MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Immer mehr Profis im Online-Gaming
byronton / Pixabay

Schon lange mehr als nur ein Hobby

Online-Games sind unaufhaltsam. Was einst als Nische für junge Männer und Computer-Nerds galt, ist längst zum Mainstream geworden. Rund 34,4 Millionen Deutsche zocken mittlerweile in ihrer Freizeit Spiele aller Art, wobei die Altersgruppe 50 plus inzwischen zur größten geworden ist.

Der Siegeszug von Videospielen aller Art begann in den 90er Jahren, als das Internet immer schneller wurde. Während Mitte der 80er Jahre Nintendo mit seiner ersten Spielekonsole und den kunterbunten, fröhlichen Super Mario-Spielen die Games-Landschaft verändert hatte, kamen jetzt immer mehr PC-Spiele dazu. 2003 wurde Steam als digitaler Laden eröffnet, so dass Zocker jetzt neue Games online kaufen und erstmals auch im Internet rezensieren konnten. Im Folgejahr kam mit „World of Warcraft“ das erste MMO (Massively Multiplayer Online) Game auf den Markt, das die Marke von 10 Millionen aktiven Abonnenten knacken konnte.

Neben den bisher führenden PCs und Konsolen kam ab 2007 eine weitere populäre Plattform hinzu: das Handy. Mit der wachsenden Vielzahl an mobilen und stationären Gaming-Plattformen nahm die Zahl der weltweiten Zocker kräftig zu. Allein 2015 gab es international schon rund 1,5 Milliarden Online-Gamer.

Auch die Art der Spiele wurde immer vielfältiger. Neben Klassikern wie Casinospielen, Sportwetten, „Super Mario“ und „Solitaire“ eroberten neue Spiele wie das Open-World-Game „Minecraft“, das seit seiner Einführung im Jahr 2009 mit 176 Millionen verkauften Exemplaren zum meistverkauften Game aller Zeiten geworden ist, die Spielerherzen.

Die größte Veränderung erlebte die Branche durch die Umwandlung vom reinen Freizeitspaß zum halbprofessionellen und professionellen Erlebnis. Esports sind zum Massenphänomen geworden, wobei Deutschland an erster Stelle in Europa steht.

Traditionelle Sportarten, die in der virtuellen Welt ein weiteres Standbein gefunden haben, tragen kräftig zum Zuwachs bei. Sogar virtuelle Meisterschaften werden im Esport immer häufiger. Mit am altehrwürdigsten ist dabei der FIFA eCup, der auf der Playstation und der Xbox ausgetragen wird. 2019 wurde der damalige Werder-Bremen-Profi Mohammed „MoAuba“ Harkous in London zum Weltmeister gekürt. Der Titel brachte dem Konsolenkicker eine Viertelmillion Dollar als Preisgeld ein.

Auch der Motorsport hat inzwischen den Weg vom reinen Gamingspaß auf Konsole, PC, Handy und Tablet in den anerkannten Esport geschafft. Die GT World Tour auf „Gran Turismo Sport“ ist als erstes virtuelles Rennen von der Fédération Internationale de l’ Automobile anerkannt worden, und die Gewinner werden zur echten FIA-Preisverleihung eingeladen. Die amerikanische NASCAR hat zwei Esports-Meisterschaften, und das Super-Finale der Le Mans Esport-Meisterschaften findet als Teil der „Forza“-Gamesserie zeitgleich mit dem legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans statt.

Die besten virtuellen Motorsportler können zudem bei „The World‘s Fastest Gamer“ gegeneinander antreten. Außer Preisgeldern werden in den Meisterschaften zumeist auch Sachgewinne ausgelobt. Der Sieger von „The Fastest Gamer“ von 2019 durfte als Teil seines Gewinns eine Runde mit dem Jenson Team Rocket RJN McLaren drehen.

„World of Warcraft“, „Fortnite“, „Counter-Strike“ und andere Strategie- und Kampfspiele haben es ebenfalls seit Jahren in die Reihe der anerkannten Esportarten geschafft.

Kein Wunder also, dass das Interesse an einer Profikarriere als virtueller Sportler steigt. Inzwischen liegt die Zahl in der Bundesrepublik bei mehr als 1000 Zockern, die es vom Amateur über die diversen Ligen bis nach oben in die Profiriegen geschafft haben.

„MoAuba“ und seine Kickerkollegen in den virtuellen Bundesligen in Deutschland und Nachbarländern gehören dabei genau wie die anderen hochkarätigen Zocker zu den neuen Stars mit Vorbildfunktion. Doch wo beim Fußball und im Motorsport jeder für sich selbst antritt, ist bei etlichen Esports Teamfähigkeit angesagt. Vor allem bei Videogames wie „Counter-Strike: Global Offensive“, „League of Legends“ und „Fortnite“ ist das Zusammenspiel alles, um am Ende siegreich dazustehen. Und die Konkurrenz ist hart. Vor allem Mannschaften aus Amerika und Asien, aber auch aus Skandinavien stehen häufig oben in den Ranglisten, was die Wertung und die Einnahmen betrifft.

An erster Stelle, was die Lukrativität angeht, steht „Dota 2“. Die meisten Esport-Millionäre haben sich auf das Multiplayer Online Battle Arena-Spiel spezialisiert. Auf Platz eins liegt dabei der deutsche Kuro Salehi Takhasomi, der unter dem Handle „KuroKy“ mit dem Team Liquid mehr als 4,165 Millionen US Dollar erspielt hat.

So wie in anderen Sportarten auch gehören im Esport jede Menge Training und Nervenstärke dazu, um es zum Erfolg zu bringen. Reaktionsvermögen, Flexibilität und Belastbarkeit müssen genauso geübt werden wie das Zusammenspiel mit Teamkollegen oder die psychologische Einschätzung von Gegnern. Eine gesunde Lebensweise steht bei den meisten erfolgreichen Esportlern ebenfalls im Vordergrund. Obwohl sehr viele Stunden sitzend gezockt wird, gehört Bewegung zwischendurch dazu, um auch geistig fit zu bleiben. Ausdauertraining stärken Herz und Kreislauf, um dem Stress beim Turnier besser gewachsen zu sein.

Weil gerade im Esport jeder momentane Konzentrationsmangel zur Niederlage führen kann, ist die richtige Ernährung für körperliche und geistige Höchstleistungen wichtig. Wer ständig unter Spannung steht, kann allerdings auch rasch zum Burnout-Fall werden oder den Spaß am Spiel verlieren. Das gilt vor allem, wenn es keine echte Pause gibt, weil sonst der Ranglistenplatz gefährdet ist oder die Abonnenten auf dem Twitch- oder YouTube-Kanal einen neuen Live-Stream erwarten.

Selbst so erfolgreiche Zocker wie Lukas „gla1ve“ Rossander vom „Counter-Strike“-Team Astralis entschied sich zu einer mehrmonatigen Pause, ehe Stress und Burnout unwiderruflich zu viel werden konnten.

Jian „Uzi“ Zi Hao, der mit „League of Legends“ zum Star geworden war, kündigte 2020 seinen endgültigen Rückzug an. Der erst 23 Jahre alte Zocker litt unter Diabetes, psychischem Stress und Abnutzungserscheinungen in Armen und Schultern und hatte schon mehrfach daran gedacht, den für ihn allzu ungesund gewordenen Esport aufzugeben.

Wer jedoch auf seinen Körper und seine Psyche hört, kann auch als Hobbygamer vom Zocken profitieren. Videospiele in vernünftigem Rahmen tragen nämlich zum Stressabbau bei und fördern Kreativität, Entscheidungskompetenz sowie Kommunikationsfähigkeit. Hinzu kommt, dass sie selbst im stillen Kämmerlein eine nicht zu unterschätzende soziale Komponente besitzen. Vor allem aber machen sie Spaß.

Nicht umsonst erholen sich in Deutschland querbeet alle Altersgruppen beim Zocken auf dem Handy, PC oder der Konsole oder schauen ihren Stars beim Live-Stream zu, selbst wenn der Gedanke an eine Profikarriere gar nicht erst aufkommt oder von vornherein ein Traum bleiben wird. Dabeisein ist schließlich fast alles.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Nachgefragt beim viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel: Ob er wirklich über ein Comeback nachdenkt und mit wem echte Gespräche stattfinden

Freies Training Melbourne

Freitag Australien: Ferrari in guter Form

Haben Max Verstappen und Red Bull Konkurrenz? Ferrari präsentierte sich im zweiten Freien Training in Melbourne in bestechender Form ..

Das Saison-Highlight der Langstrecken-Rennen zweimal rund um die Uhr auf der Nürburgring Nordschleife bestätigte die ersten Saison-Ergebnisse: Die Porsche 911 GT3 sind aktuelle das Maß der Dinge, insbesondere die beiden türkisfarbenen Renner im Falken Design sowie der „Grello“ von Manthey.