WEC: Interview | 17.02.2015
Cox: Deutscher Ansatz verprellt Publikum
Nismos Marketingleiter Darren Cox wünscht sich für die Langstrecken-WM eine bessere TV-Präsenz und unterbreitet eigene Vorschläge.
Fotos: Werk
Was macht die Langstrecken-WM aus? Vielleicht die Mammutdistanzen, die im Vergleich zu vielen anderen Rennserien zurückgelegt werden, vielleicht der rege Verkehr, durch den sich die Prototypen beim Überrunden kämpfen müssen, vielleicht die Entwicklungsarbeit, die für Serienfahrzeuge relevanter ist als die der Formel 1? Nissan-Nismo-Marketingleiter Darren Cox erklärt, weswegen es seiner Marke ein Anliegen ist, bei Motorsportfans das Interesse an der WEC zu wecken.
Dabei ist für ihn klar, dass Nissan sein Profil bei den LMP1-Fahrzeugen schärfen muss: "Wenn du ein Bär sein willst, dann doch am liebsten ein Grizzly", sagt er gegenüber racer.com. "Ich denke, die Formel 1 ist zum Sterben verurteilt", meint Cox. Die Aufstiegswege eines jungen Rennfahrers in eben diese Formel bezeichnet er mit Blick auf die Fahrerfrage bei Toro Rosso als durch und durch kaputt: "Max Verstappen untermauert diese Sichtweise mit seinem Sprung vom Kart in die Formel 1."
Ausschlaggebend ist für Cox, dass in der WEC die Technologie richtungsweisend ist: "Ich weiß nicht viel über NASCAR. Sie versuchen sich gerade offensichtlich aus einer schwierigen Situation herauszuziehen, aber diese gibt es nicht für uns. Die Technologie ist dort einfach nicht vorhanden. Was soll daran innovativ sein?", fragt er mit Blick auf die weitgehend starren Regularien des US-amerikanischen Stock-Car-Formats, die kaum Entwicklung zulassen.
Cox stellt für Nissan klar, dass es für die Marke letztlich nur eine Wahl gab: "Le Mans ist das berühmteste Rennen der Welt. Jedoch ist es ein zweischneidiges Schwert: Es ist eine Chance, die aber nicht funktioniert." Da Verträge mit TV-Sendeanstalten und die PR-Arbeit nicht gut genug seien, verspiele die Langstrecken-WM ihre Chancen, für Automobilhersteller eine großartige Plattform zu bieten.
So hat Nissan dem Veranstalter ACO unterbreitet, wie man die Show auch bei den übrigen WEC-Läufen verbessern könnte. Nach den Vorstellungen des japanischen Konzerns sollte es am Samstag 20minütige Qualifyingrennen geben. So würden auch terrestrische TV-Stationen vor dem eigentlichen Start die Action übertragen. Was er meint: Nissan will die WEC wie die Formel 1 öffentlichkeitswirksam in den Vollprogrammen sehen, nicht nur in den Spartenkanälen.
Außerdem wünscht sich der 40jährige mehr Offenheit der Marken bezüglich ihrer Arbeit an den Fahrzeugen: "Die Zuschauer wollen keine Statisten sein, sie wollen mit einbezogen werden. Wenn man wie die deutschen Hersteller an Le Mans herangeht, verlieren wir das Publikum." Die Philosophie von Nissan sei dagegen eine andere. "Beim Spielen ist mir aufgefallen, dass Kinder ihre eigenen Autos bauen, und dazu gibt man ihnen Hilfestellung", sagt der zweifache Familienvater.
"Aber im wahren Leben gibt ihnen niemand die Informationen dazu. Niemand redet mit ihnen über Radstürze, über den Nachlauf von Rädern, über das Spiel mit der Bodenfreiheit, Reifendrücke oder sonst etwas. Das müssen wir ändern, sonst verlieren wir die nächste Generation Motorsportfans", plädiert er für mehr Offenheit bei technischen Themen.