
Motorrad-WM: News | 09.01.2016
Dorna will Strafpunkte überarbeiten
Die Strafpunkte gegen Valentino Rossi könnten ihn auch noch 2016 teuer zu stehen kommen; FIM und Dorna wollen nach Lösungen suchen.
Fotos: Yamaha Racing
Selten hat im Motorsport eine Strafe so viele Gemüter erhitzt wie diejenige gegen Valentino Rossi nach dem Grand Prix von Malaysia 2015: Der Zwischenfall von Sepang und seine Folgen werden noch lange diskutiert werden. Zwar hat Valentino Rossi nicht zuletzt aufgrund der Strafpunkte, die nach seiner Kollision mit Marc Márquez gegen ihn verhängt wurden, bereits den MotoGP-Titel 2015 verloren, doch die Aktion könnte weitere Folgen haben: Sollte Rossi auch 2016 um die WM kämpfen, drohen ihm in den entscheidenden Rennen erneut Strafversetzungen.
Denn derzeit steht das Strafpunktekonto des neunmaligen Weltmeisters bei vier Punkten: Einen bekam er beim Grand Prix von San Marino 2015 in Misano für ein Vergehen im Training. Dieser Punkt wird erst ein Jahr später, am 12. September 2016, gestrichen werden. Dann wird Rossi für drei Rennen (Aragonien, Motegi und Phillip Island) wieder bei drei Punkten halten – jene drei Strafpunkte, die er für den Aussetzter in Sepang erhalten hat. Sollte er sich während dieser drei Rennen auch nur einen einzigen weiteren Strafpunkt zu Schulden kommen lassen, müsste er wieder von ganz hinten starten.
Auch die FIM hat dieses Problem erkannt. Präsident Vito Ippolito verspricht bei GPOne, dass der Motorradweltverband sich dieser Angelegenheit beim nächsten Treffen widmen wird. "Das System ist doch unfair", führt er aus, "wenn Rossi zu Beginn der Saison einen weiteren Strafpunkt erhält, wird quasi nichts passieren, aber wenn er den Punkt nach Misano erhält, müsste er wieder von ganz hinten starten. Dieses ganze System generiert einen Teufelskreis."
Die wahrscheinlichste Lösung ist, dass die Strafversetzungen künftig nur einmal gelten. Das heißt also, dass Rossi, nachdem er seine Strafe bereits beim Grand Prix von Valencia 2015 abgesessen hat, nicht wieder ans Ende der Startaufstellung versetzt werden kann, solange er Punkte auf dem Strafkonto hat. Die nächste Strafe würde ihm dann erst bei acht Punkten drohen, die sogar einen Start aus der Boxengasse nach sich ziehen würden.
Dies ist laut GPOne die von der Dorna bevorzugte Lösung; allerdings bietet auch diese Herangehensweise ein Schlupfloch: So könnte sich Rossi theoretisch dann mit voller Absicht einen Strafpunkt abholen, bevor seine drei Punkte aus Malaysia ablaufen. So könnte er ein weiteres knappes Jahr einer Strafversetzung entgehen, da sein Kontostand nie den Nullwert erreichen würde.
Eine Reform des Systems wird nicht nur deshalb schwierig. Dorna, FIM und IRTA haben jeweils unterschiedliche Vorstellungen, wie sie aussehen könnte. Ippolito steht viel Arbeit bevor. Deshalb würde er am liebsten das gesamte Strafpunktesystem auf den Prüfstand stellen. Ginge es nach ihm, soll die Rennleitung künftig nur noch kleinere Vergehen wie Frühstarts, das Ignorieren von blauen Flaggen oder zu schnelles Fahren in der Boxengasse ahnden. Schwerere Verstöße würden dann von einem permanenten Expertengremium sanktioniert werden.