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Analysen vor dem großen Wettkampf

Traditionell ist der Montag einer Vielzahl von Meetings in unterschiedlicher Zusammensetzung von Fahrern, Ingenieuren, Technikern und Mechanikern gewidmet. Sie checken nicht nur die gewonnenen Daten und Fakten, sondern gleichen sie mit bereits vorliegenden Informationen vom Renner und der Strecke ab. Dabei generieren die Vielzahl der in den Rennern eingesetzten Sensoren so viele Daten, dass deren Auswertung neben spezieller Software auch umfassender Erfahrung der Macher bedarf, damit diese eine perfekte Einheit mit den Streckenbedingungen und den Fahrstilen der Piloten bilden können.

Bernhard Schoke

Die Auswertungen der Datenflut des Testtages fordert insbesondere die Ingenieure und Teamchefs einerseits und die Piloten andererseits. Denn:
Die gesammelten Daten können farblich abgesetzt Runde für Runde übereinander gelegt werden. Und dies für nahezu alle denkbaren Bereiche wie unter anderem Beschleunigung, Bremsleistung, Lenkwinkel, „Querdrifts“, Federungs- und Dämpfungswerte, die mit entsprechenden Ver- und Einstellmöglichkeiten versehen, einen großen Anteil an der individuelle Abstimmungsarbeit einnehmen, je nachdem welche System eingesetzt werden.

Daten-Auswertung & -Vorbereitung

Allen gemeinsam ist dabei eines:
Man versucht damit den Piloten bestmögliche Bedingungen zu schaffen, um die maximalen Potenziale von Mensch und Maschine auf die Strecke zu bringen. Und hier zeichnet sich eine neue Entwicklungsstufe – generiert durch das „Entwicklungslabor Motorsport“ – ab. Die Feder-Stoßdämpfer-Einheiten werden nicht digital, sie sind digital. Black Boxes steuern die jetzt hydraulischen Systeme der zuvor mechanischen Ventil-Einstell-Einheiten.
Damit eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten nicht nur in der Abstimmung des jeweiligen Renners, sondern auch in der individuellen Fahrbarkeit. Denn:
Man kann ja so nicht nur die Streckenprofile hinterlegen, sondern man hat ja auch die exakte Position auf dem Kurs selbst zur Verfügung. In Kombination mit der besten Runde des jeweiligen Fahrers ergeben sich so – „weitergedacht“ - ganz neue „Varianten“.

Neue Möglichkeiten & Einschränkungen

Für jeden Piloten könnte so ein Szenario, Stichwort Preset „hinterlegt“ werden/sein, dass nahezu am Optimum liegende Rundenzeiten generieren würde.
So „einfach“ ist es dann allerdings dann doch nicht. Weil:
Dieses Optimum versuchen natürlich alle Fahrer Runde für Runde auf den Asphalt zu bekommen, um zum einen an den bekannten Schlüsselstellen der Strecke möglichst viel Speed für die kommenden Abschnitte zu bekommen und zum anderen damit so richtig schnelle Runden zu generieren. Dies gelingt mal mehr mal weniger.
Hinzu kommen die zahlreichen Überholvorgänge der drei in Le Mans an den Start gehenden Klassen sowie innerhalb der jeweiligen relativ leistungsgleichen Fahrzeuggruppen selbst.
Allein schon dadurch wird das obige Gedankenspiel „Szenario“ kontakariert.
Aber, der Anfang ist – nachvollziehbar durch die öffentliche technische Abnahme – gemacht und die digitale Elektronik wird zudem bekanntermaßen immer noch leistungsfähiger. Stichwort:
Entwicklungslabor Motorsport – auch wenn man in diesen Bereich von den daran beteiligten Unternehmen/Zulieferern wie Teams und auch Fahrern kommunikativ aktuell ganz einfach „mauert“ und so dann – erfahrungsgemäß – zu eigenen „individuellen Einschätzungen“ kommt.
Hinzu kommen, bei den 24h Le Mans ebenso wie bei anderen Langstreckenrennen auch, weitere Faktoren, die den Rennverlauf beeinflussen, wie das allgegenwärtige Thema Wetter. Aber auch für nasse und abtrocknende Streckenverhältnisse ließen sich – per Knopfdruck oder Tastenkombinationen abrufbar – hinterlegen, um auch hier nahe an die 100 Prozent zu kommen.
Hintergrund:
Die Vorhersage für das anstehende Rennwochenende geht in die Richtung, dass man ein ausgesprochen feuchtes, wohl eher nasses Rennen erleben könnte, das wieder mehr „Raum“ für die individuellen Möglichkeiten (oder auch nicht) für die Piloten und die dann einzusetzenden Reifen mit ihren unterschiedlichen Profilierungen und Mischungen eröffnen würde. Oder anders ausgedrückt:
Es bleibt spannend bis der Führende am Sonntagnachmittag die schwarz-weiß-karierte Zielflagge sieht – denn eine (abgefragte) Einschätzung, wer dies sein könnte, traute sich von den in Deutschland, Österreich oder der Schweiz lebenden und auf dem Kurs an der Sarthe antretenden Piloten belastbar/fundiert oder nachvollziehbar argumentiert keiner wirklich zu.

Ergo:
Die perfekten Ausgangsbedingungen für ein spannendes Rennen und zuvor ebensolche Qualifikations-Sessions, in denen dann alle – voraussichtlich eher später als früher – „die Hosen der eigenen Leistungsfähigkeit“ herunterlassen (müssen). Denn:
Die am gestrigen Testtag gefahrene „Bestzeit“ mit einer hohen 3:26 Min. Rundenzeit und weiteren 3:27 bzw. 3:28 Zeiten in der HyperCar-Klasse sind – so die übereinstimmende Einschätzung der Experten – auf die gegebenenfalls daraus resultierenden BoP-„Änderungen“ zurück zu führen.

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