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Österreich-Power für DTM: AVL sorgt für BoP! Schwierige Aufgabe: Die DTM muss die GT3-Fahrzeugkonzepte ausbalancieren
ITR

Bergers Überraschungscoup: Formel-1-Dienstleiter AVL sorgt für DTM-BoP!

Wie es dazu kam, dass die AVL-Simulationsexperten die GT3-Balance-of-Performance für die DTM liefern und welche Risiken der Deal für Gerhard Bergers Landsleute birgt

Wer sorgt im ersten GT3-Jahr in der DTM für die Balance of Performance? Eine Frage, die in der Szene für viel Rätselraten sorgt: Ursprünglich hatte es geheißen, die DTM-Dachorganisation ITR würde sich selbst um die BoP kümmern, doch man verfügt weder über die Mittel noch über irgendwelche Erfahrungswerte in diesem Bereich.

Daher hat laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' nun der österreichische Motorsport-Dienstleiter AVL den Zuschlag erhalten. Ein spektakulärer und überraschender Coup, denn das Grazer Unternehmen war bislang eher dafür bekannt, Simulationslösungen, Prüfstandtechnik und Antriebs-Know-how für Formel-1-Teams zu liefern.

Es handelt sich um eine richtungsweisende Entscheidung. "Die BoP ist das Schlüsselelement", sagt AMG-Kundensport-Koordinator Thomas Jäger. "Wenn man das nicht hinkriegt, ist die Plattform ruck-zuck kaputt."

Wie kam es zu AVL-Deal? Bergers Technikchef als Schlüssel

In der DTM-Trophy wird weiterhin die Firma JS-PE (Joe Schmidtler Performance Engineering) von Ex-Audi- und BMW-Ingenieur Joe Schmidtler für die BoP zuständig sein, die auch an der TCR-Einstufung mit Schwerpunkttests beteiligt ist. Ob der kleine, in Rötz ansässige Ingenieursdienstleister in den Bereichen Fahrzeugtechnik und Motorsport auch bei der GT3-BoP der DTM eine Rolle spielen wird, ist ungewiss.

Doch wie kam es dazu, dass ausgerechnet die in Sachen BoP kaum erfahrene AVL im ersten GT3-Jahr der DTM die verantwortungsvolle Aufgabe übernimmt, die unterschiedlichen Fahrzeugkonzepte aufeinander abzustimmen?

Das ist auf das österreichische Netzwerk von DTM-Boss Gerhard Berger zurückzuführen: Ende 2020 übernahm der Grazer Michael Resl die ITR-Technikverantwortung von Gordian von Schöning, der zu HWA gewechselt war.

Bergers 51-jähriger Landsmann hatte davor nicht nur beim Ex-Formel-1-Motorenhersteller Cosworth gearbeitet, sondern auch bei der AVL von 2012 bis 2020 den Motorsportbereich geleitet. Und war zuletzt bei der ITR neben der Entwicklung des Elektrokonzepts auch dafür zuständig, einen kompetenten BoP-Partner zu finden. Die Verbindung ist also naheliegend.

BoP: Warum die DTM nicht bei der SRO einkauft

Abgesehen davon gibt es am Markt nur wenige Anbieter: Neben Schmidtler, der für die DTM-Trophy zuständig ist, sorgt beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife Ex-Toyota-Ingenieur Norbert Kreyer für die Einstufung - allerdings mithilfe der Daten von Stephane Ratels SRO. Auch das GT-Masters setzt auf Ratels Know-how.

Auch die US-amerikanischen IMSA-Serie bietet eine GT3-BoP an, aber die SRO ist diesbezüglich die Referenz im GT3-Bereich, denn niemand verfügt über so viele Daten wie GT3-Erfinder Ratels Organisation.

Theoretisch könnte die DTM ebenfalls eine BoP bei Ratel einkaufen, doch das Verhältnis zwischen Berger und dem Franzosen ist seit dem DTM-Trophy-Konflikt - die ITR setzt ohne SRO-Lizenz auf GT4-Boliden, obwohl die Rechte für eine GT4-Serie bei Ratel liegen - angespannt. Außerdem basieren die SRO-Daten auf Pirelli-Reifen, wie sie auch im GT-Masters eingesetzt werden, während die ITR mit Hankook weitermachen will.

AVL stellt sich enormer Herausforderung

Aber warum stellt sich die AVL ohne große Erfahrungswerte der Herausforderung, für die DTM eine Balance of Performance zu erstellen? Für das Hightech-Unternehmen könnte die Traditionsserie eine Möglichkeit sein, das Geschäftsfeld zu erweitern und sich mit einer gelungenen BoP in einer medial präsenten Rennserie zu einem Player in diesem Bereich zu mausern.

Dennoch birgt die Aufgabe Risiken: Denn gerade durch die mediale Präsenz der DTM werden die Hersteller alles versuchen, um die BoP zum eigenen Vorteil zu nutzen. Und gerade wenn man wie die AVL kaum Erfahrungswerte in diesem Bereich hat, könnte man so schnell zum Buhmann werden.

Denn eines ist klar: Der Verlierer wird selbst bei einer fairen Einstufung das Thema BoP nutzen, um medial Druck auszuüben und damit die eigene Ausgangssituation zu verbessern.

Motorsport-Total.com

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