
Motorsport: News | 22.02.2016
Bisher knappstes Daytona-500-Finish
Sehr enger Zieleinlauf beim NASCAR-Saisonhighlight: Am Ende trennten die beiden Erstplatzierten lediglich elf Tausendstel Sekunden.
Screenshot © NASCAR/Fox
Denny Hamlin (#11) hat mit dem knappsten Zieleinlauf in der Geschichte des US-amerikanischen Klassikers die 68. Ausgabe des 500-Meilen-Rennens von Daytona gewonnen. In einem spektakulären Schlussspurt setzte er sich um elf Tausendstel Sekunden gegen Martin Truex junior durch. Kurz verlor Matt Kenseth, der die letzten 40 Runden des Rennens angeführt hatte, bei einem Blockierversuch die Führung und fiel noch bis auf Rang 14 zurück. Es war der erste Daytona-500-Sieg für ein Auto mit Toyota-Motor und dank Kyle Busch auf Rang drei gleich ein Dreifachsieg.
"Das war heute ein echter Teamsieg", jubelte Hamlin, für den es ebenfalls der erste Sieg beim wichtigsten Sprint-Cup-Rennen des Jahres war. "Ich weiß nicht, wo das herkam, und auch nicht, was passiert ist. Es kam einfach alles zusammen. Ich bin angeschoben worden; das wäre alles nicht möglich gewesen, wenn die Toyotas nicht zusammengearbeitet hätten." Gegen die Camry-Silhouetten war an diesem Tag kein Kraut gewachsen, insgesamt führten sie 180 der 200 Runden an, 95 davon lag der spätere Sieger vorne.
Das Rennen umfasste nur sechs Cautions, die allerdings über 31 Runden gingen – die letzte davon endete zwölf Runden vor Schluss. Hamlin sah schon während des Rennens sehr stark aus, führte auch die meisten Runden, schien sich aber beim letzten Stopp verpokert zu haben; seine Wahl vier frischer Reifen zahlte sich dann aber in der letzten Runde aus, als er den führenden Kenseth über die Außenbahn attackieren konnte, was schließlich den Sieg brachte.
Der erste der insgesamt 15 verschiedenen Führenden war Polesitter Chase Elliott, doch für den Rookie sollte es kein erfolgreiches Debüt werden. Schon in der 19. Runde war für ihn das Rennen gelaufen, als er die Kontrolle ausgangs Kurve vier verlor. An dieser Stelle sollte es noch eine ganze Reihe von Fahrern erwischen. Pech für den Nachfolger von Jeff Gordon: Er schlug zwar nicht in der Mauer ein, beschädigte sich seine #24 aber, als er vom Asphalt aufs Gras kreiselte. Er verlor insgesamt 40 Runden und wurde bloß 37.
Zur Freude seiner Fans ging Dale Earnhardt junior schon in der vierten Runde in Führung, aber auch für ihn sollte es nicht besser ausgehen: Wie Elliott erwischte es in Runde 169 auch den zweifachen 500-Sieger ausgangs Kurve vier. "Das hat mich wirklich komplett überrascht", so der 41jährige, der schon zuvor zurückgefallen war. "Wir sind gerade wieder nach vorne gekommen und aggressiv geworden, als es geschehen ist." Earnhardt wurde nach der obligatorischen medizinischen Untersuchung gleich wieder aus dem Streckenhospital entlassen.
Hamlin setzte sich zum ersten Mal nach den ersten Boxenstopps an die Spitze, die infolge des Elliott-Unfalls unter gelb abgehalten wurden. Schon hier zeigte sich, wie stark sein Auto von Joe Gibbs Racing funktionierte: Zwischen der ersten und der zweiten Gelbphase konnte Hamlin nicht angetastet werden. Erst als Brian Vickers ebenfalls ausgangs Kurve vier die Kontrolle verlor und in der Folge um ein Haar von Michael Waltrip torpediert worden wäre, war die erste Hamlin-Führung vorbei.
Nach den zweiten Boxenstopps ging Jimmie Johnson in Führung, danach konnte er sich der Toyota-Armada für 19 Runden erwehren. Der sechsfache Champion versuchte, die obere Rennlinie zu halten, doch diese funktionierte den ganzen Tag über nicht – als die "Türe" innen aufging, übernahm Kyle Busch die Führung, während Johnson auf einen Schlag zwölf Plätze verlor. Der zweifache Sieger des Daytona 500 fiel später noch weiter zurück und wurde nur 16.
Als es in Runde 95 nach einer Kollision zwischen Chris Buescher und Matt DiBenedetto zur dritten Gelbphase kam, ging wieder Denny Hamlin in Führung und sollte diese auch über die nächste Neutralisation hinweg halten. Diese wurde nach einem Reifenschaden von Greg Biffle wegen Trümmerteilen ausgelöst. Meist lagen mehrere Toyotas vorn, die Pace wurde dabei vor allem von den Fahrzeugen von Joe Gibbs Racing sowie von Martin Truex junior diktiert. In der Regel gab es jedoch das für "Restrictor Plate"-Rennen übliche Pulk mit etwa 20 Autos innerhalb einer Sekunde.
Nach vielen Boxenstopps unter Gelb lief der letzte Routineservice unter Grün ab. Nun hieß es abwägen: Zwei oder vier Reifen? Hamlin entschied sich für vier, der Großteil der Konkurrenz nahm jedoch nur zwei. Großer Sieger dieser Runde war Matt Kenseth, der nun die Führung übernahm. Hamlin fiel bis auf die siebente Position zurück. Kenseth schien an der Spitze sicher zu sein, selbst zwei weitere Gelbphasen konnten ihn nicht von dort verdrängen.
Eine davon wurde durch Earnhardt ausgelöst, die andere durch eine Kollision zwischen Greg Biffle und Danica Patrick. Ein letzter Sprint über zwölf Runden sollte das Rennen entscheiden – mit Kenseth an der Spitze gefolgt von Truex und Joey Logano. Zunächst sah es so aus, als könne Kenseth das Rennen von der Spitze aus kontrollieren, doch das Pulk hatte sich seine Attacke bis zum letzten Moment aufgehoben.
Auf der Gegengerade wurde Hamlin von hinten angeschoben, was ihm erlaubte, auf der Außenbahn reichlich Schwung aufzubauen, um in Kurve drei und vier Kenseth außen herum attackieren zu können. Dieser entschied sich, den Versuch zu blockieren, doch das Timing passte nicht. Hamlin wechselte in die Mitte der Strecke, während Kenseth am Ausgang der berüchtigten Kurve vier ins Schlingern geriet. "Ich habe gesehen, dass Denny einen Lauf hatte und wollte ihn blockieren", sagte Kenseth. "Ich habe es nicht geschafft und bin gerutscht – das war's." 13 weitere Fahrzeuge zogen noch an ihm vorbei.
Ganz unten schien nun Truex junior als lachender Dritter aus dem Chaos herauszugehen. Die beiden Camrys berührten sich beim Spurt zur Ziellinie mehrfach, und Hamlin gelang es Meter um Meter, den Rückstand aufzuholen. Auf den allerletzten Drücker ging er vorbei und holte sich den knappen Sieg. "Bestimmt hatte ich die Führung bis wenige Meter vor dem Ziel", konnte es Truex junior kaum fassen, "vielleicht hätte ich ihn mehr blocken müssen."
Mit dem Sieg hat sich Denny Hamlin automatisch für die Chase am Ende der Saison qualiiziert. Hinter ihm und Truex komplettierte Kyle Busch den Triumph für Toyota. Kevin Harvick brachte den besten Chevrolet auf Rang vier. Besondere Erwähnung verdient Carl Edwards als Fünfter, der zwischenzeitlich eine Runde Rückstand hatte, nachdem er beim Unfall von Vickers eine Vollbremsung hinlegen musste und von Trevor Bayne in die Mauer geschoben wurde. Er konnte die Runde dank der Gelbphasen wieder aufholen und kämpfte sich zurück nach vorne – wohl ein weiteres Beispiel für die Überlegenheit der Joe-Gibbs-Autos an diesem Tag.
Joey Logano rettete mit Rang sechs an einem ansonsten rabenschwarzen Tag die Ehre von Ford – nur eine weitere Fusion-Silhouette schaffte es unter die besten 15. Das untere Ende der Top 10 war fest in Chevrolet-Hand und wurde von Kyle Larson, Regan Smith, Austin Dillon und Kurt Busch komplettiert. Auch Smith musste erst wieder nach vorne fahren, nachdem er zu Beginn des Rennens in Folge des Drehers von Elliott ebenfalls eine Pirouette eingelegt hatte.