24h Nürburgring 2010 | 11.02.2010
Hybrid-Porsche für das 24h-Rennen Nürburgring
Mit mehr Schwung: Am 4. März feiert der neue Porsche 911 GT3 R seine Premiere. Bald danach folgt ein Härtetest auf der Rennstrecke...
Ein Hybrid-Rennwagen hat bereits ein 24h-Rennen gewinnen können, nämlich ein Toyota Supra in Tokachi im Jahr 2007. Auch am Nürburgring gab es bereits Hybrid-Einsätze, so zum Beispiel den von Heinz Harald Frentzen lancierten Gumpert Apollo. Jetzt probierts also auch Porsche, und zwar gleich mit dem Flaggschiff 911.
KERS in der F1 war doch keine Geldverbrennung: Das Hybridsystem des Neunelfers wurde von Williams Hybrid Power (WHP), einem Tochterunternehmen des gleichnamigen Formel-1-Teams speziell für den Einsatz im Rennwagen entwickelt.
Es unterscheidet sich im Aufbau und in den Komponenten deutlich von konventionellen Hybridsystemen: Ein elektrischer Vorderachs-Antrieb mit zwei je 60 kW starken Elektromaschinen ergänzt den 480 PS starken 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor im Heck des 911 GT3 R Hybrid.
Anstelle der in Hybrid-Straßenfahrzeugen üblichen Batterien liefert ein elektrischer Schwungradspeicher, im Innenraum neben dem Fahrer untergebracht, die Energie für die Elektromotoren.
Der Schwungradspeicher ist ebenfalls eine Elektromaschine, deren Rotor mit bis zu 40.000 Umdrehungen pro Minute rotiert und die Energie mechanisch in Form von Rotationsenergie speichert. Aufgeladen wird der Schwungradspeicher bei Bremsvorgängen, wenn die beiden Elektromaschinen an der Vorderachse ihre Funktion umkehren und als Generatoren arbeiten.
Aus dem geladenen Schwungradspeicher kann der Pilot bei Bedarf, also beim Beschleunigen aus Kurven heraus oder während Überholvorgängen Energie abrufen, indem das Schwungrad im Generatorbetrieb elektromagnetisch abgebremst wird und so aus seiner Bewegungsenergie bis zu 120 kW Leistung für die beiden Elektromotoren an der Vorderachse liefert.
Diese Zusatzleistung steht dem Piloten nach jedem Ladevorgang jeweils für eine Dauer von etwa sechs bis acht Sekunden zur Verfügung. Energie, die früher beim Bremsvorgang ungenutzt in Wärme umgewandelt wurde, kann jetzt höchst effizient in zusätzliche Antriebskraft umgesetzt werden. So hat es jedenfalls der Hersteller im Sinn.
Der Hybridantrieb wird je nach Rennsituation nicht nur leistungs-, sondern auch verbrauchsorientiert eingesetzt. Das soll die Effizienz und damit auch die Performance des 911 GT3 R Hybrid steigern, zum Beispiel durch ein geringeres Tankgewicht oder sogar spätere Boxenstops.
Der 911 GT3 R Hybrid wird nach seiner Premiere in Genf auf dem Nürburgring bei Langstreckenrennen erprobt. Als Höhepunkt dieser Erprobung ist ein Start beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife am 15. und 16. Mai vorgesehen. Ein Sieg des 911 GT3 R Hybrid steht dabei aber nicht im Vordergrund; das wäre auch zuviel verlangt. Als Technologieträger und "Rennlabor" soll das Auto Erkenntnisse für die spätere Anwendung der Hybridtechnik in Straßensportwagen liefern.