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Medientag Salzburgring

"Intensivkurs Histo-Cup" mit Michael Steffny

Vergangenheit & Zukunft: Mr. Histo-Cup lässt sich in die Karten blicken. Was ist das Erfolgsrezept? Und: was sagt die OSK dazu?

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Michael Steffny resümierte im Rahmen eines Medientages am Salzburgring den Erfolg des Histo-Cup. Der platzt ja, wie man schon beim ersten Auftritt des Jahres in Melk sehen konnte, aus allen Nähten.

So richtig los geht's in die Saison 2009 am Salzburgring im Mai, Für das nächste Meeting am Salzburgring erwartet Michael Steffny, wie schon gewohnt, volles Haus:

"Wir rechnen mit 230 Teilnehmern, Wir haben fünf Rennserien selbst da, dazu kommen drei Gastserien."

Darunter auch die deutsche Ausgabe der BMW-Challenge, "die uns - mit unserem Know-How - kopiert. Wir sind schon sehr gespannt, wie das funktionieren wird."

Pro Klasse gibt es für die einzelnen Serien des Histo-Cup je zwei Rennen pro Wochenende, bei insgesamt neun Veranstaltungen in Österreich und dem benachbarten Ausland: Ungarn, Tschechien, Italien und - sofern der Slovakiaring rechtzeitig fertig wird - auch in der Slowakei.

Boomtown

Den Anfang vor zwölf Jahren machten, wie ja bereits oft und gern publiziert, gezählte sieben Teilnehmer.

Den Nachbrenner zündete der Histo-Cup zu einer auf den ersten Blick denkbar ungünstigen Zeit, erzählt Michel Steffny:

"Interessanterweise haben wir einen irrsinnigen Boom erlebt, als 2003 der Österreichring zugesperrt wurde. Warum das so passiert ist, wissen wir bis heute nicht!"

Die Medienanalysten des Histo-Cup verzeichnen für die Oldie-Wochenenden hohe Sympathiewerte: "Das ist wahrscheinlich die Verbindung von Rennsport und Kulturerhaltung – weil wir ja doch mit alten Dingen herumfahren. Das kommt meist ganz gut an."

Diese Sympathie gibt es vielleicht bald auch zum Nachhausenehmen, denn ein neuer Sponsor, Produzent von Computerspielen, hat etwas in Planung: "Sie bauen uns ein Computerspiel mit historischen Autos, das wird ganz interessant werden."

Dazu kommen Sponsoren, die zum Teil bereits seit der ersten Veranstaltung mit an Bord sind. Die sind wichtig, denn eine Rennveranstaltung ist nicht gratis:

"Die Preise sind exorbitant hoch. Das liegt zwischen 60.000 und 100.000 Euro für ein Wochenende." – Und die muss der Veranstalter vorab auf den Tisch legen.

Das Rezept

"Wir fahren echte Rennen, haben auf der Rundstrecke ein hohes Maß an Sicherheit, wir haben gute Fans und gute Medien."

Wichtig ist immer noch das Ambiente: "Wir haben als kleine Familie mit sieben Startern angefangen und sind etwas größer geworden – aber der Spaß ist immer noch da, jeder hilft jedem. Wir haben auch eine sehr gerechte Wertung: Jeder, egal ob er einen 1000ccm-Auto fährt oder ein 4000ccm-Auto, kann durch die klassenweise Punktevergabe den Gesamtsieg holen."

Das ist eine große Motivation für FahrerInnen kleinerer Autos: "In Melk hatten wir sieben Steyr-Puch 650TR dabei. Das war eine irre Attraktion!"

Mit einer Meisterschaft hat man begonnen, mittlerweile laufen sechs separate Serien am Histo-Cup-Wochenende:

"Wir haben die Historischen zweigeteilt, weil die Meisterschaft so groß geworden ist; wir haben vor vier Jahren die Young-Timer und die BMW Challenge gegründet; heuer ist die Formel Historic dazugekommen. Auch für schnelle Gleichmäßigkeitsfahrer haben wir mit der Classica Trophy etwas dabei. Es ist eine interessante Ergänzung für die historischen Rallye-Piloten, die auch einmal auf der Rundstrecke fahren wollen."

Die "echten" Klassiker werden streng nach dem historischen Reglement aufgebaut und müssen diesem Reglement auch entsprechen. Die Spezialtourenwagen zeigen neue Technik in altem Gehäuse. Die Young-Timer sind Fahrzeuge der Baujahre 1982 bis 1996, das beinhaltet die klassische Tourenwagen-Ära der Gruppe A und DTM ebenso wie die diversen Porsche-Cup-Autos:

"Auch diese Klasse hat geboomt. Vor vier Jahren haben wir mit zehn Fahrzeugen angefangen, heuer haben wir fünfzig. Die BMW 325 Challenge war ein ebensolcher Erfolg: Vor vier Jahren mit 22 Autos gestartet, heuer haben wir 47 gleiche Fahrzeuge!"

Das qualifiziert die Serie für den Titel des größten Markenpokals Europas. Davon hat mittlerweile, wie ein Blick auf die Sponsorbeklebung zeigt, auch das Werk in München etwas bemerkt.

Unter den Aktiven im Histo-Cup sind auch einige Rollstuhlfahrer: "Wir haben uns sehr bemüht, sie in die Serie zu integrieren. Die Burschen sind sehr zu bewundern. Sie fahren mit sequentiellen Getrieben, Gas gegeben und gebremst wird mit der Hand. Da g'hört was dazu! Und sie fahren vorne mit, eine tolle Sache."

Das Verhältnis zur Obrigkeit

Wer als Veranstalter in bzw. von Österreich aus tätig wird, hat üblicherweise mit den Hoheitsträgern der OSK zu tun. Während andere in diesem Umgang ihre Mühe haben, hat der Histo-Cup zur mitunter hart kritisierten obersten Behörde ein gutes Verhältnis.

"Es war von Beginn an eines klar: wir halten uns an die Sportgesetze, aber die Serie läuft unter unseren Spielregeln. Oder wenn das nicht geht, gründen wir einen eigenen Verband. Es hat dann damals innerhalb der OSK einen gravierenden persönlichen Wechsel gegeben; und ich muss sagen, die OSK hat sehr viel dazugelernt und ist sehr kundenorientiert geworden."

"Sie bemühen sich sehr um die Fahrer, sind sehr hilfsbereit. Ich kann jetzt nur mehr von besten Verhältnissen sprechen. Wir sind sich sicherlich gestärkt durch unsere Größe, und durch den Konsens: ich lade die OSK auch ein, bei unseren Rennen die Rennleitung zu übernehmen. Denn wenn sie nur im Büro sitzen, funktioniert das nicht."

Über das schlechte Verhältnis manch anderer Veranstalter zur OSK kann Steffny nur mutmaßen: "Wie man vielleicht in den Wald hineinruft, so kommt's womöglich auch heraus – und die OSK weiß auch, dass wir machen, was wir wollen, soweit dies im Rahmen möglich ist. Wir können uns nicht einfach über Sportgesetze hinwegsetzen, und tun das auch nicht. Wenn wir aber sagen: wir wollen das so machen, dann passiert das auch so, wenn wir es plausibel erklären können!"

Kommt eine moderne Serie?

Die vor langer Zeit einmal angedachte "Austrian Top 6", ein gemeinsames Wochenende aller (damaligen) österreichischen Rundstreckenmeisterschaften, bringen Histo-Cup & Co. mittlerweile aus eigener Kraft schon beinahe zusammen. Die Historiker erfreuen sich also bester Gesundheit, wie sieht es mit dem modernen Sport aus?

Die Tendenz geht in Richtung Markenpokal, konstatiert Steffny: "Denn alles andere ist nicht finanzierbar. Durch den hohen Grad an Elektronik wird der Betrieb des Fahrzeuges so exorbitant teuer, dass man sich das fast nicht mehr leisten kann. Bei historischen Fahrzeugen bis hinauf in die 1990er-Jahre ist das noch erschwinglich; das ist mit ein Grund für den Boom."

Möglichkeiten einer modernen Rennserie beim Histo-Cup werden im Auge behalten: "Ich wäre sofort bereit, eine moderne Rennserie dazuzunehmen. Wir stehen in Verhandlung mit der Marke Kia, die in Tschechien und Polen schon einen Pokal macht. Heute stellt uns Kia schon das Vorausauto und Technikerfahrzeug zur Verfügung.

Durch die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung ist dieses Projekt derzeit hintangestellt, aber es ist noch am Köcheln. Wenn die Kia kommen, sind wir gerne bereit, aktiv mitzumachen. Ich glaube, dass historischer und moderner Motorsport einander nicht ausschließen. Es ist ein interessanter Mix, bei dem jeder etwas findet."

Histo goes Einbaum: Formel Historic

Heuer ist mit der Formel Historic wieder eine Serie dazugekommen, die ein Erfolg zu werden verspricht. Zum Neuzugang aus der historischen Monoposto-Szene sagt Steffny:

"Schon voriges Jahr haben sie als schnelle Gleichmäßigkeitsveranstaltung eine tolle Performance abgeliefert, heuer in Melk waren 24 Fahrzeuge da. Es war wirklich toll zum Anschauen."

Hier funktioniert heute dieselbe Dynamik, die auch am Anfang des Histo-Cup in Bewegung gesetzt worden ist:

"Der Großteil der Starter kommt aus Österreich und dem grenznahen Deutschland. Manche sind in anderen historischen Serien gelaufen, der Großteil ist bei Gleichmäßigkeitsfahrten mitgefahren.

Wir haben das halt einfach angestartet; ich war am Anfang auch skeptisch, aber es hat schon im Vorjahr super funktioniert! Lauter vernünftige Leute, die nicht glauben, sie kommen noch in die Formel 1 – und das ist wichtig, denn ein Formelfahrzeug ist nicht ungefährlich."

Denn dort regiert der Leichtbau, und zaghaft gehen es die PilotInnen beileibe nicht an: "Sie sind sauschnell! Solche Formel V fahren in Melk die gleichen Rundenzeiten wie die schnellen Tourenwagen." - Probleme mit dem Lärmlimit?: "Im Gegenteil, die Formelfahrzeuge sind die leisesten Autos."

Deshalb der Beginn als Gleichmäßigkeitsprüfung 2008: "Die OSK hat zuerst gemeint, schauen wir's uns mit einer Gleichmäßigkeitsfahrt an, ob es funktioniert. Nach einem halben Jahr hat man gesagt: macht's eine Rennserie draus, das funktioniert! In Melk haben sie ganz, ganz tolle Rennen geliefert."

Better safe than sorry

Zur Sicherheit trägt auch der von den Histo-Cup-Veranstaltern vorgeschriebene Rennfahrerlehrgang für alle Teilnehmer bei:

"Wir wollen, dass die Leute wissen, was auf der Rennstrecke passiert. Zu 90 Prozent kommen ja Quereinsteiger, die zwar schnell Auto fahren können, aber vom Rennfahren keine Ahnung haben."

Hier legt die Organisation rund um Steffny & Co. noch ein Schäuferl nach, und zwar im Rahmen des Junior-Teams:

"Dazu haben wir eine Rennfahrerschulung gestartet, mit einem umgebauten Fahrzeug mit zwei Sitzen. Da fahre ich oder mein Sohn am Beifahrersitz mit und sagen den Burschen oder Mädeln, was sie tun sollen. Das kommt sehr gut an."

Resümee zum Thema Sicherheit: "Wir haben in den letzten zwölf Jahren keinen groben Unfall mit schweren Verletzungen gehabt. Das kann ein Tennisclub oder Fußballverein nicht von sich behaupten."

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