
WEC: Shanghai | 05.11.2017
Lietz fehlen nur noch zwei Punkte
Richard Lietz und sein Partner Frederic Makowieki belegten in der GTEPro Platz zwei - in der WM fehlen nur noch zwei Zähler...
Das Titelrennen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) bleibt spannend bis zum Schluss: Beim 6-Stunden-Rennen auf dem Shanghai International Circuit sicherten sich Richard Lietz und Frederic Makowiecki am Sonntag im Porsche 911 RSR nach einer sehenswerten Aufholjagd den zweiten Platz in der Klasse GTE-Pro. Mit dem insgesamt achten WEC-Podium für den 510 PS starken Rennwagen aus Weissach in dieser Saison verkürzten sie vor dem Finalrennen am 18. November in Bahrain ihren Rückstand in der GT-Fahrer-WM auf nur noch zwei Punkte. Für ihre Teamkollegen Michael Christensen und Kevin Estre war das Rennen auf dem 5,541 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs vor den Toren der chinesischen Wirtschaftsmetropole dagegen vorzeitig zu Ende: Nachdem sie fast das gesamte erste Renndrittel über geführt hatten, mussten sie ihren 911 RSR nach 2:15 Stunden wegen eines Motorschadens abstellen.
Im Porsche 911 RSR mit der Startnummer 91 waren Richard Lietz und Frederic Makowiecki in der spannenden Schlussphase des Rennens ganz nah dran am ersten Weltmeisterschaftssieg. Nach einem schwierigen Qualifying nur vom siebten Startplatz ins Rennen gegangen, kämpften sie sich mit konstant schnellen Rundenzeiten immer weiter nach vorne.
Nach etwas über einer Stunde lagen sie bereits auf dem dritten Platz, und kurz nachdem ihre in Führung liegenden Teamkollegen ausgeschieden waren, setzte sich Frederic Makowiecki an die Spitze. Fast eine Stunde behauptete der Franzose seine Position, bevor er sie nach einem Boxenstopp abgeben musste. Rund eineinhalb Stunden vor dem Ziel übernahm Richard Lietz den 911 RSR, holte sich erst den dritten Platz und setzte sich kurz darauf mit einem spektakulär guten Überholmanöver an die zweite Stelle.
Die Schlussphase war dann nichts für schwache Nerven. Über viele Runden lieferte sich der Österreicher einen packenden Zweikampf mit dem führenden Ford, klebte zeitweise quasi am Heck des Spitzenreiters. 35 Minuten vor dem Ziel ereignete sich dann der vermeintlich rennentscheidende Zwischenfall: Ein Toyota-Prototyp krachte ihm in der ersten Kurve in die rechte Seite. Dadurch verlor Richard Lietz mehr als 15 Sekunden und letztlich den Anschluss an den Führenden. Mit seinem sichtlich lädierten 911 RSR behauptete er schließlich noch den zweiten Platz. Im Ziel fehlten nur elf Sekunden zum Sieg.
Im ersten Renndrittel überzeugten Kevin Estre und Michael Christensen mit einer starken Leistung. Als Zweiter des GT-Qualifyings aus der ersten Startreihe losgefahren, benötigte Kevin Estre im 911 RSR mit der Startnummer 92 nur drei Runden, um in Führung zu gehen. Den Platz an der Spitze sicherte er sich in einem sehenswerten Duell mit Aston-Martin-Pilot Nicki Thiim, seinem ehemaligen Teamkollegen im Porsche-Supercup.
Auch Michael Christensen blieb in seinem Stint bis zum zweiten Boxenstopp souverän vorne und übergab den 911 RSR, das zu dieser Zeit schnellste Auto im GT-Feld, als Spitzenreiter wieder an Kevin Estre. Es war ihr letzter Fahrerwechsel auf dem Shanghai International Circuit: Nach 2:15 Stunden wurde der Franzose plötzlich langsam und musste sein Auto kurz darauf am Ende der Start-Ziel-Geraden ohne Vortrieb abstellen.
Eine starke Performance zeigten die Porsche-Kundenteams in der Klasse GTE-Am. Gulf Racing belegte mit Ben Barker, Nick Foster und Khaled Al Qubaisi den zweiten Platz. Dempsey Proton Racing wahrte als Dritter mit Porsche Young Professional Matteo Cairoli, Christian Ried und Marvin Dienst seine Titelchance in der Fahrer- und Teamwertung der FIA Endurance Trophy.
Stimmen zum Rennen
Frank-Steffen Walliser, Leiter Motorsport und GT-Fahrzeuge: "Der Kampf um die Weltmeisterschaft bleibt spannend. Heute konnten wir unseren knappen Rückstand bis auf zwei Punkte verkürzen. In Bahrain klappt es dann hoffentlich endlich mit dem längst überfälligen ersten WM-Sieg unseres neuen 911 RSR. In der Klasse GTE-Pro war es heute noch enger als sonst. Schade, dass uns der Zwischenfall mit dem Toyota die entscheidenden Sekunden gekostet hat, um noch knapper dran zu sein und vielleicht sogar zu gewinnen. Auch in der GTE-Am ist das Titelrennen weiter offen."
Stimmen Startnummer 91
Richard Lietz: "Das war ein spannendes Rennen. Es tut mir leid für Michael und Kevin, die waren wirklich sehr stark unterwegs. Doch auch unser 911 RSR hat gut funktioniert. Fred ist einen fantastischen Doppelstint gefahren, und zum Schluss wurde es mit dem führenden Ford noch einmal richtig eng. Der Zwischenfall mit dem Toyota hat uns viel Zeit gekostet, und unser Auto war danach schon ziemlich ramponiert. Das Lenkrad stand schief und ich spürte starke Vibrationen. Ich bin glücklich, dass ich den zweiten Platz ins Ziel retten konnte. Damit sind wir in der Weltmeisterschaft weiter voll dabei."
Frederic Makowiecki: "Natürlich hätten wir lieber gewonnen. Wir waren auch bis zum Schluss sehr nah dran. Doch mit diesem zweiten Platz haben wir unsere Chancen auf den Gewinn der Weltmeisterschaft noch einmal verbessert, deshalb können wir zufrieden sein. Was mir nicht gefallen hat, war wie respektlos die Fahrer der LMP1 und LMP2 unterwegs waren. Wir sind heute nicht nur einmal unnötig berührt worden. Aber das Wichtigste ist: Das Saisonfinale in Bahrain wird jetzt noch mal richtig spannend."