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DTM-Rennen Oschersleben 2 Ayhancan Güven fuhr sich dank perfekter Strategie an die Spitze
Alexander Trienitz

DTM-Rennen Oschersleben 2: Ayhancan Güven feiert seinen ersten DTM-Sieg

Ayhancan Güven feiert im spannenden Strategie-Poker in Oschersleben den ersten DTM-Sieg vor Mercedes-Pilot Jules Gounon & Manthey-Teamkollege Thomas Preining

In einem packenden Sonntagrennen in Oschersleben feiert Ayhancan Güven seinen ersten Sieg - und den ersten DTM-Erfolg eines Türken überhaupt! Der Manthey-Porsche-Pilot triumphiert dank einer perfekten Strategie, die ihn nach dem ersten von zwei Boxenstopps an die Spitze brachte.

"Bereits in meinem ersten Jahr habe ich direkt um Siege und den Meistertitel gekämpft", erinnert der Türke, der seit 2023 in der DTM am Start. "Aber im vergangenen Jahr wollte sich der Erfolg einfach nicht einstellen. Was für mich besonders schmerzhaft war: Ich wusste immer, dass ich das Potenzial habe. Aber im Motorsport zählen eben nur Ergebnisse."

"Man braucht sich nicht zu entschuldigen oder zu rechtfertigen", weiß Güven. "Das hat mich, offen gesagt, ziemlich frustriert. Aber die einzige Lösung war, hart zu arbeiten. Dank meines Teams, in dem eine wirklich gute Atmosphäre herrscht und in dem wir als Fahrer hervorragende Unterstützung bekommen, konnten wir uns kontinuierlich verbessern."

Nun ist dem Manthey-Porsche-Piloten endlich der Durchbruch gelungen: Der 27-Jährige feiert seinen ersten Sieg in der DTM. Polesetter Jules Gounon sichert sich im Winward-Mercedes den zweiten Rang, gefolgt von Thomas Preining, der das Doppelpodium für Manthey komplettiert.

DTM-Leader Jordan Pepper (Grasser-Lamborghini) verpasst das Podium als Vierter nur knapp. Rene Rast und Marco Wittmann bringen die Schubert-Mannschaft bei deren Heimspiel mit den Plätzen fünf und sechs zum Jubeln. Luca Engstler (Grasser-Lamborghini) wird Siebter, während Ben Dörr im Dörr-McLaren mit einem starken achten Platz überzeugt.

DTM-Champion Mirko Bortolotti (Abt-Lamborghini) und Vortagessieger Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) komplettieren die Top-10. Land-Audi-Pilot Ricardo Feller muss sich mit dem elften Gesamtrang begnügen.

Safety-Car-Phase nach Aston-Martin-Unfall

Im Gegensatz zum weitgehend geordneten Rennverlauf am Samstag gestaltete sich die Startphase am Sonntag deutlich turbulenter. Zwar wandelte Gounon seine Poleposition in die frühe Führung um, gefolgt von Pepper und Güven, doch im Mittelfeld entwickelten sich intensive Zweikämpfe.

Maro Engel wurde zunächst von Markenkollege Lucas Auer von der Strecke gedrängt und erhielt im Anschluss durch Mirko Bortolotti einen Treffer am Heck. Infolge dieser Kollision kam es zu einer kurzzeitigen Rauchentwicklung am Mercedes-AMG GT3.

Engel konnte das Tempo der Spitzengruppe anschließend nicht mehr mitgehen und verlor rasch den Anschluss an die Top-10. Für Auer hatte das Manöver ebenfalls Konsequenzen: Auf Anweisung der Rennleitung musste er Engel und damit auch Bortolotti und Rast vorbeilassen, was ihn deutlich zurückwarf.

Zuvor hatte ein Unfall von Nicolas Baert (Comtoyou-Aston Martin) das Safety-Car auf den Plan gerufen. Baert war von der Strecke abgekommen und in die Reifenstapel eingeschlagen. Der anschließende Restart verlief ohne weitere Zwischenfälle, wobei Auer die Gelegenheit nutzte, um unmittelbar danach seinen ersten Pflichtboxenstopp einzulegen.

Engel folgte eine Runde später und konnte sich damit wieder vor seinem Mercedes-Markenkollegen Auer positionieren, obwohl beide Boxenstopps nicht optimal verliefen. Auch bei Ricardo Feller dauerte der erste Stopp etwas länger.

Zwar steuerte der Land-Audi-Pilot die Boxengasse noch vor Thomas Preining an, doch weil die Manthey-Mannschaft einen perfekten Reifenwechsel hinlegte, konnte sich Preining in der Fastlane vor den Schweizer setzen. Weil Feller seine Boxenposition verließ, obwohl Preining bereits ankam, droht dem Audi-Piloten möglicherweise eine nachträgliche Strafe.

Strategische Verschiebungen durch Boxenstopps

Auch an der Spitze führte der erste Boxenstopp zu Veränderungen: Jordan Pepper kam eine Runde früher herein als der führende Gounon, doch die Mercedes-Boxencrew arbeitete fehlerfrei und ermöglichte ihrem Piloten die Verteidigung seiner Position gegen den Grasser-Lamborghini.

In Führung blieb Gounon dennoch nicht. Güven sowie Rast entschieden sich für eine späte Boxenstrategie und konnten sich dank Overcut an die Spitze setzen. Besonders Rast profitierte davon, dass ihm nach dem Ausfall am Vortag ein zusätzlicher Satz neuer Reifen zur Verfügung stand.

In der zweiten Boxenstopp-Phase eröffnete Auer erneut das Geschehen, gefolgt von Engel. Letzterer verlor bei seinem zweiten Stopp deutlich Zeit und fiel dadurch auf Rang zwölf zurück. An der Spitze steuerten Güven, Rast, Gounon und Pepper bei der letztmöglichen Gelegenheit gemeinsam die Boxengasse an.

Dabei wurde Rast zum großen Verlierer: Ein linkes Hinterrad, das offenbar festklemmete, kostete ihn rund drei Sekunden, wodurch sowohl Gounon als auch Pepper an ihm vorbeiziehen konnten. "Das kann aber passieren, es ist das erste Mal in zwei Jahren, von dem her bin ich den Jungs überhaupt nicht böse", sagt Rast bei ProSieben.

Zurück auf der Strecke setzte sich Rast' Pechsträhne aber fort. Mit noch kalten Reifen konnte er den heranstürmenden Thomas Preining nicht abwehren, der sich auf frischeren Reifen nach vorne arbeitete. Der Manthey-Pilot überholte wenig später auch Pepper und nahm die Verfolgung von Gounon auf.

Obwohl Preining den Druck auf Gounon nochmals deutlich erhöhte und nach einem kleinen Kontakt sogar zeitweise neben dem Mercedes-Piloten auftauchte, gelang ihm das entscheidende Überholmanöver letztlich nicht mehr. Gounon verteidigte Rang zwei erfolgreich bis zur Ziellinie.

"Ein großartiges Ergebnis, ich bin super happy", freut sich Preining im Gespräch mit ProSieben dennoch. "Es war ein schwieriges Qualifying von unserer Seite der Box aus, wir haben keine richtig gute Runde zusammenbekommen. Deshalb ist der dritte Platz als Schadensbegrenzung zu bezeichnen - ich finde, das ist ein fantastischer Tag."

Timo Glock muss vorzeitig aufgeben

Für DTM-Rückkehrer Timo Glock verlief das Wochenende enttäuschend. Im Dörr-McLaren fuhr er von Beginn an nur im hinteren Feld und musste sein Fahrzeug etwa zur Rennhalbzeit mit technischen Problemen abstellen. Mehrere Kollisionen, insbesondere ein Kontakt mit Tom Kalender (Landgraf-Mercedes), hatten das Auto stark beschädigt.

"Für uns war es keine Option, das Rennen zu Ende zu fahren, weil das Auto einfach unfahrbar ist", erklärte Glock im Interview bei ProSieben. "Man kämpft so mit stumpfen Waffen, dass es keinen Sinn ergibt, zu Ende zu fahren." Neben Glock musste auch Nicki Thiim seinen Abt-Lamborghini frühzeitig abstellen, nachdem ein Reifenschaden die Weiterfahrt unmöglich machte.

Arjun Maini landet im bestplatzierten Ford Mustang GT3 von HRT auf dem 16. Platz, während Teamkollege Fabio Scherer den 18. Rang belegt. Die drei Emil-Frey-Piloten erreichen geschlossen die Positionen 13 bis 15, angeführt von Thierry Vermeulen. Gilles Magnus (Comtoyou-Aston-Martin) wird Letzter.

Nach dem zweiten von insgesamt 16 Rennen der Saison 2025 führt Jordan Pepper die DTM-Gesamtwertung an. "Das waren die ersten zwei von 16 Rennen. Die Meisterschaft dieses Jahr wird lang", mahnt der Südafrikaner zur Vorsicht. "Aber das war ein gutes Wochenende." Beim nächsten Rennen auf dem Lausitzring (24. und 25. Mai 2025) wird der Grasser-Lamborghini-Pilot der Gejagte sein.

Motorsport-Total.com

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