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Formel E: Peking

Premiere mit jeder Menge Action

Horrorunfall bei Formel-E-Premiere: Nick Heidfeld und Nicolas Prost kollidieren in der letzten Runde des ePrix von China in Peking.

Fotos: Twitter

Eines steht nach dem ersten ePrix der Motorsport-Geschichte fest: Für Schlagzeilen wird die neue Elektro-Rennserie Formel E in den morgigen Zeitungen sorgen. Denn das im wahrsten Sinne des Wortes elektrisierende Duell um den Sieg zwischen Nicolas Prost (e.dams) und Nick Heidfeld (Venturi) wurde erst in der allerletzten Runde durch einen Horrorcrash entschieden!

Heidfeld hatte sich bei den planmäßigen Autowechseln zu Halbzeit vom vierten auf den zweiten Platz verbessert, kam allerdings mit über vier Sekunden Rückstand auf Prost zurück auf die Strecke. Der Deutsche knabberte Stück für Stück von seinem Rückstand weg und lag in der letzten Runde in Schlagdistanz für eine Attacke. Die setzte er dann auch - und für einen Moment schien es so, als würde er sich als erster Sieger in die Formel-E-Geschichte eintragen.

Aber diese Rechnung hatte er ohne Prost gemacht: Der Sohn des viermaligen Formel-1-Weltmeisters Alain Prost zog urplötzlich nach links und schickte Heidfeld somit in einen gefährlichen Salto, der in einer Betonmauer endete. Wie durch ein Wunder entstieg der frühere Grand-Prix-Pilot dem Wrack unverletzt - und knöpfte sich beim Fußmarsch zurück in die Box seinen offensichtlich übermotivierten Kontrahenten gleich einmal verbal vor.

Heidfeld nach Horrorcrash unverletzt

"Mir geht es gut. Körperlich zumindest", gibt Heidfeld Entwarnung. "Dieses Rennen hätte ich gewinnen müssen, aber jetzt stehe ich mit nichts da." Trotz des Ausfalls wurde auf dem Podium die deutsche Bundeshymne gespielt, und zwar für das siegreiche Team Abt. Denn Nutznießer der Kollision an der Spitze war Lucas di Grassi; übrigens einer von drei Fahrern, der im Vorfeld bei einem Online-Voting Zusatzpower in Form des sogenannten Fan-Boosts zugeteilt bekommen hatte.

"Es ist ganz toll, der erste Sieger der Formel E zu sein", jubelt der Brasilianer. "Allerdings wünscht sich niemand so etwas, wie es in der letzten Kurve passiert ist. Ich bin froh, dass Heidfeld okay ist. Das Auto hat sich als sehr sicher erwiesen. So will aber niemand gewinnen. Unsere Strategie war heute nicht die beste. Wir haben eine Position verloren und konnten sie nicht zurückgewinnen. Ich bin sehr glücklich, diesen Sieg trotzdem nach Hause gebracht zu haben."

Abt nachträglich auf Platz zehn rückversetzt

In der dramatischen Schlussphase rutschte sogar noch Sam Bird (Virgin) auf das Podium, der eine Runde später als die Führenden zum Autowechsel gekommen war und damit am Ende noch am meisten Energie zur Verfügung hatte. Die Ziellinie hatte Bird zunächst nur als Vierter hinter Franck Montagny (Andretti) und Daniel Abt (Abt) überfahren, doch Abt wurde von der Rennleitung nachträglich bestraft und auf Platz zehn zurückversetzt (zu viel Energie verbraucht).

Im hart umkämpften Mittelfeld wurde durchaus unterhaltsames Racing geboten, sodass die Zuschauer auf den Tribünen auf ihre Kosten kamen. Für eingefleischte Motorsport-Fans wirkte aber der ungewohnte Autowechsel ebenso irritierend wie das zischende Geräusch der Formel-E-Boliden - und die chillige Hintergrundmusik, die mangels Motorenlärm zumindest in der ersten Rennhälfte der TV-Übertragung gut zu hören war.

Früh vorbei war das Rennen für den Schnellsten des Freien Trainings, Bruno Senna. Der Mahindra-Pilot kollidierte in der ersten Runde mit Takuma Sato (Amlin Aguri), ausgelöst möglicherweise durch eine vor den beiden stattfindende Berührung der Andretti-Teamkollegen. Senna beschädigte sein Auto und löste mit dem Crash eine Safety-Car-Phase aus. Sato, dem eine Untersuchung der Rennleitung blüht, blieb erst zehn Runden später stehen - laut offiziellem Insert ohne Energie.

Der erste Ausfall in der Geschichte der neuen Rennserie war aber nicht Senna, sondern der ehemalige Formel-1-Pilot Jarno Trulli (Trulli). Der Italiener blieb (wie einige andere Kollegen) schon in der Formationsrunde stehen, schaffte es dann aber doch in die Startaufstellung. Als das Rennen richtig losging, war für Trulli Schicht im Schacht. Pech auch für Sebastien Buemi (e.dams): Nach verkorkstem Tag und mit gebrochenem Heckflügel flog er aus der Entscheidung.

Die Hoffnung auf ein gutes Abschneiden von Lokalmatador Ho-Pin Tung (China Racing) wurde nicht erfüllt. Nach einem Getriebewechsel hatte der Chinese zunächst vor, aus der Boxengasse zu starten (was die Energie der Formationsrunde gespart hätte), doch dort blieb er erstmal stehen. Später konnte er das Rennen doch noch aufnehmen, allerdings mit hoffnungslosem Rückstand. Weiter geht's mit der Formel E am 22. November in Putrajaya (Malaysia).

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