
WTCC: Valencia | 19.09.2010
Seat-Festspiele beim Heimrennen
Gabriele Tarquini und Tiago Monteiro bringen das spanische Publikum zum Jubeln - Yvan Muller baut seine WM-Führung beim Europa-Finale aus.
Der Weltmeister setzt sich durch: Gabriele Tarquini sicherte sich im ersten Sprintrennen von Spanien von der Pole Position aus souverän den Sieg. In einem vergleichsweise faden WM-Lauf konnte Tarquini seine Führung zunächst gegen Rob Huff (Chevrolet) verteidigen, der sich später hinter seinen Stallgefährten Yvan Muller zurückfallen ließ.
Seat-Pilot Jordi Gené erzielte bei seinem Heimspiel einen soliden 4. Rang und kam damit knapp vor Andy Priaulx im BMW ins Ziel, der von Startplatz 9 eine starke Aufholjagd zeigte und wieder einmal weit vorne ankam.
Lauf 1: Tarquini brilliert
Wieder einmal ließen die grünen Ampeln beim fliegenden Start recht lange auf sich warten, doch Tarquini konnte das nicht irritieren - der Titelverteidiger bog als erster in die so schwierige Kurve 1 ein und konnte seine Verfolger um das Chevy-Trio Huff, Muller und AlainMenu hinter sich halten. Auch dahinter ging alles glatt.Die Piloten gingen zum Auftakt in Valencia betont vorsichtig zu Werke und so tat sich im ersten Renndrittel nur wenig auf den vorderen Positionen. Norbert Michelisz im Zengö-Seat war der einzige Fahrer, der kurz durch das Kiesbett rodelte und dadurch einige Plätze einbüßte. Doch dann begann die vierte Runde.
Sergio Hernández und Gaststarter Marc Carol im Seat hatten ein überaus enges Duell. Hernández stand am Kurvenausgang plötzlich quer und wurde ausgerechnet von seinem Proteam-Kollegen und Titelrivalen Stefano D'Aste erwischt - das frühe Aus für beide.
Während D'Aste mit kaputter Radaufhängung im Kiesbett liegenblieb, suchte Hernández die Box auf und konnte das Rennen später wieder aufnehmen. Im weiteren Geschehen, das nach diesem Crash regelrecht an Tempo gewann, spielte der Führende in der Privatierwertung aber keine Rolle mehr. Dafür wurde an der Spitze des Feldes auf einmal taktiert: Huff ließ den Stallgefährten Muller passieren.
Dahinter ging es weniger freundschaftlich zu, denn die Piloten im Mittelfeld kämpften bis aufs Messer. Vor allem Fredy Barth im Seat und Augusto Farfus im Werks-BMW lieferten sich ein tolles Duell, das allerdings mit einem Reifenschaden bei Farfus endete.
Menu "erschleicht" sich die Pole-Position
Nur wenige Runden später kam es in der Punkteregion erneut zu Verschiebungen, denn Menus Chevrolet Cruze wurde aus unerfindlichen Gründen (?) langsamer und ließ sich sukzessive von Rang 4 bis auf den so wertvollen achten Platz zurückfallen. Erst in der letzten Runde machte der Schweizer seinen "Coup" im "Duell" mit seinem Landsmann Barth endgültig perfekt.
Anders Priaulx: Der dreifache Weltmeister arbeitete sich geschickt aus dem Mittelfeld nach vorne und griff in den Schlussrunden noch nach Gené, konnte den spanischen Lokalmatadoren aber nicht mehr gefährden. Ganz vorne übte Muller auf den letzten Kilometern verstärkt Druck auf den Spitzenreiter Tarquini aus, doch der Italiener siegte klar.
Die Reihenfolge bei den Privatiers stand bis zur Zieldurchfahrt nicht zweifelsfrei fest: Kristian Poulsen (BMW) und Carol lagen über Runden miteinander im Clinch, wobei der Däne letztendlich die Oberhand behalten und seinen dritten Klassensieg in Folge einstreichen konnte. Hinter Carol holte sich Darryl O'Young im Bamboo-Chevy Lacetti Platz 3.
Lauf 2: Monteiro komplettiert das Seat-Doppel
Der Start brachte die Entscheidung: Tiago Monteiro ging zwar nur vom 3. Platz ins Rennen, lag am Ende der ersten Runde aber an der Spitze. Anschließend trat der SEAT-Pilot die Flucht nach vorne an erzielte den zweiten Heimsieg für die spanische Marke.Direkt hinter Monteiro kam es zum "Race of Champions": Yvan Muller konnte durch einen erneuten zweiten Platz seine Führung in der Gesamtwertung weiter ausbauen, wohingegen Gabriele Tarquini und Andy Priaulx auf den Rängen 3 und 4 wieder einige Punkte auf Muller einbüßten. Dramatisch verlief das Rennen für Fredy Barth, den ein technischer Defekt ein (fast) sicheres Podium kostete.
Der Schweizer setzte sich beim Start überaus gut in Szene, indem er noch vor Monteiro in die erste Kurve einbog und das Feld für wenige Meter anführte. Den ehemaligen Formel-1-Fahrer musste Barth zwar rasch passieren lassen, hielt sich aber souverän auf dem 2. Platz - bis ihn ein Defekt in die Boxengasse zwang.
Priaulx wollte gleich am Start Kapital aus seinem Heckantrieb schlagen. Dies gelang aber nur bedingt, weil zwischen Barth und Monteiro kein Weg nach vorne frei war. Der Brite legte sich stattdessen mit Alain Menu an, der nur schlecht von der Pole wegkam.
Die beiden WTCC-Routiniers kämpften intensiv, was noch auf der ersten Runde zu einer leichten Berührung zwischen den Streithähnen führte - und Menu flog daraufhin ab. Muller nutzte die Gunst der Stunde und ging auf der Außenseite von Kurve 2 gleich an mehreren Konkurrenten vorbei. Dieses risikoreiche Manöver machte sich bezahlt, denn so war der Franzose plötzlich Zweiter.
In diesem zweiten Rennen in Valencia gab es kein Taktieren mehr: Vor allem im Mittelfeld ging es ordentlich zur Sache. An der Spitze braute sich einiges zusammen: In Runde 5 wagte der amtierende Weltmeister den ersten Angriff auf Priaulx, wobei Gené ebenfalls mitzog.
Vier Runden später hatte Priaulx die Chance zum Konter und holte sich seine Position von Gené zurück. Im vorletzten Umlauf stieg Priaulx in der Zielkurve überaus spät auf die Bremse und war kurzzeitig an Tarquini vorbei, der allerdings postwendend eiskalt zurückschlug.
Tarquini reist mit 40 WM-Zählern ab
Damit waren die Positionen an der Spitze endgültig bezogen. Yvan Muller durfte sich über ein aus seiner Sicht hervorragendes Wochenende freuen. Der Titelträger von 2008 fuhr als Zweiter hinter Monteiro ins Ziel und sicherte sich somit insgesamt 36 wichtige WM-Punkte. Tarquini holte sogar 40 Zähler, liegt in der Gesamtwertung aber weiter hinter Priaulx, der 22 Punkte einfuhr, auf Rang 3.
Die weiteren Rennplätze in den Top 10 waren nicht weniger hart umkämpft als die Ränge an der Spitze. Huff setzte sich letztendlich gegen die Gruppe mit Nykjaer, Farfus, Coronel und Poulsen durch, die über die komplette Distanz von 13 Runden miteinander kämpften.
Menu, der aufgrund seines frühen Ausrittes bist fast an das Ende des Feldes zurückgefallen war, blieb als Elfter ohne Punkte. Der spanische Gaststarter Carol kam bei seinem Heimevent als 13. und Klassenzweiter ins Ziel; Franz Engstler setzte sich nach einem erbitterten Duell gegen Sergio Hernández um dne Privatiers-Platz 3 durch.
Vor dem Saisonfinale in Okayama und Macao führt Muller mit 265 Punkten vor Priaulx (140) und Tarquini (236). Huff (196) darf sich nur noch geringe Titelchancen ausrechnen, Monteiro (158) ist neuer Fünfter vor Menu (149) und Farfus (149). Coronel (122) beschließt die Top 8 der Fahrerliste. In der Markentabelle hat Chevrolet (569) die Nase deutlich vor SEAT (524) und BMW (491).