MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
GP2: Hungaroring

Heißes GP2-Rennen in der Puszta

Arthur Pic, Bruder von F1-Ersatzpilot Charles Pic, gewann das spannende Rennen auf dem Hungaroring, Rene Binder fiel nur beim Überrunden auf…

Wow! Was für ein Rennen! Der GP2-Lauf am Hungaroring gehörte zu den spektakulärsten der Geschichte. Nach einem Rennen voller Action, heißer Duelle und haarsträubenden Szenen holt sich am Ende Arthur Pic überraschend seinen Premierensieg in der höchsten Nachwuchsserie unterhalb der Formel 1. Der Campos-Pilot siegt durch die richtige Strategie vor Stefano Coletti (Racing Engineering) und Adrian Quaife-Hobbs (Rapax).

Den spektakulärsten Kampf lieferten sich die beiden Meisterschaftsführenden Jolyon Palmer (DAMS) und Felipe Nasr (Carlin), allerdings landeten die beiden am Ende nur auf den Rängen fünf und sieben. Dazwischen klassierte sich - ebenfalls überraschend - Daniel Abt im Hilmer, der trotz kaputtem Frontflügel Rang sechs nach Hause brachte. Überschattet wurde das Rennen von einem heftigen Unfall von Sergio Canamasas (Trident), der sich nach einer Kollision mit Nathanael Berthon (Lazarus) anscheinend verletzt hat.

Schon am Start begann das Rennen in Budapest turbulent: Tom Dillmann (Caterham) schob sich von Rang zwei an Polesitter Felipe Nasr vorbei, doch der Brasilianer konterte in Kurve 1 umgehend. Dillmann verlor eine Runde später in der gleichen Kurve auch noch Rang zwei an Palmer, der sich von Startplatz sechs sensationell nach vorne gearbeitet hatte. Der Brite heftete sich an die Fersen seines Meisterschaftsrivalen und zog mit Nasr zusammen vom Rest des Feldes weg.

Allerdings war der Vorsprung schon nach fünf Runden wieder Makulatur. Ausgerechnet Palmers Teamkollege Stephane Richelmi sorgte für einen Safety-Car-Einsatz, nachdem er mit Kimiya Sato (Campos) aneinandergeraten war. Während das Rennen für den Monegassen im Reifenstapel endete, konnte Sato zunächst noch weiterfahren. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand wusste: Mit dieser Aktion sicherte der Japaner seinem Campos-Teamkollegen Pic den Sieg.

Denn während die Führenden draußen blieben, reagierten die Piloten dahinter blitzschnell und kamen zu ihrem Pflichtreifenwechsel an die Box. Raffaele Marciello (Racing Engineering) war als 13. der Führende der Gruppe, die ihren Stopp zu diesem Zeitpunkt bereits absolviert hatte. Dahinter sortierten sich Arthur Pic, Rio Haryanto (Caterham), Daniel Abt und Stefano Coletti ein.

Binder nach Nasentausch eine Runde zurück

Beim Re-Start konnten Nasr und Palmer an der Spitze des Feldes erneut davonziehen - unter gütiger Mithilfe von Arden-Pilot Rene Binder. Der Österreicher war nach einem frühen Nasenwechsel bereits überrundet, hielt die Verfolger um Tom Dillmann allerdings hinter dem Führungsduo noch eine Weile auf, bevor er schließlich freiwillig Platz machte.

Und noch ein weiterer Pilot hatte zu diesem Zeitpunkt Nasenprobleme: Daniel Abt rieb sich mit leicht demoliertem Flügel in diversen Zweikämpfen auf, wurde dadurch aber immer weiter zurückgereicht.

Mega-Duell zwischen Palmer und Nasr

Indes heizte sich der Zweikampf zwischen Palmer und Nasr immer weiter auf. Die beiden Führenden in der Meisterschaft wollten dem anderen keinen Zentimeter Freiraum geben. In Runde 24 startete Palmer den ersten Angriff, den Nasr erst nach vier Kurven abwehren konnte.

Doch das heiße Duell brachte auch seine negativen Seiten mit sich: Eigentlich hätten beide Zeit herausfahren müssen, weil sie ihren Boxenstopp noch nicht abgeleistet hatten, doch durch ihre Rivalität verloren beide wertvolle Zeit.

Nasr fuhr als Erster in Runde 25 an die Box und bekam die Quittung: Der Brasilianer fuhr nur auf Rang 13 wieder heraus und lag damit sogar hinter Abt. Palmer folgte eine Runde später und kam knapp vor Nasr wieder auf die Strecke, doch erneut quetschte sich Nasr in einem beinharten Duell in Kurve 2 vorbei. Immer wieder forcierte Palmer harte Attacken auf den Carlin, doch der Zweikampf wurde durch einen anderen Zwischenfall abrupt unterbrochen.

Sorgen um Canamasas

Sergio Canamasas und Nathanael Berthon kamen sich auf der Geraden nach Kurve 1 zu nahe und berührten sich mit den Rädern. Es kam zu einem heftigen Unfall, bei dem Canamasas in die Leitplanke einschlug und erst einmal im Auto sitzenblieb. Der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als das Safety-Car erneut auf die Strecke zu schicken. Auch ein Krankenwagen wurde zum Unfallort bestellt, wo sich Ärzte um den verletzten Spanier kümmerten. Welche Blessuren der Spanier davongetragen hat, ist aktuell noch nicht bekannt.

Weil auch die Letzten die Safety-Car-Phase für ihren Stopp nutzten, zeigte sich nun das reale Gesamtbild. Unbemerkt war Arthur Pic in Führung gefahren, nachdem Raffaele Marciello eine Durchfahrtsstrafe absitzen musste, weil er zu schnell durch die Boxengasse gefahren war.

inter Pic lagen plötzlich Haryanto, Coletti und Quaife-Hobbs. Abt lag als Sechster hinter Takuya Izawa (ART) plötzlich gut platziert, doch hinter ihm lauerte bereits Palmer, der Nasr in der Staubwolke des Canamasas-Unfalls überholt hatte.

Nasr beschwerte sich zwar, dass der Brite ihn in Kurve 1 von der Strecke gedrängt hätte, doch er musste mit der Situation leben. Doch das Drama im Hauptrennen war noch nicht vorbei. Noch während der langen Safety-Car-Phase verlor plötzlich der zweitplatzierte Haryanto sein linkes Hinterrad und damit den Podestplatz, denn wäre das Safety-Car nicht wieder hereingekommen, hätte den Indonesier niemand mehr überholen können.

Doch als viele schon dachten, dass das Rennen neutralisiert zu Ende gehen würde, gab die Rennleitung das Rennen noch einmal für eine allerletzte Runde frei. Abt versuchte sich beim Re-Start mit Krallen und Klauen zu wehren, doch gegen den heranstürmenden Palmer war der Kemptener machtlos. Doch Felipe Nasr biss sich trotz wütender Attacken die Zähne am Hilmer aus und musste mit ansehen, wie Palmer plötzlich zwei Positionen vor ihm lag. Nasr fand keinen Weg mehr vorbei und wurde am Ende Siebter, Palmer Fünfter.

An der Spitze blieb Pic unter den wachsamen Augen von Bruder Charles cool und holte seinen ersten GP2-Sieg nach Hause. Hinter dem Franzosen fuhren Coletti und Quaife-Hobbs ebenfalls auf das Podium. Izawa beendete das Rennen auf Rang vier vor Palmer, Abt und Nasr. Platz acht und somit die Pole für das Sprintrennen am morgigen Sonntag (10:35 Uhr) sicherte sich Marciello. Stoffel Vandoorne (ART) und Nathanael Berthon, der nach der Berührung mit Canamasas weiterfahren konnte, rundeten die Top 10 ab. Der Schweizer Simon Trummer wurde 13., Binder mit einer Runde Rückstand 20.

In der Meisterschaft baute Jolyon Palmer (178 Punkte) seinen Vorsprung auf Felipe Nasr (139) aus. Neuer Dritter ist Stefano Coletti (114), nachdem Johnny Cecotto jun. (100) seinen Boliden vorzeitig abstellen musste. In seiner Box gestikulierte der Venezolaner energisch, dass ihn seine Trident-Crew anschieben sollte, doch als sie das nicht taten, warf er sein Lenkrad wütend aus dem Auto. Auch im Sprintrennen morgen hat Cecotto somit eine ungünstige Ausgangsposition, wenn Nasr hinter Marciello aus der ersten Startreihe ins Rennen geht.

Update: 20 Sekunden für Coletti und Marciello

Bittere Nachrichten für Racing Engineering. Gleich beide Piloten wurden im Anschluss an das Hauptrennen von den Stewards bestraft. Sowohl Stefano Coletti als auch Raffaele Marciello bekommen 20 Sekunden auf ihre Rennzeit addiert und fallen durch die engen Abstände nach der Safety-Car-Phase im Klassement weit nach hinten.

Für Coletti ist die Strafe besonders bitter. Der Monegasse fuhr auf Rang zwei und fällt durch die Entscheidung auf Rang 18 zurück. Die Stewards bestraften ein Manöver in der fünften Runde des Rennens, als Coletti Carlin-Pilot Julian Leal von der Strecke geschoben haben soll. Die beiden Piloten kollidierten, doch während es für Coletti weiter ging, schied Leal mit gebrochener Radaufhängung aus.

Auch Marciello trifft die Strafe ziemlich hart. Der Italiener soll ART-Pilot Stoffel Vandoorne während einer Safety-Car-Phase unerlaubterweise überholt haben. Durch die Bestrafung verliert der Ferrari-Junior den achten Platz und damit die Pole-Position für das morgige Sprintrennen (10:35 Uhr). Im Tagesklassement liegt Marciello damit hinter Teamkollege Coletti auf Rang 19.

Doch das Pech der Racing-Engineering-Piloten ist das Glück für viele andere: Adrian Quaife-Hobbs (2./Rapax) und Takuya Izawa (3./ART) rücken auf dem Podium einen Schritt nach oben. Der Japaner darf sich somit über seinen ersten Podestplatz in der GP2-Serie freuen. Dahinter profitieren auch Jolyon Palmer (4./DAMS), Daniel Abt (5./Hilmer), Stoffel Vandoorne (7./ART) und Nathanael Berthon (8./Lazarus).

Lazarus-Pilot auf Pole

Der Franzose, der für jenes kleine Lazarus-Team fährt, für das Rene Binder im Vorjahr fuhr, darf sich dabei über besonderes Glück freuen. Durch den achten Platz erbt er somit auch die Pole-Position für das Sprintrennen am Sonntag, die er schon in Hockenheim inne hatte.

Auch Tom Dillmann (9./Caterham) und Marco Sörensen (10./MP Motorsport) dürfen sich nun über Punktezuwachs freuen. Pech hat hingegen Felipe Nasr (Carlin): Zwar bekommt er für Rang sechs nun zwei Zähler mehr, allerdings verliert er nun die zwei Zähler der schnellsten Rennrunde, die an Tom Dillmann gehen. Die Extrapunkte bekommt nämlich nur der Schnellste aus den Top 10.


Ergebnis Hauptrennen
 1.  Arthur Pic           Campos           1:00:18.627
 2.  Adrian Quaife-Hobbs  Rapax                 +3.151
 3.  Takuya Izawa         ART                   +3.661
 4.  Jolyon Palmer        DAMS                  +3.828
 5.  Daniel Abt           Hilmer                +5.111
 6.  Felipe Nasr          Carlin                +5.190
 7.  Stoffel Vandoorne    ART                   +6.213
 8.  Nathaneal Berthon    Lazarus               +7.038
 9.  Tom Dillmann         Caterham              +7.605
10.  Marco Sorensen       MP                    +8.102
...
18.  Stefano Coletti      Racing Engineering     +22.787*
19.  Raffaele Marciello   Racing Engineering     +25.954*
20.  Rene Binder          Arden               +1 Runde
*=20s-Strafe

News aus anderen Motorline-Channels:

GP2: Hungaroring

Weitere Artikel:

Rallycross Melk: Vorschau

Rallycross: Saisonstart in Melk

Die Rallycross-Staatsmeisterschaft startet mit dem Rennen am 26. und 27. April in die neue Saison. Abermals wird das hochklassige Feld der FIA Zentraleuropa-Meisterschaft mit an der Startline stehen. Eine Premiere feiert die neue Klasse der Histo-RX.

GP von Saudi-Arabien: Freies Training

McLaren gibt Ton an - Crash von Tsunoda

Lando Norris sichert sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Dschidda, Max Verstappen landet auf P3, Yuki Tsunoda kurz vor Ende der Session in der Mauer

Vorschlag für mehr Spannung

Alle drei Reifen-Mischungen als Pflicht?

Die Diskussionen um den niedrigen Reifenverschleiß und die "Dirty Air" gehen weiter: George Russell hat eine Idee, Routinier Fernando Alonso winkt hingegen ab