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Wenn das schwarze Gold durch die Grüne Hölle geht

Der 25,378 Kilometer lange Rundkurs in der Eifel, die längste permanente Rennstrecke der Welt, stellt nicht nur an die Fahrer und Teams enorme Herausforderungen. Im Fokus stehen dabei vor allem die Reifen, insbesondere beim 24h-Rennen durch die „Grüne Hölle“.

Bernhard Schoke

Dem „schwarzen Gold der Rennfahrer“ kommt dabei gleich aus einer Vielzahl von Gründen ganz besondere Bedeutung zu. Zum einen beruht dies auf der besonderen Strecken-Charakteristik. 73 Kurven und Kurven-Kombinationen – je nach Zählweise auf mehr – fordern die Reifen ganz besonders. Unterschiedliche Radien, enge Kurven und sehr hohe Geschwindigkeiten wechseln permanent. Hinzu kommt der Asphalt auf der Strecke. Er besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Stücken mit verschiedener Griffigkeit. Dazu kommen die Randsteine, Curbs, die die Strecke eigentlich begrenzen sollen, aber dennoch „gern“, nämlich auf der bekannten „letzten Rille“ von den Piloten überfahren werden.
Dann gibt es noch – in Stichworten: Das Reglement, das Eifelwetter, die Anforderungen der jeweiligen Renner, deren Fahrwerkseinstellungen, die Wünsche und Vorstellungen der Fahrer. Kurz gesagt: Herausforderung pur für die beteiligten Reifenhersteller.

Goodyear hatte in diesem Jahr einen großen Auftritt bei der 49. Ausgabe des Langstreckenklassikers. Zwei Streckenabschnitte wurden getauft: Die bisherige Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke heißt jetzt Goodyear-Spange und die bisherige Dunlop-Kehre (die Marke gehört zum Konzern) wird zur Goodyear-Kehre. Hinzu kommen ein Zeitenturm und die attraktive Lounge als Eventlocation am Ende der Boxengasse mit breitem Rundum-Blick. Außerdem war der Goodyear-Zeppelin – länger als ein Airbus A380 – markanter Eye-Catcher für die täglichen 10.000 Zuschauer entlang des Grand Prix Kurses. Aber nicht nur dass: Das Luftschiff ist eine fliegende Event-Location. Bestens geeignet für Hintergrundgespräche mit den jeweiligen Entwicklern über Reifen, Technologie, Performance und mehr.

„Die Nordschleife kann man nicht simulieren“, so fasste Alexander Kühn dort in einem Satz die Herausforderungen zusammen. Als Car Motorsport Product & Operation Manager EMEA betreut er mit seiner Mannschaft, beim 24h-Rennen waren rund 40 Kollegen in der Eifel dabei, auch die Rennteams in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) und beim 24h-Rennen und fügte an. „Hier zählt deshalb jeder Test- und Einsatzkilometer vor Ort und vor allem die gute Betreuung und Beratung unserer Teams.“

Und sein Kollege Bernd Seehafer, als zuständiger Reifen-Entwickler ergänzte: „Hinzu kommt beim 24h-Rennen auf der Nordschleife auch noch das Reglement.“ Dies definiert die Eckdaten für die Reifen sowohl für die Top-Fahrzeuge er SP9 wie auch für die weiteren ausgeschriebenen Rennklassen. Wir bereiten deshalb Reifen und trockene wie richtige nasse Strecke sowie für Mischbedingungen vor. Und dies beispielsweise je nach dem jeweiligen Reglement mit unterschiedlichen Laufflächen-Mischungen für die unterschiedlichen Anforderungen wie Außen- und Asphalt-Temperaturen, dem Antriebskonzept des jeweiligen Fahrzeug-Herstellers unterschiedliche Versionen für die Vorder- und Hinterachse.

Kurz gesagt: Eine Wissenschaft für sich, die Know how verschiedener Teil-Disziplinen vereint und die intensive Zusammenarbeit aller Spezialisten erfordert, um die Fahrer optimal zu betreuen.

Gleich 26 Fahrzeuge quer durch die vielen Klassen vertrauten auf diesen Service. So in der „großen“ GT3-Klasse (SP9) die beiden Ferrari 488 GT3 von Octane 126 (Startnummer #26) und Hella Pagid – racing one (#14) ebenso auf Goodyear, wie ein Audi R8 LMS unter der Bewerbung von Lionspeed by Car Collection Motorsport (#12).

Während der racing one-Ferrari #14 und der Lionspeed-Audi #12 im Kampf um die Spitze der Pro-AM-Wertung mitmischten, orientierte sich Octane 126 noch weiter nach vorne: Bereits im vergangenen Jahr gelang dem Team beim Qualifying der Sprung in die erste Startreihe, und beim diesjährigen 24h-Qualirennen führte der Ferrari 488 aus der Schweiz nach dem Start sogar das Feld an. „Bei trockener Strecke sind wir auch in diesem Jahr konkurrenzfähig, das haben wir bereits gesehen – die Reifen von Goodyear funktionieren dann sehr gut“, sagte Fahrer Luca Ludwig. „Auch bei schwierigen Mischbedingungen hat der Goodyear-Reifen bereits gezeigt, was er kann: Im vergangenen Jahr standen wir bei diesen Bedingungen nach dem Qualifying beim 24h-Rennen in Startreihe eins.“

Die große Unbekannte ist immer – wie so oft auf der Nordschleife – und auch diesmal das Wetter. „Was wir nicht wissen ist, was im Regen passieren wird“, fasst Luca Ludwig zusammen, „deshalb wissen wir ehrlich gesagt noch nicht genau, wo wir stehen. Bei den Vorbereitungsrennen im Rahmen der NLS hätten wir uns auch mal Regen gewünscht, dann könnten wir es besser einschätzen.“ Ganz ähnlich sieht das Alexander Kühn: „Uns fehlt – wie vielen anderen auch – in diesem Jahr ein wenig die Testzeit. Nach dem späten 24h-Rennen im vergangenen Jahr gab es keine weiteren NLS-Läufe, und in diesem Jahr fiel der erste NLS-Lauf der Witterung zum Opfer: So bleiben nur die Erkenntnisse aus zwei Rennen und dem 24h-Qualirennen, die alle bei trockenen Bedingungen stattfanden. Wir sind optimistisch, aber nicht euphorisch – das würde auf dieser unberechenbaren Strecke gewiss auch sofort bestraft.“

Auch in anderen Klassen ist Goodyear Partner der eines erfolgreichsten Teams. Zu den stark besetzten Kategorien gehört etwa das Feld der GT4-Fahrzeuge. Mit dem Mercedes-AMG GT4 von Schnitzelalm Racing stattet Goodyear hier einen der Topfavoriten aus, der seine Ambitionen zudem beim 24h-Qualirennen mit der schnellsten GT4-Runde aller Zeiten angemeldet hatte.

„Auf diesen Rekord haben wir bewusst Jagd gemacht und in intensiven Tests am optimalen Setup gearbeitet“, freute sich Teamchef Thomas Angerer über die Rekordmarke. Einer der Erfolgsfaktoren dabei waren die Reifen: „Mit der Performance der Goodyear-Reifen sind wir sehr zufrieden – insbesondere, weil dahinter enorm viel Arbeit steckt“, sagt der Teamchef. „Wir haben gemeinsam mit den Goodyear-Ingenieuren bei Null angefangen, während der NLS-Saison und bei mehreren Testtagen intensive Entwicklungsarbeit betrieben, bis wir an diesem Punkt waren. Nun sind wir auf Augenhöhe mit den Konkurrenten und fühlen uns gut vorbereitet auf das 24h-Rennen. Es wird unglaublich spannend“, prophezeite Angerer. „Wir treten als enthusiastisches Privatteam gegen eine Reihe hochkarätiger Mannschaften an, bei denen Automobilhersteller im Hintergrund stehen. BMW, Porsche, Toyota, Alpine, Aston Martin – die Klasse hat eine tolle Markenvielfalt und könnte neben dem Kampf in der GT3-Kategorie eine der spannendsten Entscheidungen des Wochenendes bringen. Wir stehen mit unserem Mercedes-AMG GT4 aber gut aussortiert da und freuen uns auf diesen spannenden Vergleich.“

Für Spannung sorgte dann – wie ebenfalls prophezeit – mal wieder das Wetter. Kurz nach dem Start öffnete Petrus die Schleusen. Es goss in Strömen. Nach den vorherigen Temperaturen um die 20 Grad kam es dann wie es kommen musste: Nebel-Bildung, immer dichter werdend, solange bis die Streckenposten einander nicht mehr sehen konnten und der Rennleiter dann um 21.30 Uhr mit der roten Flagge das Rennen unterbrechen mußte. Erst am Sonntagmittag – als der Nebel sich langsam lichtete – konnte das Rennen noch einmal für 3,5 Stunden aufgenommen werden.

Demzufolge waren dann auch hier die Möglichkeiten in Echtzeit – während des Rennens für die Weiterentwicklung wichtige Daten zu sammeln ausgesprochen eingeschränkt. Bei den Boxenstopps werden nämlich direkt die Temperaturen der Laufflächen der Reifen und die Luftdrücke gemessen, um checken zu können, ob die maximale Performance der Reifen erreicht worden ist. Hinzu kommen weitere Sicht-Prüfungen, beispielsweise der Reifenflanke im Hinblick auf Beschädigungen durch Curbs oder scharfe Kohlefaserteile, die auf der Strecke liegend, von den Reifen quasi aufgesammelt werden.

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