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24h Le Mans 2010

Das Starterfeld steht fest

DerACO nennt die 55 auserwählten Fahrzeuge für die 78. Auflage des Langstreckenklassikers: Audi und Peugeot mit je drei Werksautos.

Mitte Juni folgt die nächste Dieselschlacht an der Sarthe. Wie üblich hat der Veranstalter Automobile Club de l'Ouest (ACO) die maximale Zahl von 55 Autos für den Start beim Langstreckenklassiker herausgefiltert und benannt.

Daraus ergibt sich nun insgesamt erneut ein Starterfeld, das viel Brisanz, Prominenz und in diesem Jahr auch einige spektakuläre Neulinge beinhaltet: "Wir hatten 84 Bewerbungen. Das ist in Zeiten der Wirtschaftskrise eine bemerkenswerte Zahl", jubelte ACO-Chef Jean-Claude Plassart bei der offiziellen Zeremonie.

Es gebe einige Gründe für den anhaltenden Erfolg des Langstreckenrennens: "Das liegt daran, dass der Langstreckensport sehr beliebt ist und sich immer weiter positiv entwickelt", meint Plassart, der das Rennen als perfekte Spielweise zur Erprobung neuer Technologien bezeichnete.

Mansell erstmals dabei

"Neun große Hersteller sind dabei, das ist fantastisch. Die Balance zwischen Herstellern und kleineren Privatteams stimmt bei uns einfach", freute sich Plassart über seine Starterliste in Le Mans. Nicht nur die Teams und Hersteller stehen im Mittelpunkt, sondern auch die Fahrer: "In Le Mans steht der Mensch immer im Mittelpunkt. Das gilt nicht nur für Piloten, sondern auch für Mechaniker und viele weitere Beteiligte."

Ein Blick auf die Liste mit den 55 Fahrzeugen offenbart, dass bereits jetzt mindestens fünfzehn ehemalige Formel-1-Stars am Start sein werden, dabei sind längst noch nicht alle Fahrzeugbesatzungen komplett.

Mit Nigel Mansell kommt ein Topstar der Szene erstmals nach Le Mans. Der britische Ex-Formel-1-Weltmeister und IndyCar-Champion wird in einem Ginetta-Zytek gemeinsam mit seinen Söhnen Leo und Greg in der LMP1-Klasse antreten: "Ich bin stolz und ein wenig in Sorge. Ich habe Angst, dass meine Buben schneller sind als ich..."

Im Zentrum des Interesses wird natürlich wieder der Kampf um den Gesamtsieg stehen. Auch 2010 darf man fraglos einen Zweikampf der Diesel-Boliden von Peugeot und Audi erwarten - vielleicht zum letzten Mal, denn die große Regeländerung steht für 2011 ins Haus.

Die französischen Titelverteidiger kommen mit drei 908 HDi FAP, als Piloten sind derzeit Alexander Wurz, Nicolas Minassian und Sébastien Bourdais gesetzt. Sicherlich dürften auch Christian Klien, Franck Montagny, Stéphane Sarrazin oder Marc Gené erneut gute Chancen auf ein Cockpit haben.

Peugeot hat vier Autos im Feld

"Wir erwarten, dass Audi zurückschlagen wird. Das liegt in der Natur der Sache. Audi hat viele Jahre dominiert, wir werden 2010 einen harten Kampf haben", verspricht Peugeot-Technikchef Bruno Famin. Der im vergangenen Jahr siegreiche 908 HDi FAP wurde noch einmal weiterentwickelt, 2011 kommt der Nachfolger. "Wir haben ein intensives Programm als Vorbereitung auf Le Mans, viele Tests und einige Einsätze", so Famin.

"Es ist ein grandioses Starterfeld, auch in der GT2 mit der Rückkehr von BMW, Jaguar und Aston Martin. Ich war zweimal Zweiter - aller guten Dinge sind drei. Ich hoffe, dass es in diesem Jahr klappt", sagt Bourdais über das bevorstehende Langstreckenrennen in seiner Heimatstadt Le Mans.

Der erste Einsatz des Jahres der Franzosen ist schon bald. Peugeot nutzt den ALMS-Auftakt in Sebring zu Testzwecken, Audi steigt erst beim LMS-Saisonauftakt in Le Castellet ein. Die Deutschen bringen im Juni drei Audi R15 TDI an den Start, der intern die Bezeichnung R15 plus trägt.

Der Wagen wurde aufgrund von Regelanpassungen und Erkenntnissen aus dem Vorjahr weiter verfeinert: "Natürlich wollen wir die Revanche", sagt Sportchef Wolfang Ullrich, "nach Rennende 2009 hat unser Audi-Vorstand Dr. Stadler gesagt, dass wir zurückkommen, um sie zu schlagen. Wir freuen uns jetzt schon auf einen tollen Wettbewerb. Es wird ein erstklassiger Fight."

Audi will 2010 zurückschlagen

Als Speerspitze geht "Mister Le Mans" Tom Kristensen, der derzeit in seiner dänischen Heimat die Folgen eines Sportunfalls auskuriert, gemeinsam mit Allan McNish und Rinaldo Capello in den Langstreckenlauf.

Das zweite Auto wird sich Audi-Werksfahrer Mike Rockenfeller mit den Porsche-Werkspiloten Timo Bernhard und Romain Dumas teilen. Das neue Audi-Trio wird ebenfalls an der Sarthe sein. Marcel Fässler, André Lotterer und Benoit Treluyer sitzen im dritten R15 TDI.

Während Audi noch den Einsatz der zwei Kolles-R10-TDI im Blick haben dürfte, bekommt Peugeot tatkräftige Unterstützung von Oreca. Die Mannschaft von Hugues de Chaunac bekommt einen 908 HDi FAP für den Einsatz in der LMS und in Le Mans.

"Wir hoffen, dass wir an einem großen Kampf unseren Anteil haben können. Mit Olivier Panis und Nicolas Lapierre sind wir gut aufgestellt", sagt der französische Teamchef. Panis fügt hinzu: "Es wird schwierig, aber wir sind Kämpfer. Wir werden in der LMS und in Le Mans unser Bestes geben." - Oreca wird neben dem Peugeot auch einen Eigenbau mit AIM-Motor an den LMP1-Start bringen.

In der großen Prototypenklasse fahren außerdem elf weitere Fahrzeuge, darunter zwei Pescarolo-Judd, drei Aston Martin, ein Dome aus Japan und zwei Lola-Rebellion aus der Schweiz. Auch die USA sind vertreten. Autocon wird einen Lola-AER mit Michael Lewis nach Le Mans bringen.

LMP2-Feld deutlich verkleinert, GT1 stark

Die LMP2-Klasse hat man für die Auflage 2010 eingebremst. Der ACO gestand den kleinen Prototypen nur mehr neun Startslots zu. Einige Teams schauten deshalb überraschend durch die Finger. OAK Racing hat dafür das große Los gezogen und bekommt gleich zwei Startplätze für ihre Pescarolo-Judd, übrigens immer noch mit Unterstützung von Mazda - obwohl man den japanischen Motor beiseite gelegt hat.

Quifel ASM und Bruichladdich werden je einen Ginetta-Zytek bringen, Racing Box startet mit dem Lola-Judd. Auch Gerard Welter ist mit einem Fahrzeug dabei. Gespannt blickt man auf die beiden Acura von RML und Highcroft. Bei der ALMS-Titelmannschaft ist Le-Mans-Champion David Brabham als erster Pilot genannt.

Die GT1-Klasse präsentiert sich in der Startliste für Le Mans deutlich gesünder als es ein Blick auf die LMS-Nennliste befürchten ließ. Insgesamt acht Fahrzeuge werden in der großen GT-Klasse um den Sieg fahren.

Drei Corvettes von Alphand und Pekaracing, ein Saleen und ein Lamborghini sind dabei. Young Driver AMR bringt einen Aston Martin DBR9, Marc VDS und Matech setzen auf den neuen Ford GT. Bei Matech werden mit Natacha Gachnang und Cyndie Allemann zwei Frauen fahren.

GT2 als Tummelplatz der Hersteller: Zwei BMW dabei

Die GT2-Klasse bietet eine unglaublich großes Markenvielfalt und dazu viel Motorsport-Prominenz. Allen voran kämpft Richard Lietz mit dem Proton-Felbermayr-Team um einen Klassensieg. Weitere Österreicher könnten sich durchaus noch dazugesellen.

17 Fahrzeuge von sieben verschiedenen Herstellern sind dabei bzw. haben zumindest zunächst einen Startplatz zugeteilt bekommen. Spektakulär sind die Werksauftritte von Jaguar und BMW – in der GT2-Klasse, die ja angeblich den Privatiers vorbehalten werden soll.

Die Marke aus München hat zwei M3 genannt. Als Piloten sind Andy Priaulx und Jörg Müller gesetzt.

"Es sind unglaublich viele starke Teams und Hersteller in der GT2 dabei. Ich als Fahrer bekomme angesichts der Starterliste eine echte Gänsehaut", sagt Müller, der bisher in der Tourenwagenweltmeisterschaft WTCC unterwegs war, "es ist eines der härtesten Rennen der Welt. Ich bin froh, dass ich mit BMW dabei sein kein. Eigentlich haben wir gar keine Erfahrung in Le Mans, wir müssen also viel lernen." – 1999 hat Schnitzer allerdings für BMW den Gesamtsieg geholt.

Mit dem neuen XKR bringt Jaguar das neueste GT2-Modell erstmals an die Sarthe. Der Wagen hat seine Geburtsstätte zwar in Großbritannien, aber die Entwicklung für Renneinsätze fand unter der Leitung von Paul Gentilozzi in den USA statt.

"Wir haben uns in den USA recht gut vorbereitet und freuen uns schon auf einen tollen Kampf", sagt Marc Goossens, der viele Testkilometer mit dem Jaguar abgespult hat. Die Legalität des Autos ist allerdings umstritten, das könnte bis Juni noch zu einem größeren Thema werden.

Neben BMW und Jaguar sind zwei Corvettes (das Werksteam Corvette Racing), fünf Porsche, ein Spyker und insgesamt fünf Ferraris auf der GT2-Starterliste. Dabei darf man sich auf einige Prominenz freuen.

Pech hatte allerdings AF-Corse-Neuzugang Giancarlo Fisichella, dessen F430 mit der Startnummer 95 nur auf der Liste der Reserveteams steht. Jean Alesi wurde von den Italienern bislang nicht genannt. Beide könnten jedoch im zweiten Wagen von AF Corse unterkommen.

Die Startliste für die 78. Auflage der 24 Stunden von Le Mans in Überblick

LMP1-Klasse:
Team Peugeot Total - Peugeot 908 HDi FAP (Wurz)
Team Peugeot Total - Peugeot 908 HDi FAP (Minassian)
Peugeot Sport Total - Peugeot 908 HDi FAP (Bourdais)
Team Oreca Matmut - Peugeot 908 HDi FAP (Panis/Lapierre)
Beechdean Mansell - Ginetta-Zytek (Mansell/Mansell/Mansell)
AIM Team Oreca - Oreca-AIM (Ayari)
Audi Sport Team Joest - Audi R15 TDI (Kristensen/McNish/Capello)
Audi Sport Team Joest - Audi R15 TDI (Lotterer/Fässler/Treluyer)
Audi Sport North America - Audi R15 TDI (Rockenfeller/Dumas/Bernhard)
Dome Racing Team - Dome S102-Judd (Philippe)
Drayson Racing - Lola-Judd (Drayson/Cocker)
Rebellion Racing - Lola-Rebellion (Prost/Jani)
Rebellion Racing - Lola-Rebellion (Belicchi/Bouillon)
Kolles - Audi R10 TDI (Albers)
Kolles - Audi R10 TDI (Bakkerud)
Pescarolo Sport - Pescarolo-Judd (Tung)
Sora Racing - Pescarolo-Judd (Tinseau)
Michael Lewis/Autocon - Lola-AER (Lewis)
Signature Plus - Lola-Aston Martin (Ragues/Mailleux)
Aston Martin Racing - Lola-Aston Martin (Turner)

LMP2-Klasse:

OAK Racing - Pescarolo-Judd (Nicolet)
RML - Lola-HPD (Newton/Erdos)
Highcroft Racing - HPD ARX01 (Brabham/Franchitti)
Racing Box SRL - Lola-Judd (Pirri)
OAK Racing - Pescarolo-Judd (Hein)
Gerard Welter - WR-Zytek (Salini)
Quifel ASM Team - Ginetta-Zytek (Amaral/Pla)
Team Bruichladdich - Ginetta-Zytek (Ojjeh/Greaves)
Strakka Racing - HPD ARX01 (Leventis/Watts)

GT1-Klasse:

Larbre Competition - Saleen S7-R (Berville/Bornhauser)
Young Driver AMR - Aston Martin DBR9 (Nygaard/Enge)
Pekaracing NV - Corvette C6.R (Kumpen)
Matech Competition - Ford GT (Gachnang/Allemann)
JLOC - Lamborghini Murcielago (Atsushi)
Marc VDS Racing Team - Ford GT (De Doncker)
Luc Alphand Aventures - Corvette C6.R (Alphand)
Luc Alphand Aventures - Corvette C6.R (Gregoire)

GT2-Klasse:

Corvette Racing - Corvette C6 ZR1 (Magnussen/O'Connell/Garcia)
Corvette Racing - Corvette C6 ZR1 (Gavin/Beretta)
Prospeed Competition - Porsche 911 GT3 RSR (Van Splunteren)
IMSA Performance - Porsche 911 GT3 RSR (Narac)
Team Felbermayr Proton - Porsche 911 GT3 RSR (Felbermayr)
BMW Motorsport - BMW M3 E92 (Müller)
BMW Motorsport - BMW M3 E92 (Priaulx)
Flying Lizard Motorsport - Porsche 911 GT3 RSR (Neiman)
Jaguar RSR - Jaguar XKRS (Gentilozzi/Pruett/Goossens)
Risi Competizione - Ferrari F430 GT (Krohn/Jonsson)
Risi Competizione - Ferrari F430 GT (Melo)
Modena Group Racing - Ferrari F430 GT (Rusinov)
Spyker Squadron - Spyker C8 Laviolette (Coronel)
Hankook Farnbacher Team - Ferrari F430 GT (Farnbacher/Simonsen)
JMW Motorsport - Aston Martin Vantage (Bell)
AF Corse SRL - Ferrari F430 GT (Perez Companc/Russo)
BMS Scuderia Italia SPA - Porsche 911 GT3 RSR (Malucelli)

Reserve Prototypen:

LMP2 Pegasus Racing - Norma-Judd (Schell)
LMP1 Tokai University - Courage-Oreca-YGH (Wakisaka/Mitsuyama)
LMP2 KSM - Lola-Judd (De Pourtales/Noda)
LMP1 Jose Ibanez - Lola-Judd (Ibanez/Robert/Santamato)
LMP2 Kaneko Racing - Courage-Judd (Yamagishi)

Reserve GT-Klassen:

GT2 Team Felbermayr Proton - Porsche 911 GT3 RSR (Lieb/Lietz)
GT2 Team Hong Konk Racing - Aston Martin Vantage (Ma/Lee/Jones)
GT2 AF Corse SRL - Ferrari F430 GT (Fisichella/Foster)
GT1 Matech Competition - Ford GT (Mutsch)
GT2 Spyker Squadron - Spyker C8 Laviolette (Coronel)

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