Formel 1: News | 20.01.2009
Alonso peilt 2009 den WM-Titel an
Der zweifache Weltmeister Fernando Alonso ist vom Renault R28 sehr beeindruckt und geht hoch motiviert in die neue Saison.
Fernando, aus Deiner Sicht: Wie gut hat das ING Renault F1 Team die Vorbereitungsphase auf die neue Saison bislang gemeistert?
Der Rennstall hat enorm arbeitsreiche Wochen hinter sich, damit wir im Januar pünktlich erste Testfahrten mit dem neuen Renault R29 aufnehmen können. In den beiden Workshops von Enstone und Viry-Châtillon gingen die Lichter nur selten aus, jeder einzelne Mitarbeiter hat sich mit voller Kraft engagiert. Über den Winter war ich einige Male in Enstone, um meinen Sitz für das neue Auto anpassen zu lassen und um mich mit den Ingenieuren über die Fortschritte auszutauschen. Ich war über den Stand der Dinge stets im Bilde und muss wirklich betonen, dass alles sehr reibungslos vonstatten ging. Jetzt freuen wir uns schon darauf zu sehen, wie sich die Ergebnisse dieses immensen Aufwands auf der Strecke widerspiegeln. Unsere Motivation reicht bis in die Haarspitzen.
Du hast die Entwicklung des neuen Renault R29 in den vergangenen Monaten hautnah verfolgt. Wir wirkte das neue Auto im ersten Moment auf Dich?
Ich bin sehr beeindruckt davon, was das Team auf die Räder gestellt hat. Vom ästhetischen Gesichtspunkt aus betrachtet fallen die Unterschiede zum Renault R28 deutlich ins Auge, doch dies ist ganz klar das Ergebnis des modifizierten Aerodynamik-Reglements. Die Saison 2009 konfrontiert uns auf vielfältige Art und Weise mit neuen Herausforderungen. Ob wir in allen Punkten wirklich die richtigen Entscheidungen getroffen haben, können wir erst nach den ersten Rennen richtig beurteilen. Das ING Renault F1 Team kann mit dem, was bislang geleistet wurde, auf jeden Fall sehr zufrieden sein.
Mit welchem Anspruch startest Du mit Renault in die neue Saison?
Im vergangenen Jahr erlebten wir erst einen recht zähen Einstieg in die neue WM, konnten dann aber deutlich zulegen und unsere Konkurrenzfähigkeit so weit steigern, dass wir gegen Ende der Saison zu den Schnellsten zählten. Den beiden Grand Prix-Siegen, die wir in Singapur und Fuji errungen haben, kam dabei eine enorme Bedeutung zu – sie stellten unter Beweis, dass wir in die richtige Richtung gearbeitet haben, und belohnte uns ein Stück weit auch für den Kraftakt, der damit verbunden war. Ich kann nur erneut betonen, wie wohl ich mich im ING Renault F1 Team fühle und wie sehr ich mich darauf freue, mit diesem Rennstall auch das neue Jahr in Angriff nehmen zu können. Die gemeinsamen Erfolge der vergangenen Zeit schweißten uns eng zusammen, und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Ebenso wie das gesamte Team blicke ich den bevorstehenden Herausforderungen zuversichtlich und hochmotiviert entgegen.
Zum Teil sehr radikale Reglementsänderungen prägen die Formel 1 in 2009. Denkst Du, dass Renault die gestellten Aufgaben lösen konnte?
Neue oder modifizierte technische Rahmenbedingungen gehören zum steten Wandel der Formel 1. Jedes Jahr beginnt mit neuen Regeln, sowohl technischer als auch sportlicher Natur. Die Teams besitzen eine Routine, sich den veränderten Gegebenheiten schnell anzupassen. Möglicherweise ändert sich die Rangordnung zwischen den Rennställen etwas, für gewöhnlich liegen am Ende aber immer wieder die gleichen Teams vorne. Ich bin mir sicher, daran wird sich auch in dieser Saison nichts ändern. Das ING Renault F1 Team hat in der Vergangenheit oftmals bewiesen, dass es sich besonders gut und flexibel auf neue Voraussetzungen einstellen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir so früh mit der Arbeit am neuen Renault R29 beginnen konnten. Ich hoffe, dass sich dies auf der Rennstrecke in Punkten und Resultaten auszahlt.
Rechnest Du damit, dass einige Teams von den Regeländerungen besonders profitieren und sich deutlicher als andere verbessern können?
Wie bereits erwähnt: Auch unter geänderten Vorzeichen gehe ich davon aus, dass am Ende doch wieder jene Rennställe an der Spitze der Punktetabelle auftauchen, die wir dort auch zuvor schon gesehen haben. Daran wird sich auch in dieser Saison kaum etwas ändern. Es ist sicherlich nicht vermessen zu erwarten, dass Ferrari und McLaren gleich vom ersten Rennen an wieder eine starke Position behaupten. Wie gut die einzelnen Teams über den Winter gearbeitet haben, können wir vor dem Saisonauftakt in Australien aber kaum mit Sicherheit bemessen. Darum zerbrechen wir uns auch nicht den Kopf, was unsere Mitbewerber anstellen, sondern kümmern uns hochkonzentriert auf unsere eigene Arbeit. Wir wollen das erste Rennwochenende des Jahres in Bestform in Angriff nehmen. Dann sehen wir, wie sich die neuen Kräfteverhältnisse darstellen.
Mit Nelson Piquet kannst Du auf denselben Teamkollegen setzen wie im vergangenen Jahr …
Richtig – und diese Stabilität besitzt für das Team hohen Stellenwert. Ich freue mich darauf, wieder mit Nelson zu arbeiten. Wenn wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen wollen, benötigen wir zwei konkurrenzfähige Rennwagen mit zwei konkurrenzfähigen Fahrern. Nelson hat in der vergangenen Saison viel gelernt, wir ergänzen uns gut. Ich bin mir sicher, dass sich daran auch nichts ändern wird.
Mit zwei Grand Prix-Siegen hast Du 2008 die Aufholjagd von Renault zum Erfolg geführt. Was nimmst Du dir für die bevorstehende Saison vor?
Das vergangene Jahr war eine besondere, sehr intensive Erfahrung – auch wegen des ständigen Fortschritts, der uns gelungen ist. Die beiden Siege besaßen für uns eine große Bedeutung, da wir auf diese Weise die in uns gesetzten Erwartungen erfüllen konnten. 2005 und 2006 haben wir die WM-Titel bereits gewonnen. Aber ich mache keinen Hehl aus meinen Ambitionen, gerne noch ein drittes Mal Weltmeister zu werden. Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr dafür in der richtigen Ausgangsposition bin. Bis dahin steht uns aber noch eine Menge Arbeit bevor, der Saisonvorbereitung kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Bis zum ersten Rennen in Australien werde ich mich darauf so gut konzentrieren, wie es eben geht.