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Comeback von Patrick Friesacher

Patrick Friesacher im Gespräch mit motorline.cc

Seit seinem vorzeitigen F1-Ausstieg 2005 ist es still um Patrick Friesacher geworden, jetzt feiert er sein Comeback in der ALMS - der Kärntner im motorline-Talk.

von Johannes Gauglica und Michael Noir Trawniczek

Pat's neues Arbeitsgerät - der Ferrari F430 GT2.

Lange Zeit war es still um Patrick Friesacher, seit er im Juli 2005 sein letztes von elf Formel 1-Rennen absolviert hatte. Vor dem Grand Prix von Deutschland musste der Kärntner damals wegen ausbleibender Sponsorzahlungen sein Minardi-Cockpit an den Niederländer Robert Doornbos übergeben.

"Es wurde wirklich Zeit, dass sich wieder etwas tut", lacht Friesacher im Gespräch mit motorline.cc. Im Vorjahr hat er für Paul Stoddart, 2005 noch Minardi-Boss, für dessen Champ Car-Team mit einem Zweisitzerboliden Promis um die Rennkurse chauffiert.

"Das war lustig, aber ich wollte unbedingt wieder Rennen fahren. Wenn dein Leben von der Kindheit an nur aus Motorsport besteht, dann tut das wirklich weh, wenn du so lange keine Rennen fahren kannst", gesteht Friesacher, der von Kindesbeinen an Kartsport betrieben hat. Selbst ein schrecklicher Kartunfall im Alter von 17 Jahren, der ihn für 13 Wochen in den Rollstuhl beförderte, konnte Friesacher nicht davon abbringen, sein Glück im internationalen Motorsport zu suchen. Jetzt kehrt der 27-jährige auf die internationale Motorsportbühne zurück - im Land der in Sachen Motorsport zumindest weniger beschränkten Möglichkeiten, in der American Le Man Serie (ALMS).

Erster Test in Fiorano

Den Ferrari F430 in der GT2-Version, den er für das Risi Competizione-Team pilotieren wird, hat er bereits in Fiorano getestet. Wie kam es zum Kontakt mit der GT-Szene? „Ich kenne aus meiner Formel-1-Zeit viele Leute, auch bei Ferrari. So ist der Kontakt mit Giuseppe Risi zustande gekommen. Er hat mich zu einem Test nach Fiorano eingeladen, dort bin ich das Auto 20 Runden lang gefahren.“

Auch einen Lokalaugenschein bei der ALMS hat er bereits hinter sich: „Meinen Teamkollegen Harrison Brix habe ich in Sebring kennengelernt. Dort war ich beim 12-Stunden-Rennen und habe mir den Ablauf eines solchen Rennens angeschaut. Und es gefällt mir sehr gut!"

"Ich habe mich schon früh in verschiedene Richtungen umgeschaut, auch beispielsweise in der DTM", sagt Friesacher. Angesprochen auf die GP2-Serie, auf einen ganz bewussten Schritt zurück also, antwortet Friesacher: "Es stimmt schon, dass diese Serie sehr attraktive Rennen bietet, ich bin ja selbst jahrelang in der Formel 3000 gefahren - aber auch dort brauchst du zirka 1,5 Millionen Euro für ein gutes Cockpit."

"Konkurrenzfähiges Auto war wichtig"

Ein gutes Cockpit war dem Kärntner jedoch wichtig: "Ich wollte auf jeden Fall ein konkurrenzfähiges Auto. Risi arbeitet in der American Le Mans Series auf dem höchsten Niveau." - Risi Competizione ist nämlich nicht weniger als das werksunterstützte Team von Ferrari in der ALMS.

Dass ein konkurrenzfähiges Auto die Grundbedingung für den Wiedereinstieg war, ist leicht nachvollziehbar, wenn Friesacher aus seiner Minardi-Zeit erzählt. Damals gab es noch die leidige Traktionskontrolle, als die Fahrer am Kurvenausgang einfach aufs Gas stiegen, den Rest erledigte die Elektronik.

Patrick Friesacher 2005 im Minardi-Formel 1.

Friesacher: "Ich finde es sehr gut, dass man in der Formel 1 die Traktionskontrolle verboten hat. Wenn ich mit meinem Minardi in einer Kurve neben einem Ferrari oder einem anderen Spitzenauto gefahren bin und wir beide am Kurvenausgang einfach Gas gegeben haben, dann war die Traktionskontrolle des anderen Autos derart besser, dass der nur am Kurvenausgang bereits sechs bis sieben Meter gewonnen hat."

Beim Langstreckenrennen fahren – anders als in der Formel 1 – vier verschiedene Klassen von Fahrzeugen, die GT2 ist die langsamste. Das bedeutet: Eine Menge Autos werden während des Rennens überholen. Bedenken deswegen? "Eigentlich nicht. Damit geht man ganz normal um - man muss halt ein bisschen mehr in den Rückspiegel schauen! Die einzelnen Klassen werden ja alle extra gewertet."

"Umstieg wird kein Problem"

Für 2008 sind zehn Rennen bestätigt, und dann? "Abwarten, wie sich die ersten Rennen entwickeln, und wie mein Teamkollege und ich uns ins Team einfügen!" Viel würde auch davon abhängen, wie Harrison Brix, mit dem er sich das Auto teilt, in dem neuen Umfeld klarkommen würde, sagt Friesacher.

Auch für ihn selbst ist der GT2-Bolide Neuland, von den 20 Testrunden abgesehen - bislang fuhr Patrick Friesacher nur Formelrennwagen. "Das wird kein Problem, ich sehe das gelassen", sagt der Kärntner selbstbewusst. "Der GT2-Bolide ist nicht so aggressiv wie ein Formalauto, er verhält sich etwas schwammiger. Du musst früher bremsen, du musst früher einlenken - dafür hast du eine große Hitze im Cockpit." Für den Meistertitel würden eher Mika Salo und Jamie Melo in Frage kommen - langfristig wäre das Ziel, in das Nr. 1-Fahrzeug von Ferrari aufzusteigen, beispielsweise als Teamkollege von Mika Salo...

"Bereue den Gang zu Minardi nicht"

Auswandern wird Friesacher wegen seines Engagements vorerst nicht: "Ich fliege zu den Rennen rüber, nächste Woche haben wir wieder einen Test in Houston." In Österreich arbeitet Friesacher, dessen Vater eine Karthalle betreibt, an einer Kart-Serie, die durch die Bundeshauptstädte touren soll - dort soll "jeder mitfahren können, es werden auch einige Firmen an den Events teilnehmen, ich habe gerade 30 Karts eingekauft, eines der Rennen wird auch in Wiener Neustadt abgehalten." Seit sieben Monaten wird Friesacher auch privat ordentlich auf Trab gehalten, er lacht: "Als Papa bist du vollauf beschäftigt, fad wird dir nicht."

Ob er es heute rückblickend bereut, vor drei Jahren den Gang zu Minardi, dem damals ganz klaren Schlusslicht des Formel 1-Feldes, gewagt zu haben? Friesacher überlegt keine Sekunde lang und sagt: "Nein, denn so viele Möglichkeiten hast du nicht, in die Formel 1 zu gelangen - du musst nehmen, was dir geboten wird. Und so viele Österreicher haben es noch nicht geschafft in die Formel 1 - und der erste Kärntner in der Formel 1 war ich auch." Mit 27 ist Patrick Friesacher noch lange nicht zu alt für die Formel 1 - Friesacher schmunzelt: "Sag niemals nie. Ausschließen kann man gar nichts im Motorsport. Aber jetzt konzentriere ich mich voll und ganz auf mein Engagement in der ALMS."

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