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Motorsport: EXKLUSIV

Der andere Lauda – der harte Weg hin zum Berufsrennfahrer

Mathias Lauda spricht über sein schwieriges Einstiegsjahr im Porsche Supercup und seine Karrierepläne. motorline.cc bat auch Vater Niki um seine Meinung.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: www.racecam.de, Photo4

Der Name Lauda steht im Rennsport für großen Erfolg – Niki Lauda ist immer noch der erfolgreichste Österreicher in der Formel 1, hat drei Weltmeistertitel erobert.

Der Mann mit der roten Kappe ist auf der ganzen Welt bekannt. Lauda hat einmal in einem Gespräch mit motorline.cc erzählt, eines seiner schönsten Erlebnisse habe sich in Amerika an einer Hotelrezeption zugetragen, als ihn die Empfangsdame allen Ernstes gefragt habe, ob „Niki“ oder „Lauda“ der Vorname sei…

In Deutschland kennt man Niki Lauda als zum Teil schrulligen TV-Experten, der die Dinge jedoch beim Namen nennt und seine, manchmal auch widersprüchlichen oder auch umstrittenen Aussagen immer auf den Punkt bringt. Vereinfachung ist ihm wohl ein Anliegen, der Rennsport soll in seinen Augen nicht zu kompliziert werden. „Das ist ganz einfach“, beginnt er oft seine Analysen…

Als Sohn in die Fußstapfen eines derart erfolgreichen Vaters steigen zu wollen, ist alles andere als leicht. Die Söhne von Nelson Piquet, Alain Prost oder Nigel Mansell haben es allesamt versucht, sind aber meist auf halbem Weg gescheitert. Nico Rosberg ist einer der wenigen, die in der Formel 1 Fuß fassen konnten.

Späteinsteiger – erst mit 19 im Cockpit

Während die meisten jedoch schon in jungen Jahren im Kart mit dem Rennsport begonnen haben, ist der 1981 in Salzburg geborene Mathias Lauda ein Spätstarter. Erst im Jahr 2000, mit 19 Jahren also, hat Mathias mit seinem Bruder Lukas als Manager eine Rennfahrerkarriere gestartet, stieg in die Formel Nissan ein, fuhr ein paar Rennen in der spanischen Formel 3, denn die beiden Lauda-Söhne sind bei Mutter Marlene in Spanien aufgewachsen.

2004 fuhr er im letzten Jahr der Formel 3000 bei Coloni und belegte dort den 13. Gesamtrang. Im ersten Jahr der Nachfolgeserie GP2 konnte er nur einmal Punkte einheimsen und stand im Schatten seines Teamkollegen Gianmaria Bruni. Nachdem er im Winter 2005 in der A1GP-Serie antrat, beendete Mathias Lauda seine Formel-Karriere und wechselte zu den Tourenwagen, in die DTM.

Vier Jahre DTM: „War nicht so schlecht“

Dort konnte er sich vier Jahre lang halten – doch die Erfolge hielten sich in Grenzen. Nach dem 18. Gesamtrang im Jahr 2006 folgten drei Jahre, die er jeweils auf Gesamtrang 15 beenden konnte.

Im Gespräch mit motorline.cc antwortet Lauda auf die Frage, ob der Erfolg in der DTM mäßig gewesen sei, mit einem selbstbewussten: „Ja, aber ich bin immer mit dem Jahreswagen gefahren, ich hatte nie ein neues Auto.“

Und: „Die Ergebnisse waren nicht so schlecht, ich war in jedem Jahr auch in den Punkten, es war nicht so schlecht.“

Und schließlich: „Ich hab viel gelernt – es gibt in der DTM viele gute Fahrer, auch ehemalige Formel 1-Piloten, die ich auch oft schlagen konnte. Wenn man die schlagen kann, dann macht das Spaß.“

Das Ende: “Coulthard nahm mein Cockpit“

Doch der Spaß fand 2009 ein jähes Ende: „Es hat dann geheißen, wir müssen Sponsoren mitbringen und dann kamen neue Fahrer dazu wie David Coulthard, der hat mir dann den Platz weggenommen. Das muss man dann halt akzeptieren und sich neu orientieren.“

Fühlte er sich damals ungerecht behandelt? Hat er sein Cockpit ungerechtfertigt verloren? Lauda antwortet: „Ungerecht ist es nicht – es gibt eben Leute, die treffen die Entscheidung, wer fährt – und wenn die Entscheidung gegen dich fällt, dann kann man nichts dagegen machen, das muss man akzeptieren, da braucht man dann nicht rum zu heulen.“

2010 folgte ein Jahr Zwangspause. Heuer fand Mathias Lauda ein Cockpit im Porsche Supercup – doch der Deal wurde erst kurzfristig dingfest, sodass Lauda ohne Testfahrten in die Rennserie einsteigen musste.

2011: Neubeginn im Porsche Supercup

Lauda erzählt: „Ich bin in Bahrain im freien Training eingestiegen und das ist für mich schon sehr schwierig, weil einfach alles neu ist. Es ist ein neues Auto und der Porsche ist sehr kompliziert zu fahren. Ganz anders als ein Formelwagen oder auch der DTM-Bolide.“

Lauda präzisiert: „Das Auto schwimmt mehr, man hat Untersteuern und die Bremsen sind sehr sensibel. Das braucht einfach Zeit. Ich mache zwar Schritte, kleine Schritte, die man von außen vielleicht nicht so mitkriegt.“

Niki Lauda: „Er kämpft halt jetzt“

Vater Niki Lauda bestätigt gegenüber motorline.cc: „Er ist spät in den Porsche Cup hineingekommen, ohne Testen – weil der Vertrag erst so spät unterschrieben wurde. So hat er kaum die Möglichkeit, sich auf diesen schwierig zu fahrenden Autos einzuleben. Er kämpft halt jetzt und schaut, dass er nach vorne kommt. Er macht einen guten Job – aber das, was ihm fehlt, muss er jetzt nachholen.“

Dass ihm das gelingen wird – davon ist Mathias Lauda überzeugt: „Ich fühle mich immer wohler im Auto. Nur: Die Top 10 in dieser Serie haben viel mehr Erfahrung, manche fahren schon seit fünf oder sechs Jahren. Das kann man nicht von heute auf morgen aufholen.“

Fehlt Mathias Lauda einfach jene Zeit in Kindesjahren, in der viele seiner Gegner bereits im Kartsport das Racing quasi von der Picke auf gelernt haben? Niki Lauda schüttelt den Kopf: „Beim Porsche spielt das keine Rolle – da musst du viel fahren, um mit diesen Tourenwagenautos zurechtzukommen. Man braucht dort vor allem viel Erfahrung – und die muss er sich jetzt erst erkämpfen. Und erst dann kann man ihn objektiv beurteilen und sehen, wie gut er wirklich ist.“

Die Formel-Karriere hat Mathias bereits abgeschlossen. Ein Weg bis hinauf in die Formel 1 sei ohnehin nicht möglich gewesen, sagt Niki Lauda: „Sicher nicht – das war nie möglich, weil er jetzt schon 31 ist. Porsche Cup und solche Rennserien sind das richtige für ihn, aber für alles andere ist er zu alt.“

Das große Ziel: Berufsrennfahrer!

Das große Ziel des Mathias Lauda ist es, Berufsrennfahrer zu werden, er möchte ähnlich wie sein Landsmann Richard Lietz vom Rennfahren leben: „Ja, das ist mein Ziel. In den letzten vier Jahren in der DTM habe ich bereits Geld verdient, da war ich Profi. Es gibt ein paar Fahrer im Porsche Supercup, die verdienen auch Geld – und das ist auch mein Ziel. Ich will Rennfahrer sein und davon leben.“

Später würden ihn auch die 24 Stunden von Le Mans reizen, die American Le Mans Serie oder auch die amerikanische NASCAR-Serie, verrät Mathias Lauda. Mit seinem Bruder Lukas habe er schließlich auch einen guten Manager an seiner Seite, fügt er hinzu.

Zunächst jedoch gilt es, im Porsche Supercup Fuß zu fassen: „Ich muss da einfach cool bleiben und dann hoffe ich, dass ich im nächsten Jahr wieder fahren kann und dann auch vorne mitfahren kann Ich traue mir für nächstes Jahr die Top 8 zu. Also dass ich regelmäßig bei den Rennen in die Top 10 fahre. Besser werden ist das Ziel – wie es dann ausgeht, weiß man ja nie.“

Denn bevor Mathias Lauda sein Ziel vom Berufsrennfahrer erreichen kann, muss er zunächst die Teamchefs von seinem Können überzeugen – und um ein Cockpit zu erhalten, benötigt er Sponsoren: „Es ist natürlich eine Frage des Budgets. Mir fehlen noch Sponsoren. Die Teams haben weniger Budget wegen der Automobilkrise und sind jetzt auch von den Sponsoren der Fahrer angewiesen.“

Sponsorensuche – der Vater hilft (fast) nicht…

Hilft Vater Niki Lauda bei der schwierigen Sponsorensuche? Mathias schüttelt den Kopf: „Ich brauche unbedingt Geld, ich brauche Sponsoren –aber er macht sein eigenes Ding und er meint, wenn ich Sponsoren brauche, dann soll ich es selber machen oder mein Bruder soll es machen. Da tue ich mir halt schwer – aber er hat viel um die Ohren und da kann ich ihn nicht nerven und fragen, ob er für mich bei irgendwelchen Firmen anruft, da sagt er dann, das soll ich selber machen.“

Ab und zu würde der Vater dann doch ein Auge zudrücken und seinem Sohnemann unter die Arme greifen: „Mit viel Überredungskunst springt er schon mal ein, aber das ist sehr mühsam.“

Letzter Europa-Auftritt in Monza

Ein zehnter Platz ist das bislang beste Ergebnis in dieser für ihn wegen des Trainingsmankos so schwierigen Saison. Im Porsche Supercup werden die ersten 15 Piloten mit Punkten belohnt – Lauda konnte in den bisher absolvierten acht Läufen immerhin sieben Mal punkten, konnte sich also zumindest als verlässlicher Pilot in die Auslage stellen. Somit belegt er in der Tabelle zurzeit mit 23 Zählern den 14. Gesamtrang.

Am nächsten Wochenende, im Rahmen des Formel 1-Grand Prix von Italien auf der Hochgeschwindigkeitsrennstrecke von Monza tritt der Porsche Supercup wie auch die Königsklasse zum letzten Mal in diesem Jahr in Europa auf.

Der Zeitrahmen ist stark begrenzt, der Timetable der Formel 1 lässt nur kurze Einheiten für die Rahmenrennen zu – gibt es am Wagen technische Problem, verliert man wertvolle Trainingsrunden, im Qualifying hat man zumeist nur einen Versuch, weil dann die neuen Reifen abbauen: Freies Training gibt es am Freitag von 17.45 Uhr bis 18.30 Uhr. Das Qualifying steigt am Samstag von 12.25 Uhr bis 12.55 Uhr. Das Rennen schließlich wird am Sonntag um 11.45 Uhr gestartet. Mathias Lauda fährt für das Team Konrad Motorsport Austria, sein Porsche trägt die Startnummer sechs.

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