn damals zum Rallyesport gebracht, habe ihn zur Waldviertel-Rallye eingeladen - er war total begeistert."

In die Formel 1 brachte er nicht nur seinen Professionalismus, sondern auch menschliche Wärme. Ich habe Walter Totschnig bei einem F1-Test kennengelernt - und er lud mich gleich ein, dass wir uns für das von mir spontan erfragte Interview in den Ford Cosworth-Transporter setzen. Spontan - keine Anfragen beim Team, keine endlosen Mails waren dafür nötig.

Seither sind wir uns öfter begegnet - und man hatte stets dieses gute Gefühl, dass er einen auch auf einer menschlichen Ebene wahrnimmt. Da möchte ich noch einmal Helmut Zwickl zitieren, der in seinem Nachruf schreibt: "Er war ein Mensch, der keine Feinde hatte. In der gnadenlosen Vollgasbranche von heute, war er eine Lichtgestalt der Menschlichkeit."

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

V10-Gipfel in Bahrain

Erstmal kein V10 Comeback

Was wir über das Powerunit-Meeting wissen: Der V10 wird in der Formel 1 erstmal kein Comeback feiern, weil es dafür nicht die notwendige Mehrheit gibt

Gewinne Tickets für die Rennwoche am Nürburgring

Kartenverlosung: 24h Nürburgring 2025

Mit Motorline mittendrin in der Startaufstellung auf der Start-/Ziel-Geraden vor dem Rennen: Wir verlosen Top-Tickets samt Fahrerlager-Zugang für die Rennwoche des Vollgas-Spektakels im Juni 2025

DTM: Die große Saisonvorschau

DTM 2025: Es ist angerichtet

Die DTM geht in ihre 41. Saison. Am Start sind 24 Fahrer mit 14 Nationalitäten, die Renner von neun unterschiedlichen Marken pilotieren und damit die optimalen Voraussetzungen schaffen für spannenden und Action-reichen Motorsport

GP von Bahrain: Qualifying

Piastri holt Pole vor Russell

Das war knapper als gedacht: Lando Norris im Sachir-Qualifying nur auf P6, Mercedes stärker als gedacht - aber Oscar Piastri liefert auf den Punkt ab und fährt auf P1