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Formel 1: Kommentar

Wird sich die Formel 1 von den grausamen Machenschaften distanzieren?

Ein grausamer Videobeweis. Ein angebliches Mitglied der königlichen Abu Dhabi-Familie foltert einen Getreidehändler. Wird sich die Formel 1 distanzieren?

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

Bernie Ecclestone und Kronprinz Sheikh Mohammed bin Zayed al Nahyan, der seinen Bruder bislang gedeckt hat...

Als das Sadomaso-Video von Max Mosley und fünf Prostituierten veröffentlicht wurde, haben vier Formel 1-Teams eine Presseaussendung versandt - eine Distanzierung von Mosley und dem angeblichen, niemals bewiesenen Nazi-Hintergrund der Aufnahmen.

Jetzt hat ein ehemaliger Geschäftspartner von Sheikh Issa bin Zayed al Nahyan auf ABC ein Video veröffentlicht, in dem angeblich der Bruder des Kronprinzen der Vereinigten Emirate, Sheikh Mohammed bin Zayed al Nahyan, einen Getreidehändler foltert.

Unterstützt von uniformierten Mitgliedern der Polizei von Abu Dhabi (!) wird dem Opfer Sand in den Mund gespült, es wird unter anderem mit einem Nagelbrett blutig geschlagen, gedemütigt und am Ende fährt der Scheich laut dem Bericht persönlich mit dem Auto über sein Opfer, immer wieder vor und zurück - laut ABC überlebte das Opfer, musste aber wegen innerer Verletzungen Monate im Krankenhaus verbringen. Sein Vergehen? Er soll in einem Getreidedeal zu viel Geld vom Scheich verlangt haben…

Das war also kein Spiel mit sechs freiwilligen Personen – Gerüchte, dass der Scheich gerne Personen auf seiner Ranch foltert, gab es schon lange. Dass Gastarbeiter aus Afrika, die im Millionärsparadies Geld als Hilfsarbeiter verdienen, misshandelt werden, hört man auch immer wieder. Doch erst weil sich Bassam Nabulsi, ein Geschäftsmann aus Houston, mit dem Scheich überworfen hatte, gelangte das jüngste Video an die Öffentlichkeit.

Der Scheich hat Nabulsis Bruder beauftragt, die Folterungen auf Video zu dokumentieren, für seine persönlichen Zwecke. Nabulsi wurde nach dem Zerwürfnis selbst für drei Monate in ein Gefängnis gesteckt – wegen angeblicher verschreibungspflichtiger Medikamente wurde er dann aus dem Land verwiesen.

Sheikh Issa bin Zayed al Nahyan ist kein offizielles Regierungsmitglied, aber es sind Uniformierte Polizisten der Vereinigten Emirate an der Aktion beteiligt, zudem darf der Bruder vom Kronprinz schon mal im Hotel die Präsidentensuite benützen, wie es in dem Report heißt.

Laut Nabulsi wusste die Botschaft und die Regierung der VAE über das Video Bescheid – es wurden halbherzige Dementis veröffentlicht, die einem Videobeweis gegenüberstehen. Ein weiterer Bruder des Scheichs ist der Chef der Polizei – er hat eine offizielle Untersuchung gegen seinen Bruder gestartet und wieder verworfen.

Sheikh Issa bin Zayed al Nahyan muss sich also nicht für seine Tat verantworten – und es ist durchaus denkbar, dass der Kronprinz von den Machenschaften seines Bruders Bescheid weiß.

Im Herbst wird die Formel 1 zum ersten Mal in Abu Dhabi einen Grand Prix abhalten – dort wird sich das Königreich als neue Kraft, als Paradies für Investoren präsentieren, alles wird funkeln und glänzen. Und womöglich wird nicht nur der Kronprinz, sondern auch dessen angeblicher Folter-Bruder Sheikh Issa bin Zayed al Nahyan durch die Startaufstellung flanieren…

Vier Formel 1-Teams haben im Fall Mosley zum ersten Mal so etwas wie eine „Moral“ angedeutet, wenngleich ihre Aussendungen vorschnell versandt wurden. Jetzt sollten sich diese Teams und das gesamte Formel 1-Fahrerlager das Foltervideo ansehen – wenn schon der Fall Mosley für eine Distanzierung ausgereicht hat, wäre es jetzt auch im Falle Abu Dhabi angebracht. Oder geht das nicht, weil so viel Geld im Spiel ist?

Da das Video äußerst brutal ist und auch Minderjährige diese Website besuchen, gibt es keinen Link – wer das Video wirklich sehen will, wird es finden...

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